Kapitel 10

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Alessandro

Der Tag im Tierpark war eigentlich ganz witzig. Kamie hat sich zumindest bemüht, so zu tun als ob sie mich nicht witzig finden würde. Ich glaube sie wollte es mir nicht gönnen, zu sehen, dass ich sie zum Lachen bringen kann. Ich habe ganz genau gesehen, wie sie jedes Mal aufs Neue versucht hat, sich ein Lachen zu verkneifen. Dabei hat sie wie verrückt auf ihrer Unterlippe herumgekaut, sodass ich schnell weiter gehen musste, um nicht durchzudrehen.

Schon süß irgendwie. Aber irgendwie macht das was mit mir. Etwas, was nicht sein darf.
Das ist wie als wenn ein Lehrer etwas mit seinem Schüler hat. Einfach absolut ekelhaft und definitiv nicht erlaubt.

Bisher hatte ich nie ein Problem mit sowas. Also klar, sie ist mein erster richtiger Job, aber in der Ausbildung habe ich schon die ein oder andere Erfahrung mit Frauen gemacht. Und dabei hatte ich nie auch nur einen Millimeter Anziehung verspürt. Jedoch wirkt sie sich ganz anders auf meinen Körper aus.

Und das ist alles andere als gut.

Denn erstens ist das ein Job, in dem man keine Gefühle zulassen darf, da die Möglichkeit besteht, verletzt zu werden, was schon ein Grund für Schwäche ist, die ein Bodyguard nicht zeigen oder spüren darf und zweitens ist das Problem, dass wenn ich Gefühle für sie entwickeln würde, ich unaufmerksamer werde, da sich meine Aufmerksamkeit nur auf sie richtet und nichtmehr auf das um sie herum.

Wir sind nach dem Ausflug in den Tierpark wieder zurück ins College gefahren und ich habe ihr noch dabei helfen können, ihre Präsentation fertigzustellen. Auch wenn ich sie heute morgen noch angeschnauzt habe, weil ich ihr nicht helfen wollte. Ich war es ihr schuldig. Schließlich war die Aufgabe eigentlich, dass ich die Präsentation mit ihrer Hilfe erledigen soll.

Am Abend telefoniere ich noch ein wenig mit Mamma, welche vorhin im Auto bereits angerufen hat, und meiner kleinen Schwester Gia.

Ich vermisse die beiden wirklich sehr. Meine Mutter beginnt immer wieder davon zu sprechen, dass es ja so viel besser wäre, wenn ich eine ‚normale' Ausbildung oder ein Studium beginnen würde, da sie mich dann viel öfter sehen würde. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass mir etwas passiert, schließlich ist es die Aufgabe eines Bodyguard, seinen ‚Job' mit dem eigenen Leben zu beschützen.

Mamma hatte bei meinem Vater aber nie ein Problem mit dem Beruf. Ich weiß nicht, ob sie einfach nicht genug vertrauen in mich hat und Angst hat, dass ich zu unfähig sei, oder sie einfach nur den typischen Mutter-Beschützerinstinkt hat.

Am nächsten Morgen bin ich schon relativ früh wach, weshalb ich mich dazu entscheide, erstmal joggen zu gehen. Schließlich muss mein Kopf langsam mal wieder frei werden und Kamie wird zu hundert Prozent noch schlafen.

Ich laufe eine ruhige, zehn Kilometer Runde. Es ist ziemlich ruhig, da es noch komplett dunkel draußen ist. Es ist noch vor sechs Uhr morgens. Und ich muss unbedingt meinen Kopf frei bekommen, schließlich sind die Gedanken, die ich in den letzten Tagen zu Kamie hatte, definitiv nicht brauchbar für meinen Beruf.

Sie ist tatsächlich ganz anders als ich dachte. Sie hat mir bisher nicht gezeigt, dass sie eine reiche Tussi ist. Ganz im Gegenteil. Sie gibt sich mit wenig zufrieden. Sie hat sich noch nicht einmal verhalten wie ein reiches Gör.
Sie ist ziemlich sympathisch und wirklich bildhübsch, ohne dass sie selbstverliebt wirkt.

Ich habe mich auch scheiße verhalten, das weiß ich, aber ich genieße es, sie zu ärgern. Jedoch macht sie wirklich oft nicht das, was sie soll und was ich von ihr erwarte, und das treibt mich wirklich in den Wahnsinn. Und das nicht im positiven Sinne. Ich hasse es. Aber ich muss damit klarkommen. Auch wenn es mir schwerfällt und ich mich wirklich zusammenreißen muss. Denn auch, wenn ich es hasse, ist das verdammt sexy.

Wenn sie mir widerspricht und mich so anfunkelt, könnte ich sie direkt packen, gegen die nächste Wand drücken und... Nein.

Diese Gedanken müssen aufhören. Sie hat eine Anziehungskraft auf mich, die ich mir wirklich nicht erklären kann.

Zu gerne würde ich sie berühren.

Aber ich darf nicht und ich kann nicht. Es ist eine Regel. Ein Verbot, welches ich niemals brechen kann. Denn wenn ich diese Regel breche, ist mein ganzer Job und somit meine Karriere ruiniert.

Allein für die Gedanken an sie, an ihre eisblauen Augen, ihre braunen, glatten Haare, ihre süßen Grübchen und ihren wunderschönen Körper, könnte ich mich selbst Ohrfeigen.

Ich komme gerade wieder am College an, als mir Aiden über den Weg läuft.

Wenn ich ihn schon sehe...

„Hey Kumpel, schon so früh auf den Beinen?", meint er grinsend und kommt zu mir.
„Offensichtlich ja schon.", gebe ich genervt zurück und laufe einfach weiter.
„Was los? Schlecht geschlafen?"
„Nein."
„Schlechten Sex?", fragt er grinsend.
„Nein.", gar keinen.
„Was ist denn? Du siehst unzufrieden aus.", stellt er fest.

Ich ignoriere ihn und gehe hoch in mein Zimmer, um anschließend zu duschen. Dieser Pisser nervt mich einfach nur. Er soll seine Schnauze halten und vorallem die Finger von Kamie lassen.

Ich gehe duschen und danach bin ich direkt auf dem Weg zu Kamie. Sie schläft noch. Natürlich. Etwas anderes hätte ich nicht erwarten dürfen.

Ich klopfe an ihre Tür. Ich kann nur ein leises Murmeln hören, weshalb ich noch ein paar Mal klopfe und ihren Namen sage. Als sie dann jedoch immernoch nicht reagiert, beschließe ich, in ihr Zimmer zu gehen und sie so zu wecken. Ich meine, etwas anderes bleibt mir wohl kaum übrig, es sei denn sie möchte gerne ihre Vorlesungen verpassen.

Also begebe ich mich langsam und vorsichtig in die Höhle des Löwen. Ich öffne die Tür mit der Zimmerkarte, die ich von Evie bekommen habe und ziehe die Vorhänge dann zurück, sodass die Sonne in ihr Zimmer scheint.

Sie sieht einfach nur süß aus, wie sie da liegt und schläft. Sie sieht so ruhig, unschuldig und lieb aus. Jedoch ist sie im wachen Zustand alles andere als andere als lieb und ruhig.

„Kamie. Steh auf.", murmle ich und stelle mich vor ihr Bett. Sie hingegen rührt sich kein Stück. Dann überlege ich nicht lange und reiße ihr die Decke weg und sehe erst zu spät, dass sie nichts weiter als ein Shirt und Unterwäsche trägt.

Fuck.

Ich muss schlucken, als sie mich erschrocken anschaut und mein Blick leider Gottes immer wieder zu ihren nackten Beinen wandert.

Warum zum Teufel sieht sie nur so verdammt heiß aus? Und warum kann ich mich nicht von ihr abwenden? Wie kann ein Mädchen nur so verdammt heiß sein?

Gott Alessandro, reiß dich verdammt nochmal zusammen! Es sind nur Beine. Und knappe Unterwäsche.

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