"Schau hoch, bitte"
–
Sobald Jungkook den Anruf aus dem Krankenhaus erhalten hatten, war er ohne Weiteres ins Auto gestiegen, um dorthin zu fahren. Total besorgt und mit nervös zitternden Beinen, betrat er das Gebäude nach einer äußerst unruhigen Fahrt, bei der er einmal beinahe selbst in einen Unfall gelang, ging an die Rezeption und fragte nach seinem Chef, der von hier angerufen hatte. Lange musste er zum Glück nicht warten, da eine wirklich sehr nette Krankenschwester sich sofort darum kümmerte, den Schwarzhaarigen zum besagten Patienten zu bringen, den er schon meckern hörte, noch bevor sie wirklich voreinander standen.
,,Wenn ich es doch sage! Es geht mir gut und ich habe nur wenig Kratzer, also gibt es keinen Grund für mich, über Nacht noch hier zu bleiben!", hörte der Jüngere die Stimme seines Arbeitgebers und wurde allmählich entspannter, da man klar raushören konnte, dass es ihm einigermaßen gut ging, er also nicht im Koma lag oder von Kopf bis Fuß in Verbände eingewickelt war. ,,Doktor, ich bitte Sie! Es ist nicht nötig, mich noch länger hier fest zu halten", entgegnete der Mann noch, bis seine Augen auf Jungkook trafen und er mit einem Mal voll und ganz verstummte. Tatsächlich sagte er auch nichts mehr, bis Jungkook alle Ergebnisse vom Arzt bekam, die letztendlich aussagten, dass Taehyung nun wirklich doch heute noch Nachhause fahren konnte, in nächster Zeit hin und wieder Mal mit etwas Schwindel leiden, sonst aber keine bleibenden Schäden davontragen würde, sodass die beiden zum Älteren ins Penthouse fuhren.
Erst als sie dieses betraten und Taehyung sich mit einem lauten Seufzen auf das Sofa im Wohnbereich fallen ließ, fing er endlich wieder an zu sprechen. ,,Danke, dass du mich abgeholt hast. Wir sehen uns dann morgen bei der Arbeit", nuschelte er lediglich in das Kissen hinein, in das er sein Gesicht vergraben hatte wie ein kleines Kind, das weinte, nur dass er gerade nicht am Weinen war. Noch nicht.
Auch wenn es vielleicht nicht so wirkte, war er noch immer sehr angeschlagen von der ganzen Situation mit seiner Großmutter und das darauffolgende Theater mit seinem Großvater, weshalb er heute im Zuge des Stresses, aber auch aufgrund der Dummheit, unter Einfluss von Alkohol zu fahren, in den Unfall geriet. Nur um ein Haar hätte es viel verheerender enden können, berichtete ein Polizist, der mit Jungkook gesprochen hatte und diesem erzählte, dass Taehyung in nächster Zeit mit Post rechnen könnte, die ihm entweder ein hohes Busgeld, ein befristetes Fahrverbot oder gar beides unter die Nase drücken würde. Das war bei seinem Verhalten natürlich klar, das musste der Sekretär seinem Chef gerade aber nicht erzählen, der hatte momentan nämlich genug am Hut.
,,Herr Kim? Geht es Ihnen wirklich gut?", fragte der Schwarzhaarige leise und setzte sich dabei, vorher noch ein wenig zögernd, ebenfalls auf das Sofa. Da er sich nicht mehr allein drauf befand, hielt Taehyung es für eine gute Idee, sich nun aufzusetzen, was er im Nachhinein aber bereuen musste, da aufgrund des Aufpralls seines Kopfes mit dem Airbag des Lenkrads und zusätzlich auch dem Alkohol, den er noch in seinem Körper hatte, der Schwindel sofort in ihm aufkam und für einen Moment sich der ganze Raum zu drehen schien, als befinde er sich in einem Karussell. ,,Natürlich geht es mir gut. Hat der Arzt dir doch gesagt", murmelt er nur vor sich hin, dabei den Blick gesenkt und nicht auch nur für einen kurzen Augenblick zu seinem Angestellten schauend.
Nicht etwa, weil er sich übergestellt fühlte oder gerne dem Blick anderer auswich, sondern eher, weil irgendwas unbekanntes in ihm das Gefühl aufkommen ließ, sich vor Jungkook dafür zu schämen, dass man unter Einfluss gegen eine Ampel gefahren war.
Weil Frau Ang es ihm angeordnet hatte und er sich selbst in gewisser auch die Schuld dafür gab, dass Taehyung heute in einen Unfall geraten war, da er ja mit Namjoon redete, während sein Chef nach dem Whiskey noch in ein Auto gestiegen war, wollte der Jüngere keine Sekunde mehr verschwenden und sofort etwas unternehmen. Zwar wusste er noch nicht so ganz, wie er wirklich etwas Wirksames tun konnte, aber bei einem einfach Gespräch konnte man nie einen Fehler machen, so redete er einfach drauf los.
,,Herr Kim! Ich frage nicht, ob es Ihnen körperlich gut geht, naja das auch, aber in erster Linie frage ich Sie gerade, wie es Ihnen hier geht", erwiderte Jungkook und tippte dabei instinktiv in seinem Redefluss auf die Brust des Älteren, genau auf die Stelle, an der sich sein Herz befand. Da es nur ein Finger war, den er heran legte, bemerkte er zum Glück - so dachte Taehyung - gar nicht, wie schnell sein Herz anfing zu rasen, in dem gleichen Atemzug, in dem die beiden sich berührten. ,,Nach all dem, was ich mir in den letzten Tagen mit ansehen musste, bin ich mir eigentlich schon sehr sicher dabei, dass es Ihnen auf keinen Fall gut geht, Sie das aber durch ungesunde Maßnahmen versuchen zu unterdrücken! Noch länger möchte ich mir das nicht mehr mit ansehen und muss Sie wirklich drum bitten, dass Sie aufhören sollen, sich selbst einfach so wegzuwerfen. Zwingen Sie sich nicht jeden Tag auf's Neue zur Arbeit, wenn Sie eigentlich gar nicht gehen wollen und lassen Sie das auch mit all dem Alkohol und den Zigaretten, die Ihr Gefühl von Stress vielleicht für einen kurzen Moment verschwinden lassen, im Nachhinein aber dafür sorgen, dass es Ihnen nur noch schlechter geht! Hören Sie bitte auf mich und wenden Sie sich an jemanden, reden Sie, auch wenn es nur ich sein sollte, ein unbedeutender Sekretär, der sich Sorgen um seinen Chef macht."
Laut schluckend, traute der Ältere sich dann doch, in die Richtung Jungkooks zu schauen, senkte seinen Kopf dann aber sofort wieder, als ihre Blicke aufeinander trafen und er somit realisierte, dass sein Sekretär wohl wieder sah, wie seine Augen sich mit Tränen füllten, welche sich allmählich ihren Weg über die makellosen Wangen seines Gesichts bahnten, um am Kinn auf seine Hände abzutropfen, die er ineinander verschlungen hatte, um nicht nervös mit den Fingern zu spielen.
Nervosität, Scham und ein rasant klopfendes Herz aufgrund eines anderen Menschen. Dinge, die Taehyung noch nie zuvor erlebt hatte und die sein Großvater immer als Anzeichen von Schwäche betitelte.
,,Schauen Sie bitte hoch und lassen Sie Ihren Kopf nicht so hängen", hörte er Jungkook dann noch sagen, bevor dieser aus dem Nichts seine Hand an die Wange des Älteren legte, was automatisch dafür sorgte, dass er den Blick hob, sie sich somit wieder gegenseitig in die Augen schauten, beide auch nur ohne ein Wort zu sagen. Zum ersten Mal gingen so viele Emotionen in ihm hoch, so viele verschiedene Gedanken, die er hatte, aber unter allen war nur ein Gedanke wirklich deutlich, nur einer schien im Vordergrund und auch wirklich verständlich, selbst wenn Taehyung ihn nicht wirklich verstand. Der Gedanke dran, dass all das, was er fühlte, eine Möglichkeit dafür war, in Jungkook vielleicht mehr als nur einen einfachen Sekretären zu sehen, der für ihn Arbeitete.
Nicht etwa nur einen Bekannten oder einen guten Freund, nein. Unglaublich viel mehr als das.
Und das war auch der Moment, in dem Jungkook ohne es zu wissen und ohne dass er es beeinflussen konnte, genau in die Hände eines ganz bestimmten Mannes spielte, da er gerade jetzt, mit der Sekunde, die er seine Hand an die Wange von Taehyung legte, seine allergrößte Schwachstelle wurde.
–
Na jetzt wird es aber spannend :3
Fun Fact, ich plane die Geschichte ja im Vorhinein schon durch und kann somit sagen, dass es nach derzeitiger Planung ganz genau 152 Kapitel geben wird! Vielleicht sollte ich also mal mit täglich mehreren Updates beginnen, bevor ich noch bis nächstes Jahr hier dran sitze xD
In eigentlichen Planung war es aufgrund der Menge an Kapiteln auch eher so gedacht, dass die Kapitel maximal 750 Wörter enthalten würden, aber aus irgendeinem Grund habe ich hier eine wirklich gut voller Kreativität und Fantasie gefüllte Ader getroffen, die dafür sorgt, dass jedes Kapitel bis teils 2000 Wörter geht, aber hey, ich kann mich nicht beschweren, da ich hier wirklich Spaß beim Schreiben habe! :3
DU LIEST GERADE
secretary jeon ᵛᵏᵒᵒᵏ
Fanfiction»Für gewöhnlich schlief man nicht mit seinem Chef, aber Jungkook war das ziemlich egal. Ein Taboo in der Gesellschaft, weil sie beide Männer waren und obendrein auch noch eine verzweifelte, einseitige Liebe. Alle Karten standen gegen ihn, die Hoffnu...