38. Kapitel

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Hallo zusammen, pünktlich zum Montag das neue Kapitel.  Wie ich heute schon angekündigt habe, sind meine meine Covers fertig und ich freue mich darauf sie bald mit euch zu teilen. Wundert euch deshalb nicht, wenn ihr meine beiden Storys unter neuen Designs findet...


Pov. Nicholas

Zu sagen ich fühlte mich schlecht, wäre gelogen. Denn um ehrlich zu sein fühlte ich gar nichts. Die Kopfschmerzen die ich die letzten drei Tage mit mir rumtrug waren zur Gewohnheit geworden und den Rest versuchte ich auszublenden. Ich wollte dem Schmerz in mir keine Chance geben, mich aufzufressen. Auch wenn wusste dass das auf Dauer unmöglich werden würde. Fürs erste würde es reichen, so lange ich hier noch im Krankenhaus war. Nicht dass sie mich aufgrund von Depressionen noch hier behalten würden, ich wollte nach Hause und dort meine Ruhe haben. Ruhe hatte ich hier nämlich nicht. Ständig kamen Ärzte oder Krankenpfleger vorbei um sich meine Verletzungen anzuschauen oder meine Werte zu analysieren. Zudem besuchte mich Lydia mindestens einmal am Tag. Nicht falsch zu verstehen, ich freute mich auf ihre Besuche, aber ich wollte nicht über das Passierte reden. Sie zwang mich auch nicht dazu, jedoch versuchte sie immer mal wieder etwas aus mir herauszubekommen.

„Ich möchte dir doch nur helfen", sagte sie immer und immer wieder. Und ich wusste dass sie es nur gut mit mir meinte, doch ich war nicht in der Lage auch nur annähernd über letzten Freitag nachzudenken, geschweige denn zu reden. Sobald ich auch nur einen Gedanken daran verlor, bekam ich eine Panikattacke. Mir wurde übel, aber auf eine andere Art und Weiße wie wenn einem übel wird nachdem man zu viel Alkohol getrunken hatte. Zusätzlich schnürte dieses Gefühl mir die Lungen zu, sodass ich teilweise hilflos nach Luft schnappen musste, obwohl genug davon zum Atmen da war. Meine Hände fingen an zu schwitzen und mein Herz raste, als ob es einen Marathon gewinnen wollte.

Aus dem Grund redete ich nicht viel, denn je weniger ich redete, desto weniger wurde ich gefragt, desto weniger musste ich an den Tag denken.

Ich wusste, dass es an der Zeit war mich meinen Gefühlen und dem ganzen Schmerz zu stellen, nach all den Jahren endlich dagegen anzugehen. Mit Lydia darüber zu reden wäre ein Anfang. Aber ich fürchtete mich davor, meine hart errichtete Mauer dieses Mal allesamt fallen zu lassen. Niemand sollte mein wahres Ich sehen, denn unter der Hülle verborg sich ein komplettes Gefühlswrack an Mensch. Ein Mann mit Schocktrauma, der seine Probleme erfolgreich versucht hat zu verdrängen.

Kaum Menschen können sich vorstellen, wie sich Opfer von Vergewaltigungen fühlen. Noch weniger wissen wie es ist, das alles zwei Mal durch zumachen. Es wird gesagt dass sich Opfer nicht mehr wohl in ihren Körpern fühlen, sie Ekel und Angst verspüren. Bei anderen ist es Wut oder Trauer. Ich habe mich geschämt für das was passiert war und habe mir bis heute selbst die Schuld gegeben. Doch dass es nun ein zweites Mal geschehen ist, zeigt mir, dass ich mir nicht die Schuld geben kann. Das allerdings beweist mir eben auch, dass es jederzeit wieder passieren könnte, dass jederzeit wieder jemand meine Grenzen überqueren könnte.

Genau das machte meine Angst dieses Mal umso größer. Wenn er es zwei Mal geschafft hat meine Grenzen zu überschreiten, würde er es auch noch ein drittes oder viertes Mal schaffen. Ich sah keinen Ausweg in der ganzen Sache und das war fatal.

„Hey du". Da ich so in meine Gedanken versunken war, hatte ich gar nicht mitbekommen wie sich Lydia ins Zimmer geschlichen hatte.

Wie die letzten Tage auch begrüßte ich sie nur mit einem leichten Mundwinkelzucken.

„Du siehst heute schon etwas besser aus, süßer. Wie fühlst du dich selbst?", fragte sie, wie jeden Tag als erstes. Als Antwort zuckte ich nur mit den Schultern. Meine Reaktion wurde direkt mit einem langen Seufzer quittiert und sie ließ sich wie immer auf den Stuhl neben meinem Bett fallen.

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