Kapitel 2

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Am nächsten Morgen hätte ich meinen Wecker am liebsten gegen die Wand geschmissen. Doch in Anbetracht der Tatsache dass dies der dritte in diesem Monat gewesen wäre, ließ ich es bleiben und schwang stattdessen murrend die Beine aus dem Bett.

Ich gähnte herzhaft, während ich mir ein paar Klamotten aus dem Schrank nahm und ins Badezimmer schlurfte.

Vielleicht sollte ich derartige Umstylings, wie das der letzten Nacht, in Zukunft aufs Wochenende verschieben.

Der leicht herbe Parfumduft, der dort in der Luft lag, sagte mir dass meine Oma, wie jeden Morgen, schon vor mir hier gewesen war und ich hoffte inständig, dass sie sich schon auf dem Weg zur Arbeit befand.

Ich war ein typischer Morgenmuffel und an einigen Tagen war ihre übertrieben gute Laune einfach nur nervtötend.

Meine Mum war kurz nach meiner Geburt gestorben und seit dem hatte meine Oma das Sorgerecht für mich und arbeitete in einem kleinen Büro.

M

anchmal fragte ich mich, wie es wäre wenn ich vor siebzehn Jahren bei meinem Vater gelandet wäre, doch ich kannte ihn nicht einmal und wusste praktisch nichts über ihn, mal abgesehen von seinem Geschlecht.

Laut meiner Oma war es nur ein Sommerflirt gewesen, der mit dem Tob meiner Mutter geendet hatte und man hatte mir bis jetzt jedes Detail gewissenhaft verschwiegen...

Seufzend spuckte ich die restliche Zahnpasta ins Waschbecken, bevor ich mir meine Schlafkleidung vom Körper riss und unter die Dusche sprang. Es hatte ja sowieso keinen Zweck darüber nachzudenken. Es war nun mal so wie es war.

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Ich schaltete den Föhn aus und zog mir den grauen Hoodie und die Jeans an.
Ein Blick in den Spiegel sagte mir dass Make Up wohl keine schlechte Idee war, zumindest um meine Augenringe ein wenig zu überdecken.

Eigentlich war ich recht zufrieden mit meinem Aussehen. Meine Haare hatten ein eher dunkles Blond, passten jedoch gut zu den hellblauen Augen und meinem ovalen Gesicht mit den hohen Wangenknochen.

Auch meine Figur war recht sportlich, wenn auch mit recht wenig Oberweite.
Mit anderen Worten: durchschnittlich.

Nachdem ich mir schnell noch einen lockeren Dutt gemacht hatte, schaufelte ich mir eine Portion Cornflakes rein und flitzte dann durch das schmutzige Treppenhaus unseres Wohnblocks nach unten auf die Straße.

Ein Hupen ertönte als ein kleiner klappriger Ford um die Ecke bog und mit quietschenden Reifen vor mir hielt.

"Na endlich, ich dachte schon ihr kommt nie!" Maulte ich gespielt als Josh, der gemeinsame Freund von Mel und mir, die Tür öffnete und mich an grinste. Er holte uns jeden Morgen ab und wir fuhren gemeinsam zu Highschool, da er nur zwei Straßen weiter, neben Mel, wohnte.

"Wären wir auch fast nicht, nach dem der Spinner, mit seinem Tempo beinah den Dackel von Mrs. Jones überfahren hätte!"
Meckerte diese nun und sah Josh tadelnd an.

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und ließ mich auf die Rückbank fallen.

"Dann hätte der fette Köter ein schöneres Ende gehabt, als bei seiner Besitzerin!"
Konterte Josh und Mel und ich warfen ihm beide einen bösen Blick zu, erwiederten jedoch nichts.

Meine beste Freundin und ich waren so ziemlich die tierliebsten Menschen auf diesem Planeten und blieben bei fast jedem Hund und jeder Katze stehen.

Naja gut, von den Straßenkatzen hielten wir uns lieber fern, die waren nicht so zum Kuscheln geeignet.

In der Schule hastete ich gleich weiter zu meinem Spind, riss die Bücher heraus und sprintete die Gänge entlang.

Auf Mels und meinen Kommentar zu seiner Geschwindigkeit, war Josh doch tatsächlich in so einem Schneckentempo zur Schule geiert, dass wir bereits 8 Minuten zu spät waren.

Wer solche Freunde hatte, brauchte echt keine Feinde mehr.

Mrs. Miller funkelte mich herablassend an, als ihr den Raum betrat und zu meinem Platz schlich.
"Unglaublich dass sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beglücken Miss Price! Ich hatte schon gehofft sie würden gar nicht mehr kommen!"

Motzte die alte Schreckschraube auch gleich los und kritzelte etwas ins Klassenbuch.

Ich seufzte, da ich keine große Lust verspürte, auf ihren Kommentar einzugehen und ließ mich auf den Stuhl neben Mark fallen, welcher mich mit einem wissenden Grinsen empfing.

"Ich dachte schon du lässt mich mit dem Drachen alleine!" Flüsterte er und beugte sich zu mir rüber. Ich musste grinsen und knuffte ihn in die Seite. "Das könnte ich doch niemals über Herz bringen! Wie kannst du nur so von mir denken!"

Ich fasste mir theatralisch ans Herz und verschanzte mich hinter meinem Mathebuch, als ich Mrs. Millers strengen Blick bemerkte.

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Während der Pause hockte ich mit meinen Freunden gemeinsam in der Cafeteria und erzählte, abwechselnd mit Mel, die Story von gestern Nacht.

Die Jungs lachten sich wirklich zu Tode und fielen fast vom Stuhl, als Mel erst mich, mit scheinheiligen Grinsen, und dann den Cop nach ahmte, der kurz vorm Platzen gewesen war.

Gerade als Mel noch einmal wiederholen wollte was ich gesagt hatte, ertönte eine Durchsage aus den Lautsprechern.

»Katelynn Price und Melanie Gordon zum Direktor!«

Fuck. Mel und ich sahen uns erschrocken an.
"Ich dachte der Polizist wollte nichts sagen?"
Sprach sie meine Gedanken aus und sah unsicher zum Lautsprecher, so als ob dieser ihr antworten würde.

"Aber wie kann das dann sein? Ich meine, Mister Berkley, war laut eurer Erzählung schon weg und Kameras hat er auch nicht..."

Ben, einer unserer Freunde sah verwirrt zwischen uns hin und her.
"Keine Ahnung." Wir zuckten mal wieder synchron mit den Schultern. "Besser wir bringen es schnell hinter uns."

Wir standen auf und verließen unter den neugierigen Blicken der anderen Schüler, die tuschelnd die Köpfe zusammen steckten, die Cafeteria.

"Viel Glück." Riefen die Jungs uns noch hinterher und ich zeigte ihnen grinsend meinen schönsten Finger.

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937 Wörter

Mal schauen was passiert...😬

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