"Untreu"
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Zwar waren die Beiden wirklich zu einem leckeren Essen in einem Restaurant gegangen, jedoch erzählte Jungkook seinem ehemaligen besten Freund aus Schulzeiten nicht darüber, weswegen er wirklich angefangen hatte zu weinen. Er hatte das Gefühl, dass das eine dann doch zu private Sache war, die er nicht unbedingt eine Stunde nachdem sie erst passiert war, schon der Welt erzählen sollte, also behielt er es für sich und erzählte einfach davon, wie er momentan überwältigt war von der Arbeit und wie er nie gedacht hatte, wie schwierig das Büro doch sein konnte.
So konnten sie letztendlich doch noch einen etwas schöneren Abend haben, als Taehyung, der zwei Stunden lang in dem Appartement gesessen hatte, wartete, aber auch an sich selbst zweifelte. Nicht nur an seiner Entscheidung, die er alleine getroffen hatte, sondern auch an allem, was er je getan hatte. Vorhin erst hatte er Jungkook sein ganzes Herz in einem Lied ausgeschüttet und dachte, dass die Beiden nun wirklich bereit dazu waren, gemeinsam in eine Wohnung zu ziehen, erhoffte sich somit also explosive Freude seinerseits, bekam aber nur einen Streit mitten ins Gesicht geklatscht.
Irgendwie hoffte er noch, dass der Schwarzhaarige von alleine kommen würde, nicht unbedingt, um auch hier zu leben, aber wenigstens, um alles klären zu können, aber auch nachdem erst zwei schmerzhaft lange Stunden hier vor seinem Fenster gesessen hatte und jede Sekunde sich länger als die vorherige anfühlte, war er nicht gekommen. Zwar wusste Taehyung nicht, wo sein Freund gerade war, aber er dachte dabei stets an Jimin, der ja nicht weit von hier wohnte, also wollte er dort auch als erstes vorbeischauen, was letztendlich nicht nötig war, denn sobald er mit dem Fahrstuhl in das Erdgeschoss gefahren war, sah er durch die Scheibenfront der Lobby die seidig glänzenden Haare und die strahlenden Augen der Person, die er in seinem Herzen trug.
Er wollte gerade dorthin gehen, sah aber nicht, dass auch Hoseok dort war. Sobald Taehyung einige Schritte in Richtung der Tür gegangen war, kam der Mann wie aus dem Nichts hinter einer Säule hervor und trat ganz dich an Jungkook, weshalb der Braunhaarige abrupt stehenblieb und mit rasend pochendem Herzen zuschauen musste, was da gerade vor ihm geschah.
Der Mann mit den orangefarbenen Haaren machte noch einen weiteren Schritt nach vorne, sodass er nun ganz dicht an Jungkook stand, legte dann auch seine Hand noch an die Wange des Jüngeren, ehe er die letzten Zentimeter überbrückte, die ihre Lippen noch voneinander trennten und ohne es vorher angekündigt oder auch ein Zeichen gegeben zu haben, küsste er ihn einfach. Es war eigentlich kein langer Kuss, aber für Jungkook fühlte er sich an wie eine halbe Ewigkeit, vor allem, weil es ihn an den letzten Kuss erinnerte, den sie sich damals gegeben hatten, bevor sie sich für lange Zeit nicht mehr sahen. Aus diesem Grund erwiderte er ihn für einen ganz kurzen Moment auch, dachte aber sofort schon an Taehyung und drückte Hobi unsanft von sich.
Leider war es zu spät, denn Taehyung war mittlerweile wieder in den Fahrstuhl gegangen. Er sah nicht, wie Jungkook seinen ehemaligen Freund von sich drückte und dachte nur daran, wie ein anderen Mann gerade in den Genuss der Lippen jener Person gekommen war, die er liebte. Es war ein unberechenbares Zusammenspiel aus Wut, Hass und Schmerz, der sich in seinem Inneren gerade breit machte, sodass es ihn wie eine Welle überkam und er ohne jegliche Hintergedanken einfach mit voller Wucht gegen die metallische Wand des Fahrstuhls schlug.
Sofort prägte das glänzende Material eine tiefe Beule, während die Hand an meinen Stellen seine Hand aufgeplatzt war und anfing zu bluten. Wie er dann so in die Wohnung hineinging, hinterließ er eine Spur aus vereinzelten, dunkelroten Bluttropfen. Stumm weinend, nicht etwa weil ihm die Hand wehtat, sondern weil man ihm das Herz gebrochen hatte, ließ er sich einfach auf das Sofa fallen und vergrub sein Gesicht in eines der großen, weichen Kissen, an die Jungkook sich vor einigen Tagen noch gelehnt hatte, sodass sie seinen lieblichen Duft trugen.
,,Hobi, ich glaube du hast da etwas falsch verstanden", meinte der junge Mann nur, schaute seinen Schulfreund ein letztes Mal an und ging dann in das Gebäude hinein. Die ganze Zeit über trug er ein ungutes Gefühl in sich und je länger er sich in dem Fahrstuhl nach oben befand, wo er gar nicht erst realisierte, dass eine Beule an der Wand und ein wenig Blut auf dem Boden war, zitterten ihm die Beine immer mehr.
Natürlich spielte er mit dem Gedanken, Taehyung einfach davon zu erzählen, von einfach allem, aber er war sich sehr unsicher und wollte nicht noch mehr Holz in das ohnehin schon bestehende Feuer geben, also traf er die letztendlich Entscheidung, es erst einmal für sich zu behalten. Vielleicht war das ja keine allzu gute Idee, dachte er sich, jedoch sollte es für den Moment die beste Lösung sein, schließlich wusste er ja selbst nicht so ganz, was das draußen soeben überhaupt gewesen war und verstand nicht, warum Hoseok ihn geküsst hatte.
Er kommt also gerade in dem Appartement oben an, vermerkt aber nicht ein einziges Geräusch. Totenstill, bis er das Blut auf dem Boden sah und sofort in Panik geriet.
,,Taehyung? Wo bist du?", fragte er augenblicklich, als er hineintrat und fand seinen Freund letztendlich auf dem schwarzen Sofa. Er sah auch seine Hand, die noch immer blutete und wirklich unschön aussah, weshalb er natürlich in das Bad ging und von dort einen Verbandskasten holte, um den Älteren zu verarzten. Als er aber vor dem Sofa kniete, die Hand in die Seine nahm, um die Wunden zu desinfizieren, merkte, dass etwas definitiv nicht stimmte und wirklich komisch war.
Taehyung würdigte ihn dabei nicht eines einzigen Blickes.
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Tae hat nie Liebe spüren dürfen, bis Jungkook in sein Leben gekommen war und ausgerechnet in einem Moment, in dem sie sich gestritten haben, sieht er, wie Hobi ihn küsst... das bricht einem schon ein wenig das Herz ;-;
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secretary jeon ᵛᵏᵒᵒᵏ
Fanfiction»Für gewöhnlich schlief man nicht mit seinem Chef, aber Jungkook war das ziemlich egal. Ein Taboo in der Gesellschaft, weil sie beide Männer waren und obendrein auch noch eine verzweifelte, einseitige Liebe. Alle Karten standen gegen ihn, die Hoffnu...