Kapitel 51

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Kamie

Ich kann nicht mehr. Mein Freund ist der schlechteste Aufmunterer, den die Welt jemals gesehen hat. Ich pruste los, was Alessandros Blick zu mir schnellen lässt.
Er schaut mich fassungslos an.

„Sandro, das ist zwar ganz süß, aber ich glaube das bringt in dem Fall nichts.", sage ich lächelnd und schiebe mich zwischen meinen Freund und seinen besten Freund auf die Couch, um mit Letzterem zu reden.
„Kayden, hör zu. Das ist alles wirklich verdammt scheiße gelaufen, das weiß ich."
„Das kannst du laut sagen.", grummelt er.

„Aber das ist kein Weltuntergang. Es gibt viele Eltern, die nicht zusammen sind, oder sogar vielleicht nie zusammen waren. Und sie bekommen das trotzdem hin. Klar, du solltest dich mit Sabrina austauschen, aber du bist ja nicht an sie gebunden. Du solltest lediglich für dein Kind da sein, und das kannst du auch.", fange ich an.

„Du sagst das, als wäre das alles so leicht.", murmelt er.
„Ist es auch.", steuert mein Freund dazu. Was wieder mal weniger hilfreich ist. „Ach und falls das mit eurer Lovestory doch was wird... ich hab mir sagen lassen, dass man mit schwangeren Frauen den besten Sex seines Lebens hat. Musst du dann mal testen."

„Wie kannst du teilweise so schlau sein, aber in solchen Situationen so dumme Sachen von dir geben?", frage ich meinen Freund, welcher nur verständnislos mit den Schultern zuckt.

„Kayden pass auf. Du setzt dich mit Sabrina in Kontakt und ihr werdet das schon regeln. Das ergibt sich irgendwie von selbst. Du schaffst das. Und du wirst der beste Papa, den sich ein Kind nur vorstellen kann.", muntere ich ihn auf.

„Soll ich jetzt so tun als hätte ich das überhört?", fragt Alessandro, welcher mit vor der Brust verschränken Armen neben mir sitzt und mich anfunkelt.
Ich kann ein Lachen nicht unterdrücken.
„Ich weiß nicht, ob du so ein traumhafter Vater wärst.", meint nun Kayden und dieser hat sogar endlich wieder ein Lächeln auf den Lippen.

„Wie kannst du mir nur so in den Rücken fallen?", meint Alessandro eingeschnappt und dreht sich dann zu mir. „Was ist denn nicht traumhaft an mir? Mio cuore?"
„Du bist wundervoll, Alessandro.", sage ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

Er verengt seine Augen zu Schlitzen. „Das will ich für dich hoffen. Sonst wirst du die Ehre mit meinen Kindern nicht bekommen."
Ich lächle. Aber weiter will ich darauf nicht eingehen, schließlich hilft das Kayden nicht dabei, sich besser zu fühlen.

„Also, was tust du jetzt?", fragt Alessandro seinen besten Freund.
„Ich werde jetzt ein Bier trinken, danach Sabrina anrufen und mit ihr reden.", meint er, mehr oder weniger zuversichtlich.
„Gute Idee. N' Bier würd ich auch nehmen.", meint Alessandro und schaut mich an, als würde er meine Erlaubnis dafür wollen.

„Solange es bei einem bleibt, macht das gerne.", sage ich und zucke mit den Schultern.
In dem Moment, in dem ich dies ausgesprochen habe, klingelt mein Handy und der Name meines Vaters leuchtet auf dem Display.
Ich verlasse den Raum und gehe in die Küche, in der ich ungestört telefonieren kann.
„Hallo?"
„Kamora. Schön, dass du dir doch fein genug bist, um mit mir zu reden.", tönt die Stimme meines Vaters aus meinem Handy.

Er ist immer noch sauer auf mich. Wegen der Sache mit Alessandro und mir an diesem ‚besonderen Tag'. Allgemein ist er sauer, weil ich überhaupt etwas mit Alessandro angefangen habe.

Er ist nicht das, was meine Eltern sich für mein Leben vorgestellt haben.

„Was ist los?", frage ich und ignoriere seine Anspielungen, welche mich nur provozieren sollen.
„Du kannst nicht weiter auf der ‚arme-Leute-Universität' studieren. Ich finde das verdienst du dir auch garnicht. Außerdem gibt es bisher keinen Bodyguard, der Ramirez ersetzen will. Verständlich.", verkündet mein Vater und scheint sich keine Mühe zu geben, seine Freude darüber zu verstecken.

Das ist das, was sie die ganze Zeit erreichen wollten: Mich auf einer Elite-Uni.

„Ich brauche keinen Bodyguard.", keife ich.
Alessandro, welcher plötzlich neben mir am Kühlschrank steht, um das Bier zu holen, sieht mich fragend an und zieht eine Augenbraue hoch.

Das Arschloch macht sich über mich lustig.
Und es ist irgendwie verdammt heiß.

„Und ob du einen brauchst. Du kannst nichts alleine, Kamora. Du bist unfähig.", sagt mein Dad trocken. Und auch wenn ich es ungern zugebe, es trifft mich. Mehr als ich dachte.

Das scheint auch Alessandro zu merken, weshalb er sich hinter mich stellt und seine Arme links und rechts von meinem Körper auf der Küchenzeile platziert. So kann er dem Telefonat folgen.

„Du kannst dich ja nichtmal verbal wehren. Du bist ein Nichtsnutz. Du hast nichts auf dieser Uni verloren. Es ist überhaupt ein Wunder, dass man dich überhaupt auf eine Uni schicken kann. Aber das hast du dir ja nicht selber verdient. Es war der hohe Ruf, der dir das alles ermöglicht hat. Wir haben es dir ermöglicht. Und was tust du? Du lässt dich von deinem Bodyguard flachlegen. Das ist armselig, Kamora. Du zerstörst den Ruf unserer Familie mit dem was du tust und-", das war's.

Alessandro reißt mir das Handy aus der Hand, flucht auf Italienisch und zischt noch ein „Elender Hund" in das Telefon, ehe er auflegt, mein Handy einsteckt und mich in seine Arme zieht.
Ich schließe die Augen und versuche die Tränen zurückzuhalten. Es sollte mich nicht verletzen, dass mein Vater so etwas sagt.
Er will mich manipulieren. Genau wie er es bei Dave versucht hat.

Ich vergrabe meinen Kopf in Alessandros Brust und kralle mich in seinem Shirt fest.
Er streicht langsam über meinen Rücken und flüstert mir zu, dass ich das alles nicht so nah an mich ranlassen soll und dass ich wundervoll bin. Dass mein Vater keine Ahnung hat und ich alles Glück der Welt verdiene.

„Er ist ein riesiges Arschloch, okay?", flüstert er erneut.
„Ich hoffe ihr redet nicht von mir?!", meint Kayden, welcher ebenfalls plötzlich aufgetaucht ist.
Ich stoße ein kleines Lachen aus und schüttle langsam den Kopf.
„Perfekt. Kann ich dann mit euch kuscheln?", fragt er und ich breite die Arme aus, um Alessandros besten Freund den Trost zu schenken, den er ebenfalls besucht.

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