Kapitel 3

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Auf dem Weg zum Büro unseres Schuldirektors zerbrachen wir uns gemeinsam den Kopf darüber, um was es gehen könnte.
Ich klopfte und öffnete vorsichtig die Tür als ein 'Herein' ertönte und sah schüchtern zu Mister Andrews, welcher nachdenklich hinter seinem Schreibtisch auf und ab ging.
"Setzen sie sich."
Nervös kamen wir seiner Aufforderung nach und ließen uns auf den gut gepolsterten Lederstühle fallen.
Mister Andrews setzte sich gegenüber und musterte uns, der Reihe nach prüfend.
"Sagen sie, sie beide sehen müde aus, war wohl eine lange Nacht gestern."
Begann er das Gespräch und zog fragend eine Augenbraue hoch.
"Ähm." Ich wusste nicht wirklich was ich dazu sagen sollte und auch Mel geriet ein Verlegenheit.
"Wie auch immer, sie sind mir dazu ja auch keine Rechenschaft schuldig. Allerdings habe ich heute morgen einen Anruf erhalten und zwar von einem mehr als wütenden Mrs. Berkley. Man hätte wohl seinen Laden verunstaltet und er wolle wissen ob es sich bei den Tätern um Jugendliche aus meiner Schule handelt."
Mel biss sich auf die Lippe, während ich weiterhin mein Pokerface aufrecht erhielt und ihr unauffällig einen Tritt gegens Schienbein verpasste. Schließlich war damit noch lange nicht gesagt, dass wir es waren.
"Ich wüsste nicht was das mit uns zu tun hat."
Antwortete ich so ruhig und gleichgültig wie möglich.
Vielleicht ein wenig zu gleichgültig, denn Mr. Andrews hob misstrauisch eine Augenbraue.
"Genau das möchte ich wissen, Miss Price. Es ist ja nicht so dass sie beide noch nie etwas angestellt hätten, nicht war? Da ist es naheliegend dass der Verdacht zuerst auf die fällt."
Bei seinen letzten Worten meinte ich so etwas wie Belustigung hören zu können. Dummerweise stimmte die Aussage, nicht zuletzt war ja auch schon Mister Andrews und einige andere des Lehrerkollegiums Opfer unserer Streiche geworden. Er hatte uns zwar bestraft, aber die meisten Lehrer lachten darüber, genauso wie unser Direktor.
Mel musste wohl ähnliche Gedanken gehabt haben, denn ich bemerkte ein vergnügtes Blitzen in ihren Augen.
Mister Andrews sah prüfend zwischen uns hin und her und schien unsere teils ertappten, teils belustigten Gesichter richtig zu deuten, denn er machte einen zufriedenen Gesichtsausdruck und zwinkerte uns dann zu.
"Ich denke mal sie wissen beide wie ich zu ihren Streichen stehe. Da sich nichts nachweisen lässt und auch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist, werde ich die Sache auf sich beruhen lassen. Machen sie, dass sie zum Unterricht kommen und ihr Ruf sich nicht zu Trödlern ändert!"
Das brauchte er uns nicht zweimal zu sagen.
Mit einem Grinsen sprangen wir auf und liefen zum nächsten Unterrichtsraum, welcher zum Glück in der Nähe lag.

᪥᪥᪥

Nach der Schule waren wir zu Mel gegangen und saßen jetzt, jede mit einem großen Becher Eis in der Hand, bei ihr auf dem Sofa.
"Wir haben echt Glück mit unserem Direx."
Murmelte meine beste Freundin, die in Gedanken noch bei dem Gespräch zu sein schien.
Ich nickte grinsend und schob mir einen Löffel Schokoeis in den Mund.
"Schtimmt. Tschell dir mal fpor wür hötten irgendschon Hampfelmam, der bei allöm gleisch auschraschtet."
Erwiederte ich mit vollem Mund, woraufhin Mel einen Kicheranfall bekam und gerade noch ihr Eis auffangen konnte, das sich gerade selbstständig richtung Fußboden bewegen wollte.
Ich sah sie kopfschüttelnd an.
"Du verschwendest ja das schöne Eis, kannst du nicht vernünftig essen!" Grinste ich und gab ihr einen Klaps auf den Oberschenkel.
Mit einem empörten Schnauben griff sie nach einem Sofakissen und schleuderte es in meine Richtung.
"Autsch du Dulli!" Ich befreite mein Gesicht von dem flauschigen Stoff und pfefferte es volle Kanne zurück."
Sie lachte und fing das Kissen gekonnt auf, woraufhin ich ihr die Zunge rausstreckte.

Nachdem wir eine Weile so dagesessen hatten sprang Mel plötzlich auf und quietsche wie wild.
Ich sah sie irritiert an, da ich nicht so ganz nachvollziehen konnte worüber sie sich so freute.
"Geht's dir gut?" Fragte ich mit einer Spur Sarkasmus und hob meine Augenbrauen.
"Ich ganz vergessen es dir zu erzählen aber es gibt neue Folgen von unserer Lieblingsserie!"
Quiekte sie weiter. Ich brauchte einen Moment bis ich kapierte welche Serie sie meinte, bevor ich einen unterdrückten Freudenschrei los ließ und ihr die Fernbedienung aus der Hand riss.

᪥᪥᪥

"Nein, du Idiot! Wieso musst du Catley betrügen?" Riefen Mel und ich fast gleichzeitig und starrten den Bildschirm wütend an.
"Wieso müssen eigentlich alle Männer gleich sein!?" Schimpfte die Schwarzhaarige neben mir und zog ihr Handy aus der Tasche um den neuen Hauptcharakter zu googeln.
Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern und sah aus dem Fenster.
Meine letzte Beziehung war, im Gegensatz zu der von Mel, nicht besonders gut ausgegangen und zwar aus genau diesem Grund.
Ich hatte meinen Freund Tyler zusammen mit der Schulschlampe auf der Toilette erwischt, wie sie es miteinander getrieben haben.
Bei dem Gedanken daran ballte ich die Hand zur Faust, ohne den überraschten Blick von Mel zu bemerken.
"Alles ok Katy?"
Auf ihre vorsichtige Frage schreckte ich aus meinen Gedanken hoch und nickte schnell mit dem Kopf. "Ja, alles gut. Musste nur grad wieder an Tyler denken."
Mel legte mir fürsorglich den Arm um die Schulter und piekste mich in die Seite.
"Denk lieber an die Rache die er bekommen hat!" Sie grinste aufmunternd und wir beide mussten Lachen, als wir an die Schreie aus der Toilette dachten.
Bevor jetzt jemand die Schreie falsch interpretiert, wir haben Chilipulver in seine Kondome gestreut und vor den Toiletten gelauscht.
Ja okay, das war vielleicht ein bisschen kindisch aber mehr als nur verdient.
Mein Grinsen, das sich bis eben gehalten hatte verschwand jedoch schlagartig als mein Blick auf die viereckige Uhr auf der kleinen Kommode fiel. "Mist, schon so spät!" Ich fluchte und sprang vom Sofa auf, während Mel nun ebenfalls auf die Uhr sah und mir in den Flur der kleinen gemütlichen Wohnung folgte.
Die Wohnung der Familie Gordon lag, genauso wie unsere, im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses. Sie war in hellen Farben gestrichen und die meisten Möbel waren in einem dunklen natürlichen Holzton.
Mel griff zum Telefon und zwinkerte mir zu.
"Mal sehen ob unser Chauffeur gerade Zeit hat!"

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1005 Wörter

Country LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt