30. Kapitel

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Hallo an diesem sehr warmen Donnerstag. Ich hoffe dieses Kapitel ist eine willkommene Abkühlung :D Übrigens müsst ihr Kian leider noch etwas ertragen, obwohl ich gemerkt habe, dass er nicht wirklich Willkommen ist.

Pov. Nicholas

„Verfällst du etwa in alte Muster?", fragte mich Kian während er aufstand und auf mich zukam. Seine dunklen Augen funkelten nur so vor sich hin und nachdem er sich das hundertste Mal durch seine kurzen braunen Haare gefasst hat saßen sie noch immer nicht besser. Ekel war wirklich das einzige Wort was ich für diesen Mann übrig hatte, kaum zu glauben, dass dies mal anders war. Man konnte sich einfach gewaltig in Menschen täuschen und das obwohl man dachte, man kennt sie gut.

„Was willst du von mir?", fragte ich als Gegenfrage und bescherte ihm damit nur ein herzhaftes Auflachen.

„Möchtest du mir nicht erstmal eine Antwort auf meine Frage geben?", er schaute mich provozierend an und stand mittlerweile, breit wie er war, vor mir. Der dunkelhaarige war in etwa so groß wie ich, vielleicht ein Stückchen größer. Aus Reflex ging ich einen Schritt zurück, denn ich konnte es nicht haben, dass er mir so Nahe war.

„Nein, möchte ich nicht", sagte ich bestimmt und verschränkte die Arme vor mir, „Also was willst du?".

„Früher hättest du nicht so mit mir geredet, aber gut. Kannst du dir nicht denken was ich will? Ich will dich zurück, du bist der einzige Grund wieso ich wieder her gekommen bin", so schnell, dass ich nicht mal reagieren konnte, lag seine Hand an meiner Wange und ich versuchte mich wegzudrehen, doch seine Hand klebte fast schon fest an meinem Gesicht.

„Ist dir noch zu helfen?", ich schaute ihn fassungslos an und versuchte wieder seine Hand von meinem Gesicht zu bekommen, doch stattdessen nahm er seine andere Hand und legte sie an meine Hüfte. Wie versteinert blieb ich stehen und konnte mich nicht auch nur einen Millimeter bewegen. Das Gefühl seiner Hand an meiner Hüfte brachte böse Erinnerungen wieder hoch die mich Angst und Verzweiflung zugleich spüren ließen.

Auf einmal jedoch zog er abrupt seine Hand weg und wich einen Schritt zurück. Erleichtert atmete ich auf und drehte mich um, wo ich allerdings Louis in der Tür stehen sah.

„Ich wollte nicht stören, habe nur meine Flasche stehen lassen". Ich schaute ihn erschrocken an und hoffte dass er das gerade nicht gesehen hatte. Seinem Blick zu urteilen wurden meine Hoffnungen aber schnell gedämpft. Aus dem Augenwinkel sah ich Kian nur freudig grinsen, aber mich traf das ganze gerade dreifach. Ohne weiteres schnappte ich meine Tasche und verließ den Raum als erstes von uns drei in schnellen Schritten. Wieder einmal war ich froh darüber, heute keinen Unterricht mehr zu haben, sodass ich ohne Umwegen einfach nach Hause gehen konnte.

Kaum war ich durch die Tür meiner Wohnung gegangen entlud sich der ganze Druck in mir, welcher sich den ganzen Vormittag über gebildet hatte. Ich sank an der Eingangstür hinunter und fuhr mir mit meinen Händen durchs Gesicht. Mein Hund hatte wohl bemerkt dass ich gekommen war und es mir nicht gut ging, denn er legte sich neben mich und eine seiner Pfoten legte er auf mein Bein. Als Antwort fing ich an ihm den Rücken zu kraulen und dabei ließ ich den Vormittag nochmal Revue passieren.

Konnte das wirklich wahr sein? Mein schlimmster Albtraum kam an einem zufälligen Montagmorgen zurück in die Stadt und nicht nur das, er drang in mein Arbeitsleben ein als wäre es normal? Als wäre das nicht genug gewesen, machte er da weiter, wo er vor so vielen Jahren aufgehört hatte. Und obendrauf hatte Louis etwas gesehen, was unter keinen Umständen für seine Augen gedacht war. Wie verarscht musste er sich denn jetzt vorkommen? Auf der anderen Seite, vielleicht würde er sich nun von mir distanzieren und unser kleines Problem würde sich in Luft auflösen. Doch das nächste Problem stand ja nun schon direkt vor der Tür.

Voller Erschöpfung fiel ich mit meinem Kopf voraus auf mein weiches Bett. Große Schweißperlen liefen mir noch immer den Rücken herunter und mein ganzer Köper zitterte. Mein Mund war trocken, als hätte ich drei Tage nichts getrunken. So lag ich da und versuchte mich auf meine schnelle Atmung zu konzentrieren, in der Hoffnung so die starken Schmerzen unterhalb meines Oberkörpers zu ertragen.

„Puhh war das mal wieder gut. Bereit für Runde zwei?", ich versuchte meinen Kopf etwas anzuheben, sodass ich in sein frech schauendes Gesicht blicken konnte, „Was frag ich überhaupt, natürlich hast du Lust". Ungläubig schaute ich ihn an.

Ich räusperte mich und versuchte meine Stimme wiederzuerlangen, was mir schwerer fiel als gedacht. „Bitte warte mal. Mein Unterleib tut weh, ich...", er ließ mich gar nicht aussprechen und sein Gesicht färbte sich für einen kleinen Moment dunkelrot und sein Blick wurde starr. Ganz verstehen konnte ich seine Reaktion gerade nicht...

„Komm mal runter, so schlimm kann es nicht sein. Los setz dich auf und dreh dich um, wir probieren mal etwas neues aus", ohne Rücksicht auf mich zu nehmen, stieg er aufs Bett und klatschte mir dabei einmal mehr auf meinen Hintern. Ich zuckte zusammen und stieß ein lautes Stöhnen aus, welches diesmal aber nicht von meiner Lust angetrieben war.

„Kian bitte, ich kann wirklich nicht mehr heute. Können wir das nicht auf ein anderes Mal verschieben". Bat ich ihn erneut, und allein der Gedanke daran, dass ich ihn hier gerade um etwas völlig normales bitten musste und er es nicht akzeptierte, ließ mich zum ersten Mal fassungslos sein. So hatte ich ihn vorher noch nie erlebt, ich verstand nicht, wieso er da so ein großes Ding draus machte. Doch ich war zu schwach gerade um mich auch nur einen Meter zu bewegen, weshalb mir nichts anderes übrig blieb als einfach so liegen zu bleiben.

„Ich glaube dir geht es zu gut? Was ist dein Problem heute? Man sieht dir doch an, dass du noch einmal durch gefickt werden möchtest", solche Worte hörte ich heute zum ersten Mal aus seinem Mund und ich war mehr als geschockt.

„Was zum...Kian?", bevor ich auch nur einen weiteren Ton aus mir rausbekam, hob er mich mit seinen starken Armen an, positionierte mich so, dass ich mich gerade so halten konnte und direkt legte er los, ohne dass ich mich hätte wehren können. Ohne Vorsicht stieß er seinen Schwanz erneut in mein Hinterteil und das war nicht das letzte Mal.

Um diese Gedanken wieder zu verdrängen, schüttelte ich Alibimäßig den Kopf und versuchte mich aus meiner mittlerweile unbequemen Sitzposition zu lösen und aufzustehen. Mir wurde klar dass ich nicht verhindern konnte, dass mich alles von damals wieder überkommen würde, jetzt wo Kian wieder in der Stadt war. Da würden mir nicht mal meine paar Therapiestunden von damals helfen. In dem Moment fragte ich mich, wieso ich die Therapie damals nicht zu Ende gemacht hatte. Vielleicht wäre es heute in der Situation von Vorteil. Diesen Gedanken schob ich jedoch schnell wieder zu Seite, da ich mich, selbst wenn ich die Therapie erfolgreich abgeschlossen hätte, nicht genau wüsste wie ich nun mit dem Kontakt umgehen sollte.

Ich fühlte mich nicht einmal in der Lage Lydia jetzt anzurufen und ihr alles zu berichten, weil ich den Vormittag am liebsten einfach vergessen würde. Vielleicht sollte ich mich auf meine Couch legen und schlafen, in der Hoffnung ich würde aus einem bösen Traum erwachen. Mit dem Glauben ich würde ihn morgen nicht noch einmal treffen, oder übermorgen, oder nächste Woche...Konnte mir denn keiner sagen wie ich das alles aus meinem Kopf bekommen konnte?

Louis

Louis konnte ihn auch nicht wegzaubern, aber vielleicht konnte er mir helfen mich auf andere Gedanken zu bringen. Da war ich mir sogar ziemlich sicher. Aber das war doch genau das was ich vermeiden wollte, oder? War die Sache nun nicht geklärt gewesen, da er mich vorhin fast Nase an Nase mit Kian gesehen hatte?

Etwas schmerzvoll stieß ich meinen Kopf gegen die Wand, doch selbst das rückte meine Gedanken nicht zurecht. Auf der einen Seite Kian, das Böse. Auf der anderen Louis, der Retter in der Not. Wie bescheuert das außerhalb meines Kopfes klingen musste, konnte ich mir nicht im geringsten ausmalen.

Und obwohl ich heute noch nichts essbares zu mir genommen hatte, ließ ich die Küche links liegen und verschwand direkt in mein Schlafzimmer. Zog mich bis auf die Boxer aus und ließ mich auf mein Bett fallen und vergrub mich in meiner kuscheligen Bettdecke. Es war zwar wirklich warm draußen, doch das war mir ziemlich Latte. 

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