"Der erste Tag"
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Wie zu erwarten, war es wohl einer der schönsten Morgen, die Jungkook jemals gehabt hatte. Mit einem breiten Lächeln auf seinen Lippen, einem nervös-schnell pochendem Herzen in seiner Brust und einer unglaublichen Lebensfreude, die ihn plötzlich überkommen hatte, wachte er aus seinem Schlaf auf, in dem er von all den vielleicht noch folgenden Dingen träumte, die Taehyung und er in der Zukunft sicherlich noch machen würde, schließlich waren die Beiden nun ein richtiges Paar.
Heute schrieben sie ihren ersten Tag und mehr konnten sie sich darüber natürlich nicht freuen. Vor allem Jungkook war getrieben von einer Menge dieser Gefühle, dachte nicht viel nach und schrieb seinem nun Freund mindestens zwanzig übertrieben kitschige, aber wirklich süße Nachrichten.
Zu schade nur, dass an einem solchen Tag dann die Arbeit rief, obwohl es das Wochenende war, an dem sie eigentlich hätten freihaben sollen, aber weil der Tag der Inkraftsetzung der Organisation immer näher bevorstand, konnte man es sich leider nicht länger erlauben, zurückgelehnt die Däumchen zu drehen. Dies erforderte lange und anspruchsvolle Arbeit auch an Samstagen, vor allem für Taehyung, der ja am Meisten an dieser Sache zu tun hatte und somit band das Jungkook gleichzeitig mit ein, den es aber nicht störte, an jenem Tag bei seinem Chef zu sein, da er sich so sehr darauf freute, ihn zu sehen.
So konnte ihm nicht einmal die dichte Wolkendecke über Seoul die Laune verderben, ebenso wenig dann auch das Nieseln, was im laufe des Tages zu einem etwas stärkeren Regen wurde, immerhin hatte er seinen festen Freund ganz für sich allein, schließlich arbeiteten sie an diesem Projekt gemeinsam und somit saßen sie auch immerzu im selben Büro. Freudig hatte der Schwarzhaarige mühsam seinen schweren Schreibtisch in das Büro von Taehyung geschoben gehabt, sodass sie sich direkt gegenüber standen und sich problemlos direkt in die Augen schauen konnten. Einerseits taten sie dies, um sich leichter verständigen zu können, aber auch, weil der Ältere nun damit anfangen wollte, Jungkook in seinem Beruf wirklich weiterzubringen, zu lehren und ihm zu helfen, irgendwann auch alleine die Dinge machen zu können, bei denen er heute noch fragen hatte.
,,Wenn du mich weiterhin so anstarrst, wirst du sicherlich noch ein Loch durch mich hindurchstarren", entkam es Taehyung irgendwann. Er sprach in einem sehr einfach Ton, ohne seinen Blick dabei von dem Bildschirm vor sich zu nehmen, weshalb Jungkook schwach schmollte, seinen eigenen Blick senkte und dann auf das Blatt vor sich schaute. ,,Tut mir leid, Herr Kim", nuschelte er leise und fing an kleine Kreise auf den Zettel zu malen. Es war kein wichtiges Dokument, sondern eine winzig kleingedruckte, unglaublich lange Liste, die der Mann geschrieben hatte mit Dingen, die einen richtigen Sekretären ausmachten. Bevor Jungkook stolz auf seine Arbeit sein konnte, müsse er erst diese hundert Punkte auswendig gelernt haben, die sein Chef ihm aufgegeben hatte, noch neben der ganzen Arbeit, die zu erledigen war.
Wie er da also saß, schmollend und den Kopf an seine Hand gelehnt, während er die Liste immer weiter vollkritzelte, schaute Taehyung ihn nun doch irgendwann an und lächelte ein wenig. Jungkook war vielleicht schon sechsundzwanzig Jahre alt, jedoch wirkte er manchmal noch so jung und vollkommen unschuldig, als müsse man ihn sogar die Ohren zuhalten vor den einfachsten Beleidigungen. Er hatte eben dieses frische Auftreten, wirkte auch überhaupt nicht frühreif, wie andere in seinem Alter es manchmal taten und sich damit aufführten, als seien sie bereits in ihren Fünfzigern. Das mochte der Braunhaarige sehr, denn es brachte die Farbe in sein Leben, welche auf dem vorgezeichneten Gemälde gefehlt hatte.
,,Kann ich nun jeden Morgen mit so knuffigen Nachrichten von dir rechnen, wenn ich aufwache?", fragte Taehyung sein Gegenüber und schaute sich belustigt mit an, wie dessen Wangen sich in einen roten Schimmer legten. Er wagte sogar gar nicht mehr seinen Blick zu heben, so beschämt wie er war und das obwohl sie sich schon nackt gesehen hatten, noch bevor sie von ihren Gefühlen wussten. So war es eben, bei den frisch verliebten. Sobald sie ihre Beziehung eingingen, veränderte sich alles, als kenne man sich erst seit ihrem ersten Tag an, man wurde nämlich plötzlich ganz schüchtern und Dinge, die man zuvor vielleicht voreinander machte oder sagte, ohne dabei ein Problem zu haben, wurden zu Dingen, bei denen man Aufregung verspürte, wenn man sie tat.
,,Herr Kim, wir sind auf der Arbeit, lassen Sie das", entgegnete der Jüngere nur, aber wusste nicht, dass sein Freund die Art Mensch war, die sich hin und wieder mal einen Spaß erlaubte, dafür aber jemanden ein wenig ärgerte.
,,Was den? Darf ich mich etwa nicht darüber freuen, dass mein so verdammt süßer Freund mir so schöne Nachrichten geschickt hat, noch während ich schlief, sodass ich von seinen romantischen Worten schwärmen durfte, sobald ich aufgewacht war?", fragte Taehyung nun wieder. Er erwartete darauf natürlich keine Antwort, weil diese Freunde keine wirkliche Antwort haben konnte, jedoch wusste er genau, dass er Jungkook damit in Verlegenheit bringen würde und genau das machte ihm ja gerade so viel Spaß. Weiterhin genoss er es zu sehen, wie er mit knallroten Wangen seinem Blick zu entweichen versuchte, deswegen dann irgendwann den Zettel mit der Liste einfach vor sein Gesicht hielt und leise brummte.
,,Herr Kim, wenn Sie mich so ärgern, dann sehe ich mich gezwungen Ihr Büro wieder zu verlassen und meinen Tisch an seinen alten Ort zu ziehen", nuschelte Jungkook gegen das Papier. ,,Ist ja gut, ich werde es nicht mehr machen. Aber Jungkook, du solltest dich auch nicht wirklich schämen für die Dinge, die ich sage, schließlich sind wir ganz allein in meinem Büro, die Tür wird von niemandem einfach geöffnet und niemand kann uns hören. Findest du nicht, dass wir dann wenigstens ein kleines bisschen an Romanze mit hier hineinbringen können? Schließlich ist das hier heute unser erster Tag."
Sobald Taehyung diese Worte ausgesprochen hatte, zauberte er seinem Freund augenblicklich ein Strahlen ins Gesicht, welches selbst diesen bewölkten Tag wieder aufhellte. Er versteckte sich daraufhin auch nicht mehr länger hinter dem Papier, schaute hervor, lächelte den Älteren an und freute sich unglaublich sehr darüber, gehört zu haben, was er sagte.
,,Komm mal her, zu mir", meinte er noch. Jungkook schaute nun voll und ganz hoch, war ein wenig verwirrt, aber hörte auf seinen Chef, sodass er nur wenig später dann direkt vor ihm stand, während er selbst noch in seinem Stuhl saß. Für einen Augenblick trug Taehyung absichtlich eine ganz ernste Miene, die aber schnell aufklarte und sich in ein herzliches Lächeln verwandelte, ehe er einfach nach der Hand seines Sekretärs griff, um diesen in einer Bewegung umzudrehen und auf seinen Schoß zu ziehen. Zusätzlich hatte er seine starken Arme um den schlanken Oberkörper geschlungen, sodass ein Entkommen unmöglich sein konnte, und seinen Kopf auf Jungkooks Schulter abgelegt. ,,Lass uns bitte einfach nur für einen kurzen Moment so bleiben und Pause von der Arbeit machen. Ich habe schon Kopfschmerzen."
,,Soll ich dir eine Tablette bringen? Oder vielleicht ein Glas Wasser?", fragte Jungkook sofort besorgt und drehte sich dabei leicht um, konnte Taehyung nur im Augenwinkel sehen. ,,Möchtest du etwas Essen? Ich kann schnell in eine Bäckerei oder so laufen."
,,Nicht nötig, ich möchte einfach nur deine Nähe genießen, das wird mir dann genug helfen", murmelte der Ältere wohlig seufzend und schmiegte sich enger an den Rücken der Person, die gerade auf seinem Schoß saß. Sie waren mit dem Stuhl zum großen Fenster gedreht, welches sich hinter dem Schreibtisch von Taehyung befand, sodass sie nach draußen schauen konnten, wo man aufgrund des schlechten Wetters leider nicht viel erkennen konnte. Neben dem Nieseln und den dichten Wolken, lag auch ein schwacher Nebel in der Luft, der die Sicht beeinträchtigte und diese sonst so lebendige Stadt, gleich so leblos aussehen ließ.
,,Gestern war es noch so schön und heute sieht es so aus. Man was würde ich dafür tun, dass es endlich Sommer wird und jeden Tag stundenlang die Sonne scheint", sprach Jungkook in einem nuschelnden Ton vor sich hin. Es waren sicherlich nur seine Gedanken, die er laut von sich gab, aber gerade das würde sich für Taehyung zu einem Vorteil erweisen.
Dadurch, dass Jungkook den Sommer wohl vermisste, kam dem Älteren eine grandiose Idee für die Beiden. Er grinste leicht.
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Was diese Idee wohl sein wird? :3
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secretary jeon ᵛᵏᵒᵒᵏ
Fanfiction»Für gewöhnlich schlief man nicht mit seinem Chef, aber Jungkook war das ziemlich egal. Ein Taboo in der Gesellschaft, weil sie beide Männer waren und obendrein auch noch eine verzweifelte, einseitige Liebe. Alle Karten standen gegen ihn, die Hoffnu...