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Ich erzählte ihn diesmal alles. Wollte das er weiß, wieso ich so war, wie ich war und was mich dazu machte. Und das ich deswegen seit klein auf an Depressionen litt. Ich kam ja nie richtig dazu mehr von mir preiszugeben. Jetzt wollte ich, dass er mich kennenlernt. Mit allem was dazu gehörte. Wir hatten ja nie Zeit. Beziehungsweise haben ja lange gebraucht, bis wir uns mochten. Wenn man bedenkt, dass ich ihn vor paar Tagen noch zum kotzen fand, ist es komisch das wir uns jetzt so verstehen, fast schon nah stehen. Und vielleicht sogar mehr als das.

"Wieso bist du geblieben? Wieso hast du versucht zu helfen? Bei mir zu sein? Sagtest du nicht was von Wald und Schall? So wie ich mit dir umging, hätte was anderes zurückkommen müssen."

"Manchmal ist das Echo fehlgeleitet und leiser als das Original. Zwischen den Zeilen lesen. Weißt du noch? Nach einiger Zeit hörte ich im Echo keine Wut, oder Hass. Sondern Verzweiflung und Einsamkeit. Du warst einfach unsicher. Brauchtest jemanden der dich hört. Versteht was du wirklich sagst. Nolan kann das selbst nicht. Er ist genauso verloren. Ihr seit euch ähnicher als du denkst."
Wie konnte man nur so tiefgründig sein und immer die richtigen Worte finden. Es war erstaunlich.

"Aber zurück zu dir. Mir ist gerade wichtig, wie schlimm die Depressionen sein können."

"Gefahrenabschätzung? Angst ich bring mich um? Nur wenn du gehst." Ich wollte scherzen. Aber er fand es so gar nicht witzig.

"Über das Thema will ich nicht scherzen. Und ja, weil du so sensibel bist und dazu noch Depressionen hast, könnte ich mir vorstellen das das gefährlich werden könnte." Ich lächelte was ihn irgendwie wohl nicht in den Kopf ging, warum ich das Thema so abtun wollte. Ich umarmte ihn. Setzte mich auf sein Schoß. Wollte darüber nicht nachdenken.

"Hey. Du lenkst wieder ab Erbschen." Aber das sagte das in einem ruhigen Ton. Schien es irgendwie zu mögen, das ich ihm so nah kam.

"Jupp." Kam es frech von mir mit einem kichern. Er legte dann auch die Arme um mich.

"Du machst mir das doch mit Absicht so schwer." Entgegnete er sanft. Meine antwortet war ein festeres mich an ihn drücken. Plötzlich fing ich an zu schluchzten. Versuchte es zu unterdrücken. Es ging aber nicht.

"Was hast du jetzt schon wieder?"

"Es tut mir leid. Ich will dir nicht wehtun. Du bist so viel mehr für mich als du denkst. Ich wollte das nicht. Das alles." Dann drückte ich mich von ihm weg. Mit großen verwunderten Augen starrte er mich an.

"Warum hast du das gesagt?! Warum kannst du mich nicht einfach hassen!" Ich wollte dann weglaufen, aber er hielt mich auf.

"Soll ich das? Willst du das wirklich? Und warum denkst du wäre das besser?" Ich wollte mich losreißen, aber sein Griff wurde fester.

"Sag schon!" Forderte er.

"Weil mir dann alles egal wäre! Du wärst es! Das Nolan mich immer noch fickt! Mir wäre egal das du das weißt oder was du fühlst! Aber jetzt tut es weh. Weil ich Angst habe. Angst dich zu verlieren. Ich will das nicht, dass ihr kämpft. Du hättest ihn gehen lassen sollen. Aber jetzt, jetzt will ich das er bleibt! Immerhin schulde ich ihm das, aber ... du ..." Er zog mich auf seinen Schoß zurück und sah mich mit einen liebevollen Blick an.

"Ich habe kein anrecht auf dich. Und genau so wenig schuldest du ihm was. Du bist ein freier Mensch mit eigenen Entscheidungen. Die zweite Chance sollten dir keine Schuldgefühle einreden, sondern helfen euch noch mal hinzusetzten und zu reden. Wie ... wie ihr reden definiert, ist euer Ding." Aber er klang diesmal nicht aufrecht.

"Nein. Da ist mehr. Sag die Wahrheit."
Aber er schwieg. Ich wusste es. Damit bewies er es.

"Bitte Rick. Ich will die Wahrheit! Ich will wissen was du fühlst." Meine Unterlippe bebte. Tränen rollten weiter über meine Wangen. Das ließ ihn dann doch weich werden.

"Was ich fühle ... mh. Genau wie du unschlüssig. Weil ich nicht weiß ob es das richtige ist, was ich tu. Ich will dich bei mir, aber auch Nolan nicht die Frau entreißen. Oder dir vielleicht doch ein Happy End nehmen. Wer sagt mir das du es mit mir hast und nicht doch mit ihm? Ich will das du glücklich bist! Das ich dich lachen hören darf. Alles andere ist unwichtig." Aber das war immer noch nicht ganz die Wahrheit. Irgendwas war noch. Und deswegen blickte ich ihn flehend an.

"Was willst du hören? Hätte ich kein Gewissen, würde ich dich einfach an mir reißen. Ausnutzen wie durcheinander und verletzt du bist, dass will ich aber nicht! Ich will dich, weil du dich entschieden hast, frei von Schuld oder Zwang. Genau so will ich es bei mir. Ohne zwang, weil ich denke, ich muss dich retten. Weil mir mein inneres sagt, das du nur mich willst. Mir einrede ich wäre der richtige nur um zu bekommen was ich will. Ich möchte mir sicher sein, dass ich das bin. Gib uns Zeit." Er fühlte im Moment also wie ich. Angst vor der Zukunft. Nicht wissend, was nun das richtige für alle sei. Ob das jeh wissen konnte? Wann ist man sich sicher? Wenn man verzweifelt voller Herzschmerz am Boden liegt? Ich musste irgendwie versuchen meine Gefühle zu ordnen. Vielleicht würde ich auch Rick damit helfen. Nolan wusste wohl genau was er wollte, so kam es mir so vor. Ob er mir auch die Wahrheit sagen würde. So wie Rick? Ich muss ihn darauf ansprechen. Wollte er mich nur noch, weil ich ihn zu gut behandelte? In seinen Worten, mit meinen Augen sah? Oder jetzt nur noch weil Rick da war.

Between Us - Wenn die Liebe lügtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt