Kapitel 33

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Regungslos und mit angehaltenem verharrten wir beide im Heu und warteten ab. Ich wagte einen Blick über die Schulter und sah zu Deamon, dessen Hand in Richtung des Gewehr's wanderte, das ein Stück von uns entfernt auf einer Kiste lag.

Wir Schlauköpfe hatten unser Versteck natürlich auch so konzipieren müssen, dass die Leiter von uns aus nicht einsehbar war. Zwar hatte unsere kleine Heumauer den Vorteil, dass der Schein unserer kleinen Lampe, die wir unter die Decke gehängt hatten, nicht bemerkt wurde, doch galt dies leider auch umgekehrt.

Kurz stoppten die Schritte und der jemand schien sich erstmal orientieren zu müssen, bevor sie sich weiter in unsere Richtung bewegten.

Plötzlich ertönte ein dumpfes Poltern, gefolgt von einem "Autsch" und leisem Gefluche.

Ich stutzte kurz, bevor ich leise zu kichern anfing und dem Besucher bis zur Leiter entgegen kam. Rocky kam ebenfalls zur Leiter und begrüßte Nick, welcher auch kurz darauf auf dem Heuboden erschien.

"Hey ihr zwei." Er sah einmal in die Runde und schien zu checken ob alles in Ordnung war, während er Rocky zur Begrüßung kurz hinterm Ohr kraulte.

Deamon saß schon längst wieder an Ort und Stelle und begrüßte ihn ebenfalls mit einem Nicken, bevor er Rocky mit einem leisen Pfeifen wieder zu sich rief.

"Was machst du hier?" Fragte ich neugierig und ließ mich wieder zurück auf eine Decke fallen.

"Ich wollte nur schauen ob bei euch alles soweit in Ordnung ist."
Wurde meine Frage beantwortet, während er seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. "Ich gehe jetzt nämlich schlafen, ihr wisst ja Bescheid."

Wir nickten synchron und ich haspelte nochmal alles was wir machen könnten und sollten runter, um ihn ein wenig zu Beruhigen. Deamon schien sich dem Gespräch enthalten zu wollen, was ich ihm nicht übel nehmen konnte. Er musste eigentlich schon mehr als genervt sein, von Nicks überfürsorglichem Verhalten.

"Gut, also ihr ruft an wenn etwas passiert? Mein Handy liegt direkt neben meinem Bett, ihr müsst nur Bescheid sagen."

Ich verdrehte nur die Augen und nickte noch einmal. "Ja, Nick. Wir haben alles im Griff. Wenn etwas ist rufen wir an und ansonsten sehen wir uns morgen früh."

"Gut und macht keinen Blödsinn, ja? Ich wär dankbar wenn mein Stall morgen noch steht."

"Jaha. Wir hatten nicht vor irgendwas anzuzünden oder hier sonst was zu veranstalten. Wir inklusive der Pferde, werden das alle überleben und der Stall wird hinterher auch noch stehen. Versprochen. Du kannst jetzt beruhigt schlafen gehen."

"Ist ja gut, ich hab verstanden. Ich nerve euch vermutlich mit meinem Verhalten. Gute Nacht ihr beiden." Mit einem leisen Schmunzeln, welches den Sorgenvollen Blick jedoch keineswegs versteckte verschwand Nick wieder die Leiter nach unten und ließ uns alleine.

"Puh, hoffentlich war's das für heute." Murmelte Deamon und musterte mich kurz. "Ist der immer so bei dir? Sowas kenne ich gar nicht von ihm."

"Nein, so extrem überbesorgt war er definitiv noch nie. Ich glaube er will jetzt alles das nachholen, was er in 16 Jahren nicht konnte."

Ich war nach der letzten Konversation nicht unbedingt in Redelaune, weshalb der Satz etwas schroffe rüberkam als ursprünglich gewollt.

Es kam nur ein nachdenkliches Brummen zur Antwort, weshalb ich das Gespräch als offiziell beendet sah und mich nach der Kaffeekanne umsah. Wenn man schon was Warmes zu trinken da hatte, sollte man diese Möglichkeit auch nutzen, fand ich, weshalb ich mir gleich einen Becher der noch immer heißen Brühe einschenkte.

"Ist dir kalt oder so? Brauchst du 'ne Decke?" Fragte Deamon nur ohne mich anzusehen.

Soso. Also auch dafür war man sich noch zu fein.

Sollte der Arsch doch machen was er wollte. Ich würde mich gleich eh wegdrehen und beim nächsten Mal, hatte ich definitiv ein Buch dabei. Somit wär ich nicht so auf ein Gespräch angewiesen und in der Lage mich selbst zu beschäftigen.

Als ich verneinte nickte er wieder nur knapp und lehnte sich nach hinten ins Heu, wobei er sich die Krempe seines schwarzen Hutes ins Gesicht zog und die Augen schloss.

Schlief der Typ jetzt?

Tatsächlich war von Deamon kein Ton mehr zu hören und nur sein gleichmäßiges Atmen wies noch auf seine Anwesenheit hin.

Ganz toll. Jetzt war ich sozusagen komplett alleine. Schlafen konnte ich nicht, denn mindestens einer musste wach bleiben, sonst hätte unser Posten hier oben wenig Sinn.

Seufzend überlegte ich mir irgendeine Beschäftigung, doch mir fiel beim besten Willen nichts ein. Beim nächsten Mal sollte ich mir definitiv ein Buch oder so mitnehmen. Oder noch besser, andere Gesellschaft.

Die Stille hier war schon beinahe gespenstisch und die Kälte machte sich auch mit der Zeit bemerkbar. Nur ab und zu hörte man ein Geräusch. Mal war es der entfernte Ruf eines Vogels, ein andern mal trippelte etwas über das Dach.

Doch plötzlich schlug eine Tür oder ähnliches zu, was mich aufsehen ließ.

Ein flaues Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit und ich kroch vorsichtig zu dem kleinen Fenster, auf der anderen Seite des Heubodens. Von hier aus konnte man perfekt über den Hof schauen und hatte alles im Blick. Natürlich abgesehen von dem was hinter und seitlich vom Stall lag.

Draussen war es noch finsterer als hier. Von Nick war natürlich schon längst nichts mehr zu sehen und der Mond war kaum im Stande die dicke Wolkendecke zu durchbrechen.

Moment mal... Hatte ich mich gerade getauscht oder war das ein Schatten der dort über den Hof schlich?

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich lehnte mich noch etwas nach vorne um mehr zu erkennen, doch es war nichts mehr zu sehen.

Die reinste Totenstille. Kein Mensch oder Tier weit und breit.

Umso heftiger zuckte ich auch zusammen als plötzlich ein lautes Schnarchen ertönte und ich fuhr erschrocken herum.

Nachdem ich das Geräusch zugeordnet hatte, fiel mein erster Verdacht auf Deamon, doch der richtete sich nur langsam auf und sah zu mir.

Aha, er hatte also doch nicht geschlafen.

"Alles gut, Katy das ist nur Rocky, er schnarcht häufiger mal."

Mein Blick fiel auf den grauen Mischling und dieser lag tatsächlich grunzend auf der Seite und schien tief und fest zu schlafen.

Ich atmete beruhigt aus und wandte mich wieder dem Fenster zu. Alles genauso ruhig wie vorher.

War es wirklich nur eine Einbildung gewesen? Vielleicht hatte es an der Müdigkeit gelegen und ich fing bereits an Gespenster zu sehen.

"Was machst du eigentlich da?" Deamon kam zu mir rüber und spähte ebenfalls nach draussen in die Dunkelheit.

Ich rutschte ein Stück um ihm Platz zu machen, obwohl seine Körperwärme eigentlich zu begrüßen war.

"Ich hab was klappern gehört und bin schauen gegangen. Vielleicht hab ich es mir auch nur eingebildet, aber da war kurz ein Schatten zu sehen." Antwortete ich und behielt weiterhin den Hof und die Ausfahrt im Auge.

Deamon runzelte nur leicht die Stirn und schien seine Augen anzustrengen, bevor er schließlich nickte und vorsichtig zur Hofeinfahrt deutete.

"Ja, jetzt hab ich's auch gesehen. Da war definitiv etwas."

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1145 Wörter

Sooooo hier der dritte der 5 Teile 😊

Country LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt