Kapitel 5

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Die Fahrt hatte länger gedauert als ich dachte. Man hatte meine Oma in eine spezielle Klinik bringen müssen und ich war am Ende meiner Nerven, als wir nach 45 Minuten Fahrt endlich auf dem Parkplatz des Krankenhauses hielten.

Ungeduldig riss ich die Tür des Streifenwagens auf und raste zum Eingang.
Die beiden Polizistinnen folgten mir so schnell sie konnten, doch ich hatte nur meine Oma im Kopf und sah mich hektisch nach der Anmeldung um.

Die rundliche, etwas ältere Frau hinter dem Tresen lächelte mir freundlich zu. Als ich schließlich auf sie zu kam.
"Guten Abend, wie kann ich ihnen helfen?"
Jetzt waren auch die beiden Cops bei mir angekommen und nickten, der nun etwas verunsicherten Dame höflich zu.
"Wir suchen Dorothea Price. Sie war Teil der Massenkarambolage in den Bronx und wurde hier eingeliefert."
"Ah, einen Moment"
Die rundliche Dame rückte ihre Brille zurecht und tippte dann etwas in ihren Computer.
"Zweiter Stock, Zimmer 56. Die Schwester dort kann ihnen sicher weiter helfen."
Sie lächelte uns noch einmal freundlich zu und ich verschwendete keine Zeit, während ich mich nach einem Fahrstuhl oder Treppenaufgang umsah.
"Nach links."
Sagte die eine Polizistin und lächelte mir aufmunternd zu.
Ich nickte ihr dankbar zu. Sie schien meine Situation zu verstehen und hielt mich nicht auf.

Am besagten Fahrstuhl angekommen, hämmerte ich wie wild auf auf den Knopf und kaute nervös auf meiner Unterlippe.
Die Tür ging auf und die beiden Cops beeilten sich, mit mir in den Fahrstuhl zu kommen.
Während die Türen noch zu gingen tyrannisierte ich weiter die Knöpfe und die ältere der beiden Cops, Officer Jones, legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter, sagte aber nichts. Vermutlich war sie sich dessen bewusst, dass Kommentare wie "davon geht es auch nicht schneller" genauso hilfreich waren wie Ahornsirup anstelle von Zahncreme.
Ganz genau. Es bewirkte das Gegenteil.

Es kam mir wie Stunden vor, bis sich die Tür des Fahrstuhls öffnete und wir nach draussen auf den Gang traten.
Wir vorhin auch, ignorierte ich den beißenden Geruch nach Desinfektionsmittel und hielt lieber Ausschau nach nach einem Arzt oder einer Schwester.

Tatsächlich wurde sogar ein Arzt auf uns aufmerksam, was vermutlich an den beiden Officers lag.
Stirnrunzelnd kam er auf uns zu und wandte sich zunächst an Officer Jones.
"Mein Name ist Dr. Gorman. Kann ich ihnen helfen?"
"Wir suchen Dorothea Price, Zimmer 56!"
Unterbrach ich die Polizistin, welche gerade zum sprechen ansetzte, ungeduldig und sah flehend zu dem älteren Herrn im weißen Kittel.
"Ach sie sind das, ich bin der zuständige Arzt."
Er schüttelte uns die Hand und lächelte höflich.
"Wie geht es meiner Oma?"
Fragte ich sofort, ohne auf die Begrüßung einzugehen.
Anhand seiner Reaktion konnte ich jetzt schon nichts Gutes erahnen und der Kloß in meinem Hals wurde nich ein wenig größer.
"Folgen sie mir doch bitte, Miss Price. Haben sie noch andere Erziehungsberechtigte oder Angehörige?"
Ich schüttelte den Kopf und versuchte etwas gefasster zu wirken als bisher.
Schließlich konnte der Arzt nichts für meine Ungeduld und je schneller ich wusste was los war, desto besser.

"Also, Miss Price," begann er als wir dann endlich in seinem Büro saßen und ich ein Stoßgebet mac dem anderen zum Himmel schickte, in der Hoffnung dass es ihr gut ging und sie wieder gesund wurde.
Die Beiden Officers warteten vor der Tür und machten wahrscheinlich gerade Pause. Vermutlich hätten sie schon längst Feierabend. Nett, dass sie trotzdem mit mir hier her gefahren waren.
"Die gute Nachricht ist, Ihre Großmutter lebt noch. Es wurden mehrere Organe verletzt und wir müssen noch so einiges operieren, aber die heutige OP hat sie sehr gut überstanden."
Ich atmete auf. Gut überstanden, na immer hin. Aber Moment... "Und was ist die schlechte Nachricht?" Fragte ich und bemerkte wie Dr. Gorman kaum merklich Luft holte und mich mitfühlend ansah.
Oh nein. Jetzt kommt's.
"Das Problem besteht darin, dass sieab sofort querschnittsgelähmt sein wird und sich nur noch im Rollstuhl fort bewegen kann."
Ich starrte ihn entgeistert an. Rollstuhl!? Hatte ich das grade richtig verstanden?
"Und was bedeutet das jetzt genau?"
Fragte ich vorsichtig und versuchte die ganzen Informationen zu verarbeiten.
"Nun ja, man benötigt eben eine dafür eingerichtete Wohnung, Kurse um den Umgang mit dem Rollstuhl zu üben und so weiter. Aber das kann ich ihnen auch in einer ruhigeren Minute erklären. Sie ist vor 20 Minuten aus der Narkose aufgewacht und hat nach ihnen gefragt.

Diese Information traf mich wie einen Blitz.
Ich sprang vom Stuhl hoch und sah den Arzt erwartungsvoll an.
Er lachte ein wenig und deutete nickend zur Tür. "Folgen sie mir, ich bringe sie zu ihrer Großmutter."

Als ich endlich diesen bescheuerten Kittel und das noch nervigere Haarnetz übergezogen hatte und in den mit piependen Geräten gefüllten Raum eintrat, blieb mir fast das Herz stehen.
Meine Oma war ziemlich blass um die Nase und mit unzähligen Schläuchen behängt.
Ich schnappte nach Luft und warf versuchte mich zu beruhigen. Schwierig wenn es nichts wirklich Positives gibt, an das man denken kann.

"Katy?"

Sie flüsterte und versuchte fen Kopf in unsere Richtung zu drehen.
"Hallo Granny."
Ich bemühte mich so unbefangen wie möglich zu klingen und ging vorsichtig zum Bett. Oh Gott, war sie blass. Wie viel Blut hatte sie bitte verloren!?
"Ich hab gehört du wurdest operiert?" Fragte ich und nahm lächelnd ihre Hand.
Sie sah mich leicht belustigt an und
grinste ein klein wenig. Typisch Granny. Sie hasste es bemitleidet zu werden. Sie war imker stolz darauf gewesen wie viel sie noch alleine hinbekam und wie fit sie für ihr Alter noch war.
Das brachte mich wieder zurück zu meiner alten Frage und ich musste schwer schlucken, bevor ich sie aussprechen konnte. "Ich kann jetzt nicht mehr bei dir wohnen, oder?"
Sie seufzte und drehte den Kopf wieder zur Decke.

"Es tut mir wirklich Leid Katy, aber ich glaube auch das geht nicht."
"Aber ich..."
"

Nein Katelynn! Ich weiß was du jetzt sagen willst, aber vergiss es! Du kannst nicht bei mir bleiben, das weißt du gut genug!"
Der mahnende Ton ihrer erstaunlich festen Stimme war ziemlich deutlich gewesen und ich sah vor mir auf den Boden, während ich ein paar Tränen unterdrückte.
Ihr Seufzen und ein leichter tröstender Druck an meiner Hand ließen mich wieder hoch blicken.
"Keine Sorge Schatz, du musst nicht ins Heim. Ich habe bereits darüber nachgedacht, Katy. Der Arzt hat dir sicher schon erzählt dass ich ab sofort querschnittsgelähmt sein werde und mich nicht mehr um dich kümmern kann."
Unsicher sah ich zu ihr. Ich hatte keine Tante oder andere Verwandtschaft, die mich aufnehmen könnten.
Wieso musste mir eigentlich jeder weggenommen werden? Eltern hatte ich nie gehabt und jetzt auch noch Granny...
Als sie den Kopf zu mir wandte schreckte ich aus meinen Gedanken hoch.
Sie lächelte tröstend und drückte leicht meine Hand.
Ich schniefte leicht und erwiderte das Lächeln so gut es ging.
Mittlerweile hatte sich der Schock etwas gelöst und ich begann ein wenig zu zittern als mein Adrenalinpegel nach ließ.

In diesem Moment kam der Arzt wieder herein zusammen mit einer Schwester, welche mich mitfühlend anlächelte.
Okay, so langsam verstand ich warum das nervig war. Aus Höflichkeit hob ich ebenfalls die Mundwinkel und bemühte mich um eine etwas gefasstere Haltung.

Die Schwester nickte meiner Oma kurz zu, woraufhin diese einen erleichterten Eindruck machte.
Na ganz toll, das war wieder typisch Granny. Kaum aufgewacht und schon wieder irgendwas ausgeheckt. Noch ahnte ich ja nicht, wie viel es mit zu tun haben sollte.

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1237 Wörter

Heyyy!!
Es hat leider ein wenig länger gedauert, aber besser zu spät als nie.😜

Ich weiß, es gibt Momentan ziemlich viele Änderungen in der Story, aber bitte seid mir nicht böse. Ich hab ziemlich viele Ideen und bin sehr perfektionistisch.☺️

Country LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt