Kapitel 4

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Alessandro

Sechs Minuten. Ich habe gesagt fünf. Ich klopfe erneut gegen ihre Zimmertür.

Diese reiche Tussi ist auch noch unpünktlich. Wie ich es hasse. Aber gut, es ist mein Job, dafür zu sorgen dass sie trotzdem pünktlich zu ihren Terminen erscheint.

Sie öffnet ihre Tür gestresst und schaut mich durch ihre eisblauen Augen an.
„Du bist zu spät.", sage ich emotionslos und verschränke meine Arme vor der Brust.
„Ist mir egal. Ich bin jetzt ja fertig.", gibt sie schnippisch zurück.

Ich muss mich wirklich zusammenreißen, sie nicht gleich aus dem Fenster zu werfen und in dem nächsten See zu ertränken. Denn wenn ich eines hasse, dann ist es dieses Verhalten.

Ich sehe sie noch einmal scannend an und laufe dann los zu der Aula, an dem die Studenten dann begrüßt werden und in ihre Kurse gehen.

Und ich darf bei allem dabei sein. 
Woohoo.

Aber das ist es, was ich wollte. Natürlich nicht, an einer Uni den Wachhund einer reichen Bitch zu spielen, aber Bodyguard zu werden. Das war schon immer ein Traum von mir.

„Hallo, warte doch!", ruft sie mir hinterher und hechtet angestrengt hinter mir her.
Ich verlangsame mein Tempo. „Hast du es eilig?", fragt sie genervt.
„Ja, zufällig schon.", gebe ich zurück.
„Oh mein Gott, diese eine Minute, die ich zu spät war, bringt uns nun auch nicht um. Außerdem kannst du ja auch einfach gehen, wenn du kein Bock hast. Ich komme auch alleine zurecht.", sagt sie und verdreht ihre Augen.

„Achja? Ist das so? Dann zeig mir mal, wo du jetzt hin musst.", gebe ich zurück und schaue sie an.
Sie schaut sich desorientiert in der Gegend um. „Ja. Also ich habe jetzt nicht gesehen, wo ich hin muss, schließlich wolltest du ja sofort los und ich konnte mir nicht mehr ansehen wo ich hin muss. Hätte ich mich nicht so gestresst, hätte ich es sofort gewusst."
Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken. „Genau.", murmle ich und gehe weiter auf das Gebäude zu.

In der Aula sind bereits alle Studenten versammelt, weshalb wir nurnoch schwer einen Platz abbekommen. Als Kamora sich dann aber auf einen freien Platz zwischen zwei Typen setzt, folge ich ihr nur mit meinen Blicken.
In ihrer Nähe ist sonst nichts mehr frei. Also muss ich wohl den Dude da weg scheuchen. Soll er sich doch wo anders hinsetzen.

Ich mache mich auf den Weg zu Kamora und stelle mich hinter den schwarzhaarigen Typen, welcher sich mit ihr unterhält. Offensichtlich waren die beiden gerade dabei, sich einander vorzustellen. „Ey, mach dich vom Acker.", grummle ich.
„Woah, chill. Wer bist du überhaupt?", fragt der Typ, als er sich verwirrt zu mir umdreht.
„Ich wüsste nicht was es sich angeht. Setz dich gefälligst wo anders hin und lass mich da sitzen.", knurre ich. Zu meiner Überraschung erhebt er sich tatsächlich und macht den Platz neben meinem Job frei.
Als ich mich hinsetze, liegt ihr genervter Blick auf mir.
„Ist das dein scheiß ernst?", mault sie mich an.
„Was denn?", frage ich unschuldig und mache es mir auf dem Stuhl bequem.

„Ich habe fast Freunde gefunden und du musst ihn direkt verscheuchen. Du hättest dich doch auch einfach auf den anderen Platz setzen können.", flüstert sie wütend, da eine Lehrperson die Aula betritt.
„Glaub mir, mit dir will niemand befreundet sein. Außerdem muss ich in deiner Nähe sein.", gebe ich zurück und richte meine Aufmerksamkeit der Person dort vorne. Ich spüre noch ihren gereizten Blick auf mir, bis die Person vorne anfängt zu sprechen.

Okay, vielleicht war die Aussage etwas hart. Aber mir ist eben auf die Schnelle nichts anderes eingefallen. Außerdem macht es mir Spaß, sie zu ärgern.

Nach 90 Minuten hat die Frau, von der ich den Namen bereits wieder vergessen habe, ihren Vortrag beendet und wir haben nun eine halbe Stunde frei. Danach geht es zu einem Bio-Kurs und dann war's das für heute.
Kamora und ich verlassen das Gebäude.
„Was jetzt?", fragt sie genervt. Sie ist definitiv ein nachtragender Mensch.
„Keine Ahnung, ich bin nicht dein Babysitter.", gebe ich zurück.
Dann holt sie ihr Handy heraus und tippt etwas ein.
„Ich werde mich jetzt mit jemandem treffen.", lässt sie mich wissen und will dann weggehen.
„Wer ist dieser jemand?", hake ich nach und halte sie am Arm fest.

„Ein Mensch, der tatsächlich ein Freund von mir werden will.", gibt sie wütend zurück.
„Ich glaube da irrst du dich. Ich komme mit."
„Okay. Wie viel Geld soll ich dir geben? Fünftausend? Zehntausend? Zwanzigtausend?", fragt sie.
„Was? Wofür?", hake ich verwirrt nach.
„Dafür, dass du mich einfach in Ruhe lässt und so tust als wärst du bei mir. Du kannst dir dann einen schönen Urlaub machen und niemand erfährt etwas.", erklärt sie.

„Du kannst mir gerne etwas Trinkgeld geben. Aber du wirst mich nicht los. Das hier ist mein Job. Und ich bekomme dafür weit mehr als zwanzigtausend. Also, danke für das Angebot, aber nein.", lehne ich grinsend ab.
„Was kann ich dann tun, um dich loszuwerden?"
„Hmm.", ich tue so als ob ich überlegen würde. „Nichts.", gebe ich die Antwort.
Sie atmet genervt aus. „Okay. Ich werde jetzt zu meiner Verabredung gehen und du lässt mich schön in Frieden.", meint sie und schwingt ihre glatten, braunen Haare über ihre Schulter und stolziert davon.

Ich kann es nicht lassen und werfe einen schnellen Blick auf ihren perfekt geformten Po. Er ist nicht zu groß und nicht zu klein. Einfach perfekt.

„Und hör auf mir auf den Arsch zu glotzen, du Perversling!", ruft sie und unterbricht mich somit von meinem starren.

Ich gehe ihr mit schnellen Schritten hinterher und habe sie bereits nach wenigen Metern eingeholt.
„In Ordnung. Mit wem treffen wir uns?", hake ich grinsend nach.
Wir treffen uns mit niemandem. Ich treffe mich mit Aiden.", sagt sie und läuft weiter.
„Aiden? Mit einem Typen?", hake ich nach, während die Alarmglocken in meinem Kopf bereits läuten.
„Ja, mit einem Typen. Also wenn du mich entschuldigen würdest..."
Ich halte sie an ihrem Arm zurück. „Du gehst nirgendwo hin, ohne das ich dabei bin, verstanden?", frage ich und suche dabei ihren Blick.
Sie schaut nur stur weg.
Ich trete einen Schritt näher zu ihr. „Hast du mich verstanden?", frage ich harscher und zwinge sie dazu, mich anzusehen.
„Jaha. Jetzt lass mich los, du tust mir weh!", mault sie und reißt sich von mir los.

Und so kommt es, dass Kamora die Verabredung mit diesem Typen absagt und wir in den Biokurs gehen.

So gefällt mir das. Sie macht was ich sage und ich kann gut auf sie aufpassen.

*****

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