3. Kapitel

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Frohen Nikolaus euch allen! <3

Pov. Nicholas

Lange hatte ich mich auf genau diesen Tag heute vorbereitet und nun war er auch fast schon wieder rum. Als ich vor einigen Monaten mit den Schulungen für meine Tätigkeiten als Ausbilder begonnen hatte, hätte ich nie damit gerechnet heute dort zu stehen und meinen allerersten Kurs willkommen heißen zu dürfen, es ging alles so schnell. Ich arbeitete schon eine ganze Weile als Dozent, doch seinen eigenes Kurs zu leiten und für 20 junge Menschen Ansprechpartner zu sein, war doch eine andere Nummer.

Es erinnerte mich ein wenig an mein eigenes Studium, welches nun schon einige Jahre zurücklag. Auch ich hatte, damals noch in England, mein Studium bei der Polizei absolviert und wollte nach dem Studium schon in Richtung Ausbildung gehen. Doch dann kam mein Umzug nach Deutschland und ich bekam ein Angebot an dieser Hochschule, mit der Chance, mich in Zukunft weiterbilden zu können. Letztendlich kam der Weiterbildung immer etwas dazwischen, bis es letztes Jahr dann endlich geklappt hatte.

Ich setzte mich auf mein Sofa und blickte durch das geräumig, große Wohnzimmer. Dafür, dass ich erst vor wenigen Wochen in diese Wohnung gezogen war, sah sie schon sehr gemütlich aus. Das dunkelbraune Holz der Möbel stach einem als erstes in die Augen, da der Raum an sich in einem hellen Grauton gestrichen war. Ich mochte diese Möbel aus massivem Holz sehr und versuchte diese immer mit Lichtern und anderer Deko zu kombinieren, dass das ganze einen modernen Touch bekam. So gefiel mir mein zu Hause am liebsten.

Immer wieder wurde mir auch bewusst, was ich für ein Glück hatte, diese 80 Quadratmeter hier in der Innenstadt ergattert zu haben. Meine vorherige Wohnung lag etwas außerhalb und war auch nur gefühlt halb so groß. Die Wohnung jetzt war fast schon zu groß für eine Person, doch ich wohnte ja nicht ganz alleine hier. In dem Moment gesellte sich mein Hund „Sam" zu mir auf das Sofa. Sam war ein fünf Jahre alter Labrador, den ich vor ungefähr anderthalb Jahren aus dem Tierheim geholt hatte. Seitdem war er mein treuer Begleiter sowie Mitbewohner und sorgte dafür, dass ich nicht ganz so alleine hier lebte.

Auch wenn ich es nie vor anderen zugeben würde, fehlte mir jemand an der Seite. Meine letzte Beziehung lag einige Jahre zurück und hatte kein schönes Ende gefunden, weshalb ich neue Kontakte lange Zeit danach vermied. Als ich wieder angefangen hatte Menschen kennenzulernen, ergab sich nie etwas ernsteres. Vielleicht lag es daran, dass ich mich neuen Menschen anfangs sehr distanziert gab, was keinesfalls böse gemeint war. Ich wollte vermutlich nur nicht noch einmal so verletzt werden. Noch dazu kam, dass die Auswahl an Männern, selbst in so einer großen Stadt wie dieser, beschränkter war wie jeder dachte.

Dank meinem Job hatte ich es größtenteils auch nur mit Studenten zutun und die waren in den meisten Fällen um einiges jünger wie ich. Jahrelang spielte das Alter für mich keine große Rolle, doch nach einer schlechten Erfahrung mit einem jüngeren hielt ich mich in der Sache ein wenig zurück. Zudem war ich nun auch Ausbilder und konnte mir irgendwelche Affären mit Studenten absolut nicht leisten.

Dass meine Kurse größtenteils aus männlichen Studenten bestanden, war gefährlich, doch wie jeder andere Mensch auf diesem Planeten auch, fand ich nicht gleich jeden attraktiv. In meinem neuen Kurs waren auch gerade einmal nur drei Mädchen, wenn ich mich nicht irrte. Natürlich hatte ich ihre Blicke heute auch wahrgenommen, was hieß, dass meine Sexualität noch nicht die Runde gemacht hatte. Ich war mir dennoch sicher, dass es einzelne vermutlich sehr interessieren würde und sie es versuchen wollten rauszufinden.

Eine Weile spulte ich noch durch das Fernsehprogramm, doch nichts schaffte es meine Aufmerksamkeit zu erlangen. So entschied ich mich dazu, mich nochmal in Schale zu werfen und die Stadt unsicher zu machen.

Ich hatte tatsächlich so etwas wie eine Stammkneipe, wo ich des Öfteren Abends einkehrte, wenn ich mal nicht wusste wohin. Also machte ich mich wie so oft auf den Weg in die Innenstadt. Dort angekommen, entledigte ich mich meiner Jacke am Eingang und suchte den direkten Weg zum Tresen. Für einen Dienstagabend war meiner Meinung relativ viel los, wahrscheinlich waren das aber alles nur neue Studenten, die ihre Einführung feiern wollten. Ich suchte mir einen Barhocker in einer Ecke, wo nicht ganz so viel los war und hielt Ausschau nach einer bestimmten Person.

„Nic, was machst du denn schon wieder hier?" Ich drehte mich erschrocken.

„Ly, da bist du ja." Sie kam direkt auf mich zu und umarmte mich schnell, bevor sie wieder hinter den Tresen huschte.

Lydia war die Barkeeperin hier und ich kannte sie schon seit einigen Jahren. Man konnte schon sagen, dass sie sowas wie meine beste Freundin war, denn wir trafen uns regelmäßig, auch außerhalb der Bar. Ich konnte ihr alles anvertrauen, ebenso wie sie mir und das wussten wir beide zu schätzen.

„Wie immer?" fragte sie mich während sie mehrere Biere zapfte.

„Natürlich, du kennst mich." Lachte ich und sie stieg mit ein.

Während Lydia ihre Schicht fertig arbeitete, trank ich das ein oder andere dunkle Bier, was ich hier immer trank. Zwischendurch beobachtete ich die ganzen Leute, die entweder Billiard spielten oder einen Shot nach dem nächsten exten.

„So, geschafft für heute." Erschöpft setzte Lydia sich auf den Hocker neben mich und zog ihre Schürze aus. „Die Jugendlichen von heute sind wirklich anstrengend."

„Da sagst du was." Erwiderte ich und schaute mich in der Bar um, welche sich die letzten Minuten doch recht schnell geleert hatte. Scheinbar sind sie weiter gezogen, zur nächsten Bar.

„Na du brauchst da eigentlich nichts zu sagen. Immerhin bist du ab heute neuer Ausbilder und arbeitest genau mit diesen Geschöpfen zusammen." Sagte sie und klopfte mir auf die Schulter. „Aber jetzt erzähl schon, wie war dein erster Tag?"

Ich erzählte ihr detailliert von meinem ersten Tag als Ausbilder und merkte wie ich regelrecht zu schwärmen anfing.

„...ich glaube, das ist genau das richtige für mich." Damit beendete ich meine Erzählung und nahm erneut einen Schluck von meinem Getränk.

„Das hört sich doch prima an. Du kommst ja gar nicht mehr aus dem Schwärmen raus, aber warte erstmal ab, irgendwann gehen dir diese kleinen Nervensägen genauso auf die Nerven wie mir."

„Du redest gerade so, als wären wir Uralt. Lydia, du bist gerade mal zwei Jahre älter wie ich, komm mal runter." Wir fingen beide an zu Lachen und bekamen uns gar nicht mehr ein.

„Aber hab ich da eben etwas falsch verstanden?" Sie schaute mich fragend an, doch ich wusste nicht was sie von mir wollte.

„Was meinst du?" hakte ich nach.

„Wie hieß er nochmal...Leon...nein, warte...Louis oder? Was ist mit ihm?"

Jetzt erst merkte ich, dass ich scheinbar seinen Namen in meiner Erzählung erwähnt hatte, obwohl ich mir sofort heute Morgen geschworen hatte keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Ich wusste nicht einmal, wieso er mir im Gedächtnis geblieben war.

„Was soll mit ihm sein? Nichts natürlich." Versuchte ich mich aus der Situation zu retten, doch ich wusste ganz genau, dass man Lydia nichts so leicht vormachen kann.

„Nene, stopp. Das Thema „Schüler" hatten wir doch schonmal. Schlag dir den Jungen mal wieder ganz schnell aus dem Kopf." Sagte die rothaarige und schaute mich dabei mahnend an.

„Ly, wirklich! Es ist alles gut, du brauchst dir keine Gedanken zu machen." Betonte ich erneut.

„Sicher? Ich möchte dich doch nur beschützen, damit sowas nicht nochmal passiert." Sagte sie und ließ letztendlich von mir ab

Ich nahm einen großen Schluck von meinem Bier und atmete einmal tief ein...

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