Mit etwas Verspätung kommt jetzt das Kapitel von Montag. Wünsche euch viel Spaß und schöne Grüße aus Scharbeutz.
Pov. Nicholas
Er wusste es. Louis wusste alles. Einfach alles.
Der Rest meiner noch stehenden Mauer fiel einfach so in sich zusammen, ohne dass man sie hätte aufhalten können. Nun war gar nichts mehr übrig von meinem Schutzschild, alles nur noch Schutt und Asche. Der Blonde konnte nun ganz tief in mein Inneres schauen, hatte Zugriff auf meine ganzen Gefühle. Wenn er wollte konnte er mich zerstören, nichts in mir könnte ihn davon abhalten. Ich war dem ganzen schutzlos ausgeliefert...
Einzelne Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich versuchte sie direkt wegzuwischen, doch es waren zu viele und vor allem hörten sie nicht mehr auf zu laufen. Der ganze Druck und die mühsam zurückgehaltenen Emotionen der letzten Jahre kamen nun wie eine große Welle über mich. Und das vor Louis, ausgerechnet vor ihm.
Ich hatte mir mal geschworen, vor einigen Jahren, dass ich niemals mehr vor einer anderen Person weinen würde...nun tat ich es.
„Kian wird dafür bezahlen. Für alles was er dir angetan hat...", wie jedes Mal wenn der Name fiel musste ich zusammen zucken. Er wusste wirklich alles, einfach alles, nur woher? Bis jetzt war Lydia die einzige gewesen, die von allem Bescheid wusste, nun wusste es einer mehr.
„Woher?", war das einzige was ich heraus bekam und schaute ihm in die Augen in denen ich mich gerade um alles in der Welt lieber verlieren wollte als hier so elendig vor ihm zu sitzen.
Er erzählte mir von einem Telefonat in der Kantine und verschiedenen Äußerungen von Kian, ihm gegenüber. Ich verstand nur die Hälfte, denn Louis erzählte vieles durcheinander und stoppte öfter einfach so zwischen den Sätzen, sodass er es mir schwer machte zu folgen.
„Hätte ich nur geahnt was er vorgehabt hatte...", damit beendete er seine Erklärungen und verfiel in Gedanken.
Wenn man Kian kannte wusste man, dass man ihn von nichts aber auch gar nichts abhalten konnte. Was er sich in den Kopf gesetzt hatte, konnte man als Außenstehender nicht mehr verhindern, egal wie sehr man es versuchte. Weshalb ich einfach nur den Kopf schüttelte um Louis mitzuteilen, dass er es hätte sowieso nicht verhindern können.
„Wieso hast du dich nicht gewehrt?", fragte der blonde Student nach einer Weile des Schweigens und traf mit der Frage genau ins Schwarze. Wieso hatte ich mich nicht gewehrt? Das fragte ich mich jahrelang nachdem Kian mich zum ersten Mal vergewaltigt hatte. Ich machte mir selbst Vorwürfe, redete mir ein dass ich zu schwach war. Genau genommen war ich das damals auch. Jung und naiv, das beschrieb mich relativ realitätsgetreu. Ich hatte gerade mein Studium abgeschlossen und fing an als Dozent an dieser Hochschule zu arbeiten. Wenn man neu ist möchte man alles richtig machen, sich Respekt bei den Studenten erarbeiten und zugleich aber auch der beliebteste Dozent sein. All das lief bei mir in die falsche Richtung. Weder machte ich alles richtig, noch bekam ich den Respekt den ich mir erträumte. Doch da war dieser eine Student mit den dunklen kurzen Haaren, nicht nur schien er wirklich etwas drauf zu haben, nein er sah auch noch unglaublich gut aus und gab mir alles was ich mir von den anderen Studenten wünschte. Aufmerksamkeit, Respekt und ich hatte das Gefühl er sah zu mir auf. Anfangs...Erst entwickelte sich nur eine kleine Freundschaft zwischen uns beiden, doch ziemlich schnell wurde daraus mehr. Ich dachte mir nichts dabei, denn was sollte schon passieren?
Das Endergebnis hatte ich nun glasklar Augen.
Dieser Mann hatte mich unter Kontrolle gehabt, hatte mich erpresst, mehrfach. Das wurde mir nach etlichen Jahren klar, doch da war es schon zu spät, dachte ich. Niemals hätte ich damit gerechnet ihn noch einmal wieder zu sehen, nachdem er damals die Hochschule gewechselt hatte. Ich wusste nie was der richtige Grund dafür war, denn meine Drohungen ihn anzuzeigen nahm er nie ernst, somit war das nicht der Grund gewesen. Drohte ich ihm mit einer Anzeige, drohte er mir damit unser kleines Techtelmechtel auffliegen zu lassen. Ich saß in der Zwickmühle, bis er auf einmal wie aus dem nichts verschwunden war.
Doch wie konnte ich dieses Mal zu lassen, dass er dasselbe Spiel noch einmal mit mir spielte? Ganz einfach.
„Er wusste von uns beiden und hat mir gedroht, so wie damals".
Louis schwieg und vergrub sein Gesicht in seinen abgestützten Händen.
„Wie damals?", fragte Louis und warf mir einen verwirrten Gesichtsausdruck zu, den ich mit einem verzerrten Gesicht quittierte. „Tschuldigung, du musst mir nicht erzählen was damals war".
Jetzt wo Louis schon fast die ganze Geschichte kannte, war es irrelevant ob er nun auch die ganze Wahrheit kannte. Allerdings wollte ich heute nicht noch mehr Wunden aufreißen und behielt mir das lieber für ein anderes Mal auf.
„Nein, ist schon okay. Ich möchte nur heute nicht auch noch darüber reden...".
Er nickte verstehend und akzeptierte meine Entscheidung. Ich beugte mich etwas nach vorne und bemerkte dabei dass sich in Louis' Augen ebenfalls Wasser angesammelt hatte. Daran merkte ich wie sehr ihn das ganze ebenso mitnahm, doch jetzt war es zu spät ihn aus den Angelegenheiten rauszuhalten. Er hing schon mittendrin.
„Wenn du gehen möchtest verstehe ich das", machte ich ihm das Angebot zu gehen um ihm so etwas Luft zu geben. Alleine dass er heute gekommen war um mit mir zu reden war mehr als ich überhaupt von ihm verlangen wollte.
„Willst du dass ich gehe?", murmelte er leise, so dass ich es fast nicht verstanden hätte.
Hörte ich auf mein Herz wollte ich nicht dass er ging. Ich wollte noch nie wirklich dass er ging, auch nicht als er abends vor meiner Tür stand. Das waren alles Schutzmaßnahmen, die sich nun sowieso erledigt hatten. Nun war alles einfach egal, deshalb ich schüttelte ich nur den Kopf und wartete eine Reaktion von ihm ab.
„Dann bleibe ich?", fragte er noch einmal unsicher und seine Unsicherheit brachte mich weiter um den Verstand, weshalb meine Tränen immer noch weiter mein Gesicht hinunterliefen.
Zögerlich nickte ich, da ich genau wusste dass Louis eine klare Antwort von mir haben wollte. Letztendlich war das auch nur verständlich, so oft wie ich ihn dann doch die letzte Zeit abgeblockt hatte. Er wollte die Erlaubnis zu bleiben und die hatte ich ihm gegeben.
Mein Herz sehnte sich in diesem Moment so sehr nach Liebe und Geborgenheit wie noch nie in meinem Leben. Eine Umarmung oder auch nur ein kleiner Händedruck, all das wünschte ich mir doch so sehr und doch blockierte mein Körper. Es war ein so großes Bedürfnis und gleichzeitig so eine riesige Herausforderung der ich mich nicht gewachsen fühlte.
Ich fragte mich ob sich Louis komisch vorkam, wenn er nur hier saß und eigentlich nichts tun konnte. Er wusste eben nicht, dass mir allein seine Anwesenheit schon ein positiveres Gefühl gab und das reichte mir fürs erste auch, oder besser gesagt meinem Kopf.
„Danke", flüsterte ich so leise, dass ich mir erst nicht sicher war ob es der Blonde gehört hatte. Doch er hob seinen Kopf und sein Gesicht zierte ein kleines Lächeln.
Alleine dieses kleine Lächeln war es mir wert von nun an um ihn zu kämpfen. Auch wenn es nicht leicht werden würde und ich die nächste Zeit erst einmal mit mir selbst zu kämpfen hatte, musste ich es versuchen. Denn jemanden der meine Geschichte kannte und mich demnach so akzeptierte wie ich war, fand man im Leben nicht so schnell. Obwohl ich mich vielleicht noch nicht zu früh freuen sollte, denn es war fraglich ob er mich so überhaupt noch wollte. Jetzt wo er mein tiefstes Inneres gesehen hatte und mich an meinem Tiefpunkt begleitet hatte. Es würde sich die nächste Zeit herausstellen ob er damit klar kommen würde oder eben nicht. Das Schicksal musste nun entscheiden und ich würde mein bestes dafür tun, es in die richtige Richtung zu lenken.
Er musste es einfach wert sein...
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Lucky Strike
Teen FictionAufgeregt reist Louis in seine neue Wahlheimat, um dort sein neues Leben inklusive Polizeistudium zu beginnen. Zusammen mit Sophie, seiner neugewonnen Freundin, stürzt er sich nicht nur voller Freude in das Studium, sondern auch in das typische Stud...