»Willkommen, Remywara«.
*
Das meiste, was mich irritierte war, dass er meinen Namen kannte.
Ich war ein paar Monate alt als er uns verließ.
Vieles hatte sich seitdem verändert. Auch er. Auch ich.
»Ich hoffe, auf deinem Weg hierher hattest du keine Schwierigkeiten«.
Jedes seiner Worte löste Panik in mir aus.
Seine Stimme war so ruhig und doch so bedrohend zur gleichen Zeit. Sie wirkte benebelnd, gefährlich, wie eine Schlange, die sich langsam um einen schlängelte und dann fest zudrückte.
So fühlte ich mich gerade.
Erstickt, allein von seiner Stimme.
Fähig etwas zu sagen war ich nicht, obwohl ich mir so vieles ausgemalt hatte, so viele Richtungen, in die unser Gespräch hätte verlaufen können.
Würde dies überhaupt ein Gespräch werden?
Ich hatte das wohl noch nicht gründlich überdacht.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und senkte den Kopf. Meine Stimme war weg.
»Wie geht es Keigo? Ich habe gesehen, dass er der Nummer drei Held wurde«.
Oh ja, Keigo ging es blendend, zumindest bis jetzt.
»Ich freue mich für ihn, auch, wenn das der falsche Weg ist«.
»Was weißt du schon darüber!«
Erschrocken hielt ich meine Hände vor den Mund. Jetzt hatte ich gesprochen und das sogar noch ziemlich laut und frech.
Mein Vater drehte sich um.
Ich konnte ihn nun ganz erkennen.
Er hatte markante Gesichtszüge. Seine schwarzen Haare waren ordentlich gestylt, noch mehr wunderte es mich, dass er dann so viele Narben im Gesicht hatte.
Aber klar, er war ein Schurke. Sowas gehörte dazu.
»Eine Menge«.
Seine Antwort war kalt, sowie sein Blick. Doch dann lächelte er.
»Auch von deinen Erfolgen habe ich gehört. Dein Quirk ist nun im Endstadion und...«.
Er hielt inne als er mir in die Augen sah, sein Lächeln verschwand, doch etwas sagte mir, dass er sich trotzdem unfassbar stark freute. Ich schluckte schwer.
»Deine roten Augen... es hat also funktioniert«.
Meine Unsicherheit wandelte sich um in Misstrauen.
»Was hat funktioniert?«
Mein Vater lächelte erneut. Er schien stolz, oder irgendwie so in die Richtung. So richtig Emotionen zeigen konnte er nicht.
»Deine roten Augen, deine Spezialität wurde dir nicht angeboren. Als wir vom Doktor hörten, dass du nur vielleicht einen Quirk kriegst, haben wir uns den Kopf darüber zerbrochen. Deine Mutter war dagegen, doch ich ordnete dem Doktor an, er solle dir einen Chip einpflanzen. Du hättest somit eine Zukunft mit Quirk gehabt«.
Ein...Chip?
»Im Chip war der Rest des Quirks eines anderen eingepflanzt. Dieser Rest vermischte sich mit deiner DNA. Und du bekamst einen Quirk. Und zu unserem Glück bekamst du auch noch deinen anderen. Dieser Zauberspruch- Irrsinn war die Vorstufe deiner jetzigen Spezialität«.
Ich fasste mir an den Kopf.
Dort drin war ein Chip?
Mein Quirk war nicht echt?
Hatte er deswegen so oft nicht funktioniert?
»Ich verstehe deine Überforderung«.
»Du verstehst gar nichts!«
Erneut kam etwas aus mir raus, was ich gar nicht sagen wollte. Doch irgendwie war ich froh darüber, denn ich konnte ihm endlich mal meine Sichtweise mitteilen.
»Wieso solltest du auch? Du hast uns allein gelassen, Keigo und mich. Er war ein Kind! Und du gingst einfach weg und hast uns allein gelassen ohne auch nur irgendwelche Hilfe«.
»Ich war weltweit gesucht, ich-«.
»Noch schlimmer!« unterbrach ich ihn aufgebracht. »Du hattest zwei Kinder! Du hättest für uns da sein sollen, anstatt wegzulaufen, um den großen Schurken zu spielen. Es ist mir egal, ob du auf der Flucht warst. Du hast deine Frau verlassen, unsere Mutter. Du hast uns verlassen. Und wofür? Damit du ein anerkannter Schurke wirst? Damit du kein anstrengendes Balg mehr am Hals hast? Damit du weiterhin Scheiße veranstalten kannst, anstatt für deine Familie da zu sein?«
Ich war so wütend, meine Sicht war nur noch rot.
»Du hast gesagt, wir sollen dich vergessen. Das haben wir. Keigo hat sich ein eigenes Leben aufgebaut und musste zusehen, wie er sich und mich über Wasser halten konnte. Wir hatten nur Glück, dass sein Quirk geeignet für einen Helden ist«.
»Ich habe euch gerufen, damit ihr mir beitretet. Damit ihr uns beitretet«. Der schwarzhaarige Mann schien meine negative Energie zu teilen, denn das Lächeln aus seinem Gesicht war längs verschwunden.
»Damit wir deine Marionetten werden? Niemals«.
»Meine Marionetten? Ihr seid meine Familie, wir würden wieder vereint sein. Wir könnten alles von damals aufholen. Zusammen mit mir werdet ihr an die Spitze kommen«.
Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und drückte so fest zu, dass sich meine Haut weiß verfärbte.
An die Spitze?
Ich wollte nicht an die Spitze. Ich habe mich entschieden, welchen Weg ich gehen wollte.»Wir könnten alles von damals aufholen. Ihr seid das Wichtigste für mich«.
»Wenn wir dir so wichtig sind, dann sag mir wo du warst, als deine Familie dich gebraucht hat? Wo warst du, als unsere Mutter gestorben ist? Wo warst du, als Keigo allein mit mir war? Wo warst du, als er Probleme hatte? Wo warst du, als ich auf der Mittelschule war? Wo... wo warst du?«
Meine Stimme wurde lauter und hallte in der riesigen Halle wieder.
»Es tut mir leid, Remywara. Ich weiß, dass ich kein guter Vater war. Aber ich bin jetzt hier. Wir haben die Chance, wieder eine Familie zu werden! Tretet der Schurkenliga bei!«
»Du bist nichts als ein Feigling, der vor den Konsequenzen seiner Taten weggerannt ist. Und dabei hast du nicht nur deine Frau, sondern auch deine Kinder zurückgelassen. Und du erwartest jetzt von mir, von uns, dass wir dir beitreten? Dass wir dir alles vergeben?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Das kannst du vergessen«.
Der Blick meines Vaters schien eiskalt. Als hätte er mir mit bloßem Auge einen Speer in die Brust, mitten durch mein Herz gejagt.
»Ich hoffe, Keigo ist nicht so stur wie du. Es tut mir leid, Remywara«.
Die scharfe Schneide eines Messers blitzte in seiner Hand auf. Das fahle Licht, welches einzig und allein durch ein kleines Fenster strömte, ließ das Metall silbrig glänzen.
Wie erstarrt blickte ich auf seine Hand.
»Woher... hast du das Messer?«
☀︎︎
Ayee
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𝐌𝐚𝐠𝐢𝐜𝐚 || 𝐌𝐇𝐀 𝐅𝐅 || 𝑺𝒉𝒐𝒕𝒐 𝑻𝒐𝒅𝒐𝒓𝒐𝒌𝒊 × 𝑶𝑪
FanfictionWird momentan überarbeitet (langsame Updates) :) - »Vielleicht hätte ich einfach aufgeben sollen. Unter der Last zusammenbrechen und schwach sein, so wie es mir alle eingeredet haben. Vielleicht wäre es dann nicht so kompliziert geworden«. »Und waru...