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Der Tag war ziemlich ruhig. Ich wollte schreiben. Immer wieder. Traute mich aber nicht.

"Komm schon. Sag mal Hallo." Sprach ich mit mir selbst. Starrte dabei auf das Handy was vor mir lag. Als ob eher ich das Handy fragen würde, dass es mir die Entscheidung abnimmt. Und irgendwie schien mein Flehen erhört worden zu sein.

"Guten Abend. Ich hoffe du hattest ein angenehmen Tag. Wie wärs mit einer Unterhaltung? Du darfst entscheiden ob du mich nur hören oder auch sehen willst."

Ich schrieb natürlich gleich zurück. Irgendwie freute es mich, dass er mir schrieb.

"Wenn du schon beides anbietest, warum sollte ich es dann nicht annehmen? ;)"

War meine Antwort, die ziemlich schnell kam. Vielleicht zu schnell. Er sollte nicht denken, dass er mein Mittelpunkt ist und ich nur darauf warte, Aufmerksamkeit seinerzeit zu bekommen. Aber leider war genau das der Fall.

"Dann schau aus dem Fenster." Kam es als Antwort zurück. Was mich ziemlich erschrocken aufs Handy starren ließ. Ich rannte zum Fenster schaute erst durch das erste Richtung Kreuzung die ich vom Wohnzimmer aus sah, dann ans andere wo ich die Straße langschauen konnte. Da erblickte ich ihn dann an sein Auto gelehnt. Wie lässig und cool er wieder aussah. Es war unglaublich. Er hatte eine intensive Ausstrahlung, obwohl er im Gegenzug ziemlich ... sagen wir langweilig aussah. Ich öffnete das Fenster und schaute ihn mit frechen Blick an. Zog dabei den Mundwinkel amüsiert in die höhe.

"Was wird das? Stalkst du mich? Oder wolltest du mal Romeo und Julia spielen? Denn, für Rapunzel sind meine Haare zu kurz." Ich wohnte im ersten Stockwerk, daher hörte er mich sehr gut.

"Das nennt sich interesse zeigen. Stalken klingt so hart. Aber mit Romeo und Julia könnte ich dienen. Nur umbringen müssen wir uns nicht oder?"

"Kommt auf dich an. Wenn ich vor langweile sterben sollte, bist du schuld." Neckte ich ihn. Er rückte sein Basecap zu recht. Ich konnte sein Gesicht nicht mehr sehen. Aber ich wusste irgendwie das er sicher grinste.

"Willst du rein, oder vor der Tür stehen und mich die ganze Zeit beobachten." Dann grinste er tatsächlich.

"Du musst dich schon klarer ausdrücken. Rein ... wo? Und beobachten ist in jeder Situation eine recht angenehme Tätigkeit, wenn man es bei einem Blickfang wie dir gestattet bekommt." Er wurde also zweideutig. Gut. Kann ich auch.

"Erstmal in die Wohnung, dann vielleicht ... auch etwas tiefer. Und dann ist wohl nichts mehr mit beobachten." Er verschränkte die Arme. Schien plötzlich so, als ich hätte ich was herrausgeforderndes gesagt.

"Beobachten geht immer." Dieser Satz brachte mir Gänsehaut. Er sagte dies so intensiv und in einer merkwürdig krasses Art, dass es in meinem ganzen Körper kribbelte.

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Er kam tatsächlich hoch. Zierte sich aber etwas. Ganz Gentlemanlike fragte er mich noch mal ob es ok sei meine Wohnung zu betreten. Als ich mit den Augen rollte als Antwort, schien ihm das etwas zu stören. Sein Blick verriet alles.

"Ich hoffe, ich bin nicht zu aufdringlich. Aber ich bin ehrlich. Ich hatte nie so starkes Interesse an einer Dame und weiß nicht damit umzugehen. Wenn dich was stört, musst du es nur sagen." Das erstaunte mich dann doch. Vorallem seine Ehrlichkeit.

"Wieso? Sonst wirst du gestalkt? Liegen dir die Frauen reihenweise zu Füßen? Aber Geld macht halt attraktiv." Oh fuck! Das klang gemein und abwertend. Dabei wusste ich ja auch vorher nicht das er Geld hatte.

"Sorry. Das war ... ich kann echt taktlos sein." Er lächelte trotzdem, was mich verwunderte.

"Ich weiß das ich nicht wie der typische Reiche ausseh. Wie der Frauenschwarm, wie er im Buche steht, aber es gibt ja auch andere Lektüre wo sich selbst eine gewisse Belle in ein Biest verlieben kann." Zwinkerte er.

"Du bist aber viel heißer als der." Och nee! Hab ich das laut gesagt?

"Interessant. Dabei dachte ich, du bevorzugst massige Männer zum einkuscheln." Lachte er dann. Er sprach auf den dicken im Club an. Das wird er mir wohl ewig vorhalten.

"Damit kann ich nicht dienen. Aber vielleicht gefalle ich dir Körperlich trotzdem." Er zog dann seine Jacke aus. Darunter hatte er nur ein weißes Shirt an. Er war besser gebaut als gedacht. Jetzt nicht irre breit, aber doch definiert. Sehnig. Sportlich. Und ich hätte nicht gedacht, dass mir das gefällt. Das Er mir gefällt. Und das noch mehr, als er es schon tat.
Ich starrte dann auf sein Brustkorb der sich am Shirt abzeichnete. Ich fragte mich, ob er auch einen Sixpack besaß. Natürlich konnte ich nicht einfach fragen. Und das war wieder sehr oberflächlich, so zu denken.

"Darf ich mich setzten?" Ich schüttelte mich aus meiner Trance und nickte ihm zu.

"Ja, natürlich. Fühl dich wie zu Hause." Er nahm dann auch das Basecap ab. Sein Haar war wild anstehend und fiel ihm wieder leicht ins Gesicht. Wie gern hätte ich in dieses gegriffen.

"Was ist? Du wirkst du ... Atemlos." Er schien es auch noch zu genießen, das er so eine Wirkung auf mich hatte.

"Ja, deine ständige Fragerei kann einen schon ziemlich erschöpfen." Dabei schmiss ich mein rotes Haar nach hinten und lief mit erhobenen Kopf in die Küche.

"Gastfreundlichkeit heißt doch, jemanden was zu trinken anzubieten? Oder einfach nur, der Gast kann froh sein, dass ich relativ gute Laune habe?" Scherzte ich etwas nekisch.

"Mach dir keine Umstände. Setzte dich einfach zu mir." Ich schaute aus der Küchentür hervor und war etwas skeptisch. Traute mich nicht ihm zu nah zu kommen. Ich wusste, dass würde mich wieder nur schwach machen. Das tat er immer wenn ich ihn fast riechen konnte. Sein Geruch. Wenn ich nur daran dachte wurde ich fast schon feucht. Der Kerl war einfach anders geil. Und ich konnte nicht einschätzen ob er es wusste, oder sich nur bei mir so benahm.

Between Us - Wenn die Liebe lügtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt