Kapitel 27

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Am nächsten morgen war ich praktisch zu nichts zu gebrauchen. Ich saß schon den halben Vormittag am Küchentresen und überlegte wie ich rausgehen könnte ohne vor Scham im Boden zu versinken.

Richtig: gar nicht. Deswegen saß ich auch hier und sah Amy beim Backen zu.

Der Kuss mit Deamon war nämlich nicht das einzige peinliche Erlebnis gestern Nacht gewesen.

Trotz Kaffee war ich gestern irgendwann eingenickt und vom Stuhl gekippt, sodass Deamon mich gerade noch hatte auffangen können. Ansonsten hätte ich mir vermutlich sämtliche Körperteile geprellt.

Aber als ob das nicht schon genug wäre, war der edle Herr auch gleich so zuvorkommend gewesen mich die Treppen hoch zutragen und ins Bett zu legen.

Woher ich das so genau wusste? Nun ja, Nick hatte dass natürlich alles mit angesehen und war am Morgen so freundlich gewesen mir alles zu erzählen.

Hatte zufällig jemand einen Sarg für mich?
Da könnte ich mich dann für den Rest meines Lebens rein legen und Vampir spielen, ohne nochmal jemandem unter die Augen treten zu müssen.

Mir war noch nie etwas Peinlicheres passiert. Warum musste ich auch ausgerechnet in so einer Situation einschlafen? Sodass auch noch ausgerechnet Deamon mich auffing?

Tja und dann war da noch der besagte Kuss, von dem ich immer noch keine Ahnung hatte wie ich damit umgehen sollte.

Sollte ich so tun als ob nichts war und abwarten dass Deamon darauf zurück kam, oder ihn kurzerhand selbst darauf ansprechen? Oder interpretierte ich da auch einfach zu viel rein?

Wenn Nick mir heute morgen nichts mehr erzählt hätte, hätte ich das Ganze vermutlich nur für einen Traum gehalten und mich gewundert wieso ich mit Klamotten geschlafen hatte.

Aber vorallem: Wie sollte ich Liv unter die Augen treten? Ich hatte gestern ihren verdammten Bruder geküsst.

Genau genommen er mich, aber einen großen Unterschied machte das jetzt auch nicht. Ich hatte es zugelassen.

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Nach mehreren Bechern schwarzem Kaffe, war ich dann auch wieder einigermaßen zu gebrauchen gewesen und hatte Amy meine Hilfe angeboten.

Zum einen war das praktisch die Gelegenheit mit ihr alleine zu sprechen und zum anderen musste ich so nicht nach draussen. Ziemlich feige von mir, um genau zu sein.

"In diesem Punkt seid Nick und du euch sehr ähnlich."

Bemerkte Amy plötzlich, während sie fast eine Ganze Packung Mehl in eine Rührschüssel schüttete.

Wir hatten uns nämlich dazu entschlossen Kuchen zu backen und waren gerade dabei den Teig zusammen zu rühren.

"Was meinst du?"
Fragte ich ahnungslos und drehte mich ein wenig zu ihr um.

"Ihr habt beide die Eigenschaft vor euren Problemen weg zu laufen, anstatt es schnell hinter euch zu bringen und fresst sie lieber in euch rein. Ich würde immer das genaue Gegenteil machen."

Verblüfft sah ich sie an. Konnte sie etwa Gedanken lesen? Das war ja fast schon unheimlich.

Amy lachte und schüttelte belustigt den Kopf. "Glaub mir ich kenne diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Du zerbrichst dir gerade über etwas den Kopf und kommst nicht weiter. Und jetzt versteckst du dich hier um dich der Sache nicht stellen zu müssen."

Wow. Damit hatte sie den Nagel genau auf den Kopf getroffen und exakt dass in Worte gefasst, was ich gerade tat.

Waren Nick und ich uns wirklich so ähnlich? Wenn ich genau darüber nachdachte hatte ich auch bei ihm dieses Verhaltensmuster schon bemerkt. Ganz zu Anfang war er mir auch mehr oder weniger aus dem Weg gegangen und nur das Nötigste gesprochen Nicht um sonst hatte ich ihn vor kurzem noch Mister Eisklotz genannt.

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