[ sechsunddreißig ] nacht

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Elijah


Sonnenstrahle wecken mich und ich setze mich auf, mein Kopf dröhnt immer noch. Ich schließe die Augen einen Moment und lasse noch einmal alles Revue passieren. Sawyer hat mich in der Nacht zu meiner Wohnung gefahren und hat darauf bestanden hier zu bleiben um sicher zu gehen das es mir gut geht. Ich hatte ihm versichert das alles gut sei, doch er wollte sich lieber selber davon überzeugen. Ich war nur noch ins Bett gegangen und hatte es grad so geschafft meine Sachen noch auszuziehen. Ich greife nach einer Jogginghose und ziehe sie einfach über um in die Küche zu gehen. Ich brauche dringend einen Kaffee und Sawyer sagt dazu sicher auch nicht nein. Ich öffne die Tür meines Zimmers und laufe den Flur entlang Richtung Küche als es plötzlich an der Tür klingelt.

Ich gehe zur Tür und ziehe sie mir einem Ruck auf. Ich sehe in blaue Augen die mich erst freudestrahlend ansehen, doch dann weiten sie sich besorgt. „Wird es zur Angewohnheit dass wir uns immer so sehen." Scherze ich und versuche die Situation zu lockern. „W...Was ist mit deinem Kopf passiert?" Fragt Layla zögernd. Fuck, ich hatte voll vergessen das da eine Platzwunde an meinem Kopf ist. Ich kratze mir verlegen am Nacken und trete einen Schritt zur Seite. „Komm erstmal rein." Sage ich sanft und greife nach ihrer Hand.

Layla folgt mir zögerlich in die Küche, wo Sawyer schon an der Kaffeemaschine steht. „Sagst du mir jetzt was los ist?" Fragt sie mit Nachdruck und ich lasse mich auf einen der Barhocker gleiten. Layla setzt sich neben mich und legt die Hand auf meinen Arm was mich entspannen lässt. „Ist nur halb so wild!" Versuche ich sie abzuwimmeln, da ich nicht wirklich darüber sprechen möchte. Mein bester Freund wirft mir einen mahnenden Blick zu und ich versuche ihn so gut es eben geht auszublenden. „Du kannst mir nicht weiß machen dass alles gut ist, wenn ich zu dir komme und du so zugerichtet bist! Jetzt verratet mir was hier los war oder ihr erlebt mich von einer anderen Seite." Sagt Layla und wird gegen Ende ziemlich laut was zu meinen Kopfschmerzen nicht gerade der angenehmste Klang ist. „Okay ist gut, ich erzähl es solang du aufhörst so rumzuschreien." Sage ich leicht angefressen und stütze meinen Kopf in meinen Händen ab.

„Ich hab dir ja erzählt was ich in Nathans Büro gefunden hatte. Die hohen Schulden bei Valentino kommen von wettschulden bei Autorennen und nicht irgendwelchen sondern beim Cave Race. Ich bin früher auch dort Rennen gefahren deswegen war ich gestern dort um Informationen zu bekommen. Ich bin allerdings ein Rennen gegen Derek gefahren und als ich ihn zur Rede stellen wollte ist er mit dem Auto weg gefahren und als ich ihn verfolgt habe hat er mich von der Straße gedrängt und ich hatte einen Unfall." Beende ich meine Erzählung und sehe anhand Laylas Gesichtsausdruck das sie mir am liebsten was vor den Kopf werfen würde.

„Ist das dein Ernst Elijah, du hättest drauf gehen können!" Schreit sie mich an und schlägt mir vor den Arm. Sawyer sieht mich unsicher an und nickt mir nur zu um so zu signalisieren das er uns lieber allein lässt. Layla und ich sind nun allein und ich spüre das sie total wütend auf mich ist, was ich einerseits verstehen kann aber was hätte ich sonst machen sollen. „Was hätte ich denn tuen sollen? Ich will wissen wer meinen Bruder umgebracht hat damit derjenige dafür bezahlt. Du würdest nicht anders handeln wenn deine Schwester tot wäre" Fahre ich sie an und stehe von meinem Stuhl auf so dass ich direkt vor ihr steh. Ihre Augen weiten sich und sieh sieht ich erschrocken an.

Ich balle meine Hände zu Fäusten und gehe noch ein Schritt näher auf sie zu. „Du weißt nicht wie ich mich fühle, also verurteile auch meine Entscheidungen nicht!" Knurre ich, doch meine Wut ebbt sofort ab als ich sehe wie ihr Tränen übers Gesicht laufen. Ich muss schlucken und gehe ein wenig zurück von ihr, sie sollte sich bei mir sicher fühlen und keine Angst vor mir haben. Derek hat sie so oft schlecht behandelt und jetzt schrei ich sie auch noch an nur weil ich mich nicht unter Kontrolle habe. Ich fahre mir durch die Haare und verlasse die Küche. Ich laufe wie in Trance durch den Flur und klettre über die Leiter auf die Dachterrasse. Wie kann ich nur so die Kontrolle über mich in ihrer Gegenwart verlieren, sie muss mich doch für ein Monster halten.

Ich gehe bin an den äußersten Rand des Penthouses und lasse meine Beine über den Abgrund baumeln. Es fühlt sich grad alles so unecht an. Ich müsste mich nur abstoßen und würde in die Tiefe fallen. Hatten wir nicht alle schon mal über unseren Tod nachgedacht. Wer würde um uns weinen? Wer käme überhaupt zu unserer Beerdigung? Wer würde uns überhaupt vermissen? Wie lang würde es dauern bis man uns vergessen hat? Würden die Leute die uns am nächsten stehen uns vielleicht doch am schnellsten vergessen? Ich weiß das viele Menschen mich nicht vermissen würden!

Ich war nie diese liebenswerte Person die jeder in seiner Nähe haben wollte. Mein Bruder war das aber ich würde es niemals sein und wollte es auch nie. Mich muss nicht jeder nett und sympathisch finden. Das meiste ist nur Heuchelei und ein Schleimerei. Menschen sind nur so lang nett wie sie einen Nutzen daraus ziehen können. Es gibt wenige Menschen die es ehrlich mit einem meinen, die wirklich dein inneres sehen und dich verstehen, doch wenn du sie auch noch verlierst bist du allein. Allein möchte niemand seien, nicht einmal ich! Alle denken ich wäre das verzogene Kind was eben mal das Familienunternehmen erbt, doch keiner versteht wie abgefuckt solche Familien meistens sind. Meine Familie würde mich nicht vermissen wenn ich jetzt sterben würde und das ist ok, denn ich habe mit ihnen auch schon lange Abgeschlossen.

Ich schrecke zusammen als die Dachluke hinter mir zufällt und ich Schritte höre die sich mir nähern.  Es muss Layla sein, denn sonst ist keiner in der Wohnung gewesen. Sie setzt sich einfach neben mich und sieht mich von der Seite an. „Elijah" Sagt sie leise und ich richte meinen Blick auf sie und bereue mein verhalten von vorhin sofort. Ich erkenne den Schmerz in ihren Augen und würde ihn gern verschwinden lassen, doch bin ich leider der Grund dafür. Ich sehe wieder geradeaus über die Skyline von New York. Layla streckt ihre Hand nach mir aus, doch ich bringe ein wenig mehr Abstand zwischen uns. „Wie erträgst du es überhaupt in meiner Nähe zu sein?" Frage ich geradeheraus und höre wie sie scharf die Luft einzieht. „Hör auf sowas zu sagen." Bittet sie mich in einem flehenden Ton, doch ich bin gerade nicht im Stande dazu für sie stark zu sein.

„Nein! Ich meine es ernst, ich bin eine schreckliche Person, ich tue Leuten weh und habe keinerlei Schuldgefühle. Ich habe mich nicht unter Kontrolle und verletze mit meinem Verhalten die paar Leute die mir das wichtigste im Leben sind. Ich würde es verstehen wenn du nach all dem sagst das du doch nicht mit mir zusammen seien möchtest, denn ich kann mich ja nicht mal selber akzeptieren, wie soll ich das dann von jemand anderem erwarten können." Mit jedem meiner Worte laufen mir mehr Tränen über die Wangen und ich lasse es einfach geschehen. Ich bin nicht makellos und versuch erst gar nicht so zu tuen vor ihr.
Layla kommt näher zu mir und schließt mein Gesicht ich ihre Hände so dass ich gezwungen bin sie anzusehen. „Elijah ich liebe dich und könnte dich niemals im Stich lassen! Ja, ich war sauer auf dich, aber du hast so reagiert wie jeder in deiner Situation." Sagt sie und streicht mir sachte die Tränen aus dem Gesicht.

Ich sehe in ihre Ozeanaugen und verliere mich in ihnen. Layla ist so gut das man sich fragen müsste ob sie überhaupt von dieser Welt ist. „Es tut mir leid." Sage ich währenddessen ich ihr in die Augen schaue. „Alles ist gut Elijah. Ich war nur erschrocken ich fürchte mich nicht vor dir, dass könnte ich niemals." Ich lasse die Wörter einfach so zwischen uns stehen und lehne mich zu ihr um meine Lippen auf ihre zu legen. Sie schmeckt nach Erdbeere und ihre Lippen sind so unfassbar weich. Der Kuss ist sachte und vorsichtig, als ob es unser erster wäre. Wir lösen uns wieder voneinander und ich lege vorsichtig einen Arm um ihren Körper und ziehe sie näher an mich. „Ich komm immer hier her wenn ich runterkommen muss oder meine Ruhe brauche." Sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen. „Das kann ich verstehen, es ist wunderschön hier oben und man kann so viel von der Stadt sehen." Sagt sie und bewundert mit mir die Aussicht. „Du bist allerdings noch viel schöner als die Aussicht hier oben." Sage ich und merke wie die blauäugige neben mir rot wird. Sie lächelt mich von der Seite an und ich erwidere dieses. Ihr ist wahrscheinlich gar nicht bewusst wie glücklich sie mich eigentlich macht. Sie ist wie das fehlende Puzzelte in meinem Leben, sie macht mich vollkommen.



Ich hoffe ihr hattet Spaß beim lesen 😉
Die nächsten Kapitel werden noch sehr interessant werden🤭

𝑺𝒉𝒆'𝒔 𝒎𝒚 𝑫𝒆𝒔𝒕𝒊𝒏𝒚 ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt