"Mehr als nur ein Verräter"
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Anders als bei seinem Enkel, hatte der Großvater kaum eine Minute gewartet, um Namjoon kurzerhand nicht nur aus seiner Position zu entlassen, sondern ihn auch in einem offiziellem Statement vollkommen von der Firma abzustoßen, auch wenn er, neben seinen unmoralisch schmutzigen Geschäften, in all den Jahren unglaublich gute Arbeit geleistet hatte. Blut war eben dicker.
Es war nun das zweite Mal in so kurzer Zeit, dass Taehyung einen Artikel verfasste, im engen Kontakt zur Presse stand und somit seinen Namen in allerlei Suchmaschinen und ganz allgemein überall im Internet ganz oben sah, was ihm definitiv zu schaffen machte, da er auch beide Male damit einen Menschen in den Untergang zog, aber anders konnte er die Probleme nicht lösen, die ihm in den Weg gestellt wurden und eine andere Möglichkeit hatte er auch nicht, die Person zu schützen, die ihm am wichtigsten war und für die er auch alles ihm mögliche getan hätte, obwohl sie sich gerade einmal sein einem Monat kannten und dabei nicht mal wirklich viel voneinander wussten.
Alles für Jungkook.
,,Nur noch ein bisschen", sprach Taehyung kaum hörbar zu sich selbst, als er gerade wieder über den Schwarzhaarigen nachdachte, als er sich gerade im Büro des Polizisten befand, der Namjoon im späteren Verlauf dann untersuchen würde. Dieser tätigte gerade allerlei Anrufe und versuchte vergeblich alleine an einen Anwalt zu kommen, der ihn vor Gericht noch schützen wollte, da alles aber in der Öffentlichkeit geschah, gab es niemanden, der sein Bild in der Gesellschaft ruinieren wollte, um jemanden zu schützen, der einen solchen Mist angestellt hatte. Vielleicht war das aber auch einfach die Gerechtigkeit des Schicksals.
Nachdem sie noch über einige Formalitäten gesprochen hatten, war es dann auch endlich soweit. Taehyung konnte es kaum noch abwarten und ging mit rasendem Herzen in schnellem Schritt aus der Polizeiwache hinaus zu seinem Auto, an dem er sich sogar den Kopf stieß beim hektischen Einsteigen, ehe er dann so schnell es nur ging losfuhr, dabei auch kaum auf irgendwelche Geschwindigkeitsbeschränkungen achtend, weil in diesem Moment einfach nur bei Jungkook sein wollte. Er vergaß sogar sein Auto abzuschließen, als er Zuhause angekommen war und es in der Garage schräg über zwei Parkplätze hat stehen lassen.
Ungeduldig, weil alles gerade noch langsamer als sonst zu sein schien, drückte er ungefähr fünfhundert Mal auf den Knopf des Fahrstuhls, mit dem er in seine Etage fahren würde, aber beinahe schon in Zeitlupe gingen die Türen zu, fuhr der Kasten aus Metal die Stockwerke hinauf und blieb dann endlich stellen. Laut schluckend schaute er geradeaus, biss sich einmal auf die Unterlippe und spielte angespannt mit den Fingern an jeweils beiden Händen. Sobald sich die Türen öffneten und er somit einen direkten Blick auf die Tür zu seinem Penthouse hatte, hielt ihn nichts mehr zurück und er ging sofort dorthin, entsperrte die Tür mittels seines Fingerabdrucks, trat hinein.
Die Fenster standen offen, sodass es ziemlich kalt war, aber in ihm kam eine solche Hitze auf, dass er es gar nicht erst richtig bemerken konnte. Vor allem nicht, als er Jungkook dann erblickte, der gerade in Richtung der Haustür gekommen war, weil es ihn verwirrte, wer hier so plötzlich hineingeplatzt war, sich dann aber beruhigte, als er sah, dass es sein Chef war, den er bis eben überall in den Nachrichten und im Internet gesehen hatte, als sei er irgendeine Berühmtheit in einem Skandal.
Für einige Zeit standen sie nur da, schauten sich gegenseitig an und wagten kein einziges Wort zueinander zu sprechen.
,,Jungkook, es tut mir so leid", äußerte sich der Ältere in einem wirklich mitleidigem Ton, da seine sonst so tiefe, eindrucksstarke Stimme gerade zitterte, unter dem stummen Weinen, welches er eigentlich noch zurückhielt. Nach Überbrückung der allerletzten Distanz, die die beiden noch voneinander trennte, auf schnellem Tritt in Richtung des Schwarzhaarigen, zog er Jungkook einfach in eine feste Umarmung, als hielte er an dem seidenen Faden seines Lebens fest. Die starken Arme um den zierlichen Körper des Mannes schlingend, dem er in den letzten Wochen viel leid zufügte, mit dem er aber auch so viele schöne Erinnerungen machte, überkam es ihn und traf ihn wie eine Welle an einem windigen, aber dennoch warmen Sommertag, die Küste traf. Tränen über Tränen, die seine Wangen hinunterflossen und abtropften auf den dünnen Stoff des T-Shirts, welches Jungkook trug, der aufgrund der emotionalen Situation selbst damit kämpfte, nicht zu weinen.
,,Nein, es ist alles meine Schuld. Ich habe Namjoon einfach blind vertraut und war naiv. So naiv, dass ich nicht realisiert habe, dass ich die Fehler beim falschen Mann suchte, Ihnen nicht vertraute, wenn Sie mir doch so sehr vertrauten. Ich bin hier derjenige, der sich entschuldigen sollte, denn ich habe Sie mindestens genauso so sehr verraten, wie Namjoon es tat", erwiderte der Jüngere und sagte dabei in vollem Bewusstsein den Namen der Person, weil er jeglichen Respekt verloren hatte. ,,Wäre ich nicht gewesen, der vor einigen Tagen zu ihm ging und mit ihm sprach, nachdem wir beide wieder eine Auseinandersetzung gehabt hatten, dann wäre all das nie passiert", gab Jungkook sich selbst die Schuld. Sofort aber nahm Taehyung das Gesicht des Mannes in seine Hände und schüttelte hastig den Kopf.
,,Hör auf damit, bitte. Gib dir nicht die Schuld für eine Sache, in der du keinerlei Schuld trägst. Wirklich, glaub mir, wenn ich dir sage, dass es meine Schuld ist", erwähnte der Ältere und legte seine Hände nun an die Schulter der Person vor ihm. So geleitete er ihn zu Sofa, um ihm von den Dingen erzählen zu können, die er all die Zeit, die sie sich kannten, für sich behalten und in sich hineinfressen musste. ,,Weißt du, was mein wirklicher Grund war, dich erst einmal durch diese Wette in die Probezeit zu nehmen? Ich musste dich beschützen. Sofort wusste ich, dass du etwas ganz Besonderes bist, mit der ersten Sache, die du an jenem Tag sagtest, also blieb mir nichts anderes übrig, dich erst einmal so bei uns aufzunehmen, dass dir niemand etwas antun könne. Daher zögerte ich auch nach der Wette, mit dir den Vertrag zu machen."
,,Herr Kim, ich verstehe nicht so ganz, was sie damit meinen."
,,Ich wusste, dass Namjoon bald angreifen würde. Erinnerst du dich, als wir in Incheon waren? Das war seine letztes Geschäft, welches er hinter dem Rücken der Firma führte und sobald ich ihm das ruiniert hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis er anfangen würde, gegen mich zu schießen. Weil du mein Sekretär bist, war mir klar, dass es auch dich treffen würde, immerhin hatte Namjoon schnell Interesse an dir gefunden gehabt und versucht dich mit in diese Sache zu ziehen. Ich gab dir nur die Probezeit und dachte mir eine dämliche Wette auf, weil ich Angst hatte, deine Zukunft zu ruinieren, fürchtete mich auch vor meinem eigenen Großvater und den Dingen, die er wohl machen würde, wenn er dich als einen wirklichen angestellten kennengelernt hätte, der dann von dem zweiten Direktor der Firma auch noch so stark beschuldigt wurde. Ich musste also diese Mauer um dich bauen, denn unter fester Anstellung hätte ich es umso schwieriger gehabt, dich zu beschützen", offenbarte Taehyung sich und ließ das Herz des Jüngeren somit etwas schneller schlagen, denn es war das erste Mal, dass jemand so eine unglaubliche Sache für ihn getan hatte.
,,Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", murmelte er daher nur ganz leise und unterbrach den intensiven Blickkontakt zu seinem Chef nicht einmal für eine klitzekleine Sekunde.
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Ob die beiden nun endlich die Chance ergreifen werden, was zu tun und sich wirklich näher zu kommen? So allmählich wird's ja endlich mal Zeit für Vkook!!
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secretary jeon ᵛᵏᵒᵒᵏ
Fanfic»Für gewöhnlich schlief man nicht mit seinem Chef, aber Jungkook war das ziemlich egal. Ein Taboo in der Gesellschaft, weil sie beide Männer waren und obendrein auch noch eine verzweifelte, einseitige Liebe. Alle Karten standen gegen ihn, die Hoffnu...