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Ich schaffte es echt alle zu verpacken. Brauchte zwar über fünf Stunden, aber war froh, dass ich es hinter mir hatte. Ich verpackte die Pakete immer mit sorgfalt und viel Liebe. Es musste alles stimmen, daher brauchte ich immer ziemlich lang für ein Paket. Aber den Vorrat musste ich auch noch auffüllen. Einiges ging weg. Vorallem die Öle. Und auch das Peeling war diesmal ziemlich beliebt. Aber ich machte eine kurze Pause um was zu trinken und einen kleinen Snack zu mir zu nehmen.

Ich schaute auch irgendwann aufs Handy. Er schrieb zwischendurch noch mal. Er sei in einer Besprechung die recht langweilig war. Er hätte mein Bild die ganze Zeit im Kopf gehabt. Konnte sich nicht konzentrieren. Ich schickte einen frechen Zwinker Smylie mit Zunge raus und antworte noch mit, tja, dann weißt du wie es mir geht. Und das war nicht mal gelogen. Und es kam auch gleich eine Antwort zurück.
Eine, die mich irgendwie rührte.

"Danke für dein Vertrauen. Dafür das du mich nicht verurteilst und mit deinen eigenen Augen siehst. Das bedeutet mir viel."

Aber das kam diesmal in geschriebener Form. Vielleicht war er noch beschäftigt, oder konnte es mir nicht in Worten sagen. Traute sich nicht, oder vielleicht war im das peinlich? Egal was es war, ich fand es trotzdem wunderschön gesagt. Und für mich war das selbstverständlich. Ich kannte ihn als Mensch nicht und wollte mir selbst ein Bild machen und mir nicht machen lassen, von irgendwelchen Artikeln im Internet.
Außerdem machte er es doch auch. Und er sah sogar mit eigenen Augen wie ich war. Billig verkaufte ich mich vor seinen Augen. Und trotz, dass er sah, was für ein Flitchen ich war und ihn anfangs ziemlich zickig entgegentrat, war er so lieb. Versuchte mich zu schützen. Von Anfang an. Zeigte Interesse auch wenn es Anfangs eher arrogant rüberkam. Aber er trat mir so entgegen wie ich ihm. Arrogant. Behandle den gegenüber so, wie du behandelt werden willst. Oder, so wie es in den Wald schalt ... Ja ja. Eigene Schuld. Das brachte mich zum Nachdenken. Vielleicht war ich immer schuld an allem. Wie leute mit mir umgingen. War ich wirklich so ein scheußlicher Mensch? Ich wollte doch nur ich sein. Ich es verkehrt anders zu sein? Irgendwie machte mich das traurig. Und ich bekam Angst. Was wenn er auch irgendwann sieht, was und wer ich bin. Mich nicht mag. Vielleicht sogar abstoßend finden würde. Plötzlich rollten mir Tränen über die Wangen. Habe ich es überhaupt verdient? Habe ich ihn verdient?

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Ich bin irgendwann eingeschlafen vom Weinen. Ich hatte lange keine Depressionen mehr. Aber diesmal hatte es mich hart erwischt. Plötzlich vibrierte mein Handy. Nolan rief an. Ich ging erstmal nicht ran und sah, als es aufhörte, dass er es schon drei mal probierte. Dann eine Nachricht.

"Ist alles ok? Ich mache mir etwas sorgen. Ich komme jetzt vorbei. Ich möchte wissen, ob es dir gut geht." Er schien sich tatsächlich Sorgen zu machen. Er klang jedenfalls so. Irgendwie brachte mich das wieder zum weinen. Dann antwortete ich ihn.

"Beeil dich. Ich will das du bei mir bist." Das klang irgendwie traurig und verzweifelt. Irgendwie machte ich mir auch nicht die Mühe es zu verstecken. Denn genau das war die Wahrheit. Zehn Minuten später klingelte es an der Haustür. Ich machte ihm sofort auf. Er eilte die paar Stufen hoch und stand dann etwas irritiert an der Wohnungstür. Und bevor er was sagen konnte, fiel ich ihn um den Hals. Drückte mich fest an ihn.

"Was ist los? Ist irgendwas passiert?" Ich atmete tief durch. Krallte mich in sein Jackett fest, dass er anhatte.

"Ja. Du bist passiert!" Er schien erst nicht zu begreifen. Blickte etwas verwirrt durch die Gegend.

"Ist das alles ernstgemeint? Wieso ich? Warum ..." Dann versagte meine Stimme.

"Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir irgendwas das Gefühl gab, du brauchst Hilfe. Jemand, der auf dich aufpasst. Und ich wollte der jenige sein." Ich schaute dann hoch zu ihm. War immer noch verwirrt. Und mein Kopf war voller Fragen.

"Hab ich es denn verdient?" Flüsterte ich ängstlich. War voll in Trance und starrte ihn an. Er schien von mir etwas perplex. Dann wurden meine Zweifel größer. Er war so lieb. So unglaublich perfekt, dass konnte nicht echt sein.

"Warum tust du das? Was spielst du für Spielchen?!" Dabei stieß ich ihn plötzlich ein Stück weg.

"Ich ... das kann nicht real sein!"
Er stand dort immer noch ziemlich verwirrt. Schien aber langsam zu begreifen.

"Gut. Würdest du dich wohl fühlen wenn ich dich erst Ficke, dir erst zeige, das du nichts wert bist? Bist du dann erst zufrieden? Oder soll ich wieder gehen? Dich wieder leben lassen wie zuvor? Vorurteile ... die wolltest du doch ablegen. Ich bin nicht wie die anderen Männer. Ich sehe mehr als du glaubst. Hast du so Angst vor Veränderungen?" Er klang genervt. Ich hatte keinerlei Antwort. Schaute ihn nur ziemlich resignierend an. Dann zog er mich wieder näher an sich ran. Erfasste mein Kinn und fuhr sanft mit seinen Daumen über meine Lippen.

"Du wärst in meiner Welt eine Königin. Meine Königin." Hauchte er mir sanft auf meine Lippen um sie dann mit seinen Sacht zu berühren.

"So schnell gebe ich nicht auf." Ein Kuss, zart wie ein Windhauch, berührten seine Lippen die meine. Dann folgte ein zweiter. Etwas fester und trotzdem noch so vorsichtig.

"Wenn du mehr willst, musst du alles alte ablegen. Es gibt nur noch uns." So gern wollte ich es. Alles vergessen was war. Nur ihn genießen. Aber noch war es so schwer.

"Wenn du ... bitte hab geduld mit mir. Ich will ... aber es ..."

"Nicht gleich heute. Du sollst dir einfach im klaren sein, dass ich anders bin. Dir bewusst, dass sich ab jetzt viel ändern wird. Ich für dich da sein werde." Diese Worte machten mich irgendwie sehr glücklich. Und unter den Tränen kam ein kleines Lächeln zum Vorschein.

Between Us - Wenn die Liebe lügtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt