Kapitel 56

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Alessandro

Ich kann mir wirklich nicht erklären, wie ich das so lange aushalten konnte, nicht mit Kamie zu schlafen.
Das gerade im Auto war mit Abstand der beste Sex, den wir seit Ewigkeiten hatten. Ich starte gerade wieder den Wagen, als Kaydens Name auf der Freisprechanlage erscheint. Ich gehe dran und er regt sich schon auf.
„Wo bleibt ihr beiden, verdammt!? Ich warte hier seit 20 Minuten wie der letzte Depp. Die Kellner schauen mich schon mitleidig an, als hätte mein Date mich versetzt. Habt ihr das Treffen vergessen?"
Ich schaue kurz zu Kamie, welche ein Lachen unterdrückt. „Entspann dich. Wir sind auf dem Weg. In maximal 10 Minuten sind wir da.", gebe ich ihm Bescheid und er schnauft genervt.
„Ich hoffe, ihr habt eine vernünftige Entschuldigung dafür, dass ihr mich so lange warten lasst.", knurrt er und legt dann auf.
„Papa Kayden lässt nicht mit sich Scherzen.", amüsiere ich mich und fahre dann zu dem Restaurant, in dem wir verabredet sind.

Als wir dort ankommen, wartet Kayden genervt an einem Tisch am Ende des Restaurants. Kamie und ich gehen Hand in Hand auf ihn zu und ich nehme ihn, als er aufsteht, in eine brüderliche Umarmung. Dann drückt er mich wieder weg und schaut mich fassungslos an.
„Ist das dein Ernst, Alter?"
„Was denn?", frage ich irritiert.
„Junge, du riechst übertreiben nach Sex. Du hast mich ernsthaft eine halbe Stunde warten lassen, weil du lieber noch mal schnell vögeln wolltest?!", sagt mein bester Freund fassungslos und setzt das ‚schnell' in Gänsefüßchen. Ich zucke mit den Schultern. „Manchmal hat das eben Priorität. Sorry, Kumpel.", ich klopfe ihm noch kurz auf die Schulter, ehe er Kamie umarmt. „Als Entschuldigung haben wir die sogar noch Geschenke mitgebracht.", sagt meine Freundin und drückt ihm die fünf verschiedenen Strampler in die Hand.
„Pass mal lieber auf, dass du die nicht bald selbst brauchst.", meint Kayden lachend und bedankt sich bei uns beiden. Dann setzen wir uns alle hin und bestellen unser Essen.

„Also, was geht ab bei dir und... der Mutter deiner Tochter?", frage ich direkt und bekomme dafür Kamies Ellenbogen in die Seite. Sie schaut mich warnend an.

Sie ist der Meinung, dass ich nicht immer direkt mit der Tür ins Haus fallen soll. Aber was bringt mir der Quatsch drum herum, wenn ich nur wissen will, ob da was geht?

„Die Mutter meiner Tochter...", er unterdrückt ein Lachen. „Wir verstehen uns."
Ich verdrehe die Augen. „Alter, ich will mehr wissen. Ich verstehe mich auch mit so einigen. Aber was geht da bei euch?"
„Du verstehst dich auch mit so einigen?", wirft Kamie kritisch ein und funkelt mich böse an. Ich lege meine Hand auf ihren Oberschenkel und drücke einmal kurz zu. „Das war nur so daher gesagt. Das weißt du genauso gut wie ich."
„Da geht nichts. Nichts besonderes.", meint Kayden und kratzt sich am Hinterkopf.
„Das kann ich dir nicht glauben. Du bist so gut drauf in letzter Zeit. Irgendwas geht da doch.", sage ich und schaue ihn mir genau an. „Habt ihr Dates?"
Kayden schüttelt den Kopf. „Haben wir nicht."
„Habt ihr Sex?", hake ich nach.
Kayden schweigt.
„Aha. Dachte ich mir doch. Muss man dir denn alles aus der Nase ziehen? Wie lange schon? Irgendwelche Verpflichtungen? Nur ihr oder habt ihr noch andere?"
„Alessandro!", mahnt Kamie und entschuldigt sich bei Kayden.

„Sabrina und ich verstehen uns gut und treffen uns regelmäßig. Aber wir haben keine Dates. Wir reden viel, sowohl über die Schwangerschaft und das Baby, als auch über uns. Über mich. Über sie. Über uns beide. Und manchmal kommt dann das eine zum anderen, und wir schlafen miteinander. Und ja, nur wir. Ich nur mit ihr und sie nur mit mir. Keine anderen.", erklärt Kayden.
„Also kann eure kleine Prinzessin vielleicht doch ein Eltern-Duo bekommen?", frage ich und freue mich innerlich so sehr. Und das, obwohl Sabrina mir das Kind anhängen wollte.
„Das bekommt sie sowieso. Ob aus uns aber noch etwas Festes werden kann, weiß ich nicht. Momentan sind wir einfach Freunde. Oder so. Aber zusammen sind wir nicht und werden wir in naher Zukunft auch nicht. Aber unsere Tochter wird sowohl eine liebende Mama als auch einen liebenden Papa bekommen. Einfach Eltern, die sich gut verstehen."

„Ich freue mich so sehr für euch.", sagt Kamie, welche ihr Kinn auf ihre Hände abgestürzt hat. Ihre Augen glänzen und sie lächelt, als hätte ich ihr gerade eine Liebeserklärung gemacht.
Das fällt auch Kayden auf, denn er schenkt mir einen belustigten Blick.
„Wir haben noch Zeit, amore mio.", sage ich leise und streiche ihr über den Rücken.
Sie nickt kurz. „Ich weiß. Ich freue mich nur so sehr. Es ist so schön, wenn man jung Kinder bekommt. Dann kann man so viel Zeit mit ihnen verbringen. Und vor allem freue ich mich, Kayden als Vater zu sehen.", sagt sie und lächelt zufrieden.
„Ich bin mal gespannt, wann ich das erste Mal heulend bei euch ankomme, weil ich nicht mehr kann und überfordert bin.", sagt Kayden lachend.

„Ich gebe dir zwei Monate. Maximal.", sage ich und kann mir bildlich vorstellen, wie Kayden vollkommen überfordert vor der Tür steht.

Nachdem wir das Essen beendet haben, sind Kamie und ich wieder zurück zu meinen Eltern gefahren.
Kamie liegt schon in meinem Bett, als ich aus dem Bad komme und mich dann zu ihr lege. Sie legt ihren Kopf auf meinen nackten Oberkörper und ich streiche ihr durch die Haare.

„Es war so schön, Kayden so glücklich zu sehen.", murmelt Kamie lächelnd.
„Das stimmt. Vor allem wenn man daran denkt, wie es war, als er von der Schwangerschaft erfahren hat.", sage ich und hauche Kamie einen Kuss auf den Kopf. Dann ist sie kurz still.

„Du, Alessandro?", meint sie irgendwann leise.
Ich hauche ihr ein „ja?" ins Ohr.
„Du möchtest doch irgendwann Kinder, oder?", fragt sie vorsichtig.
„Mit dir? Klar.", gebe ich zurück.
„Gut."
„Wie kommst du jetzt darauf?", frage ich und küsse ihr nochmal auf den Scheitel.
„Naja, ich hätte ja schon gerne früh Kinder. Und ich glaube, da bist du nicht so ein Fan von, oder?", sagt sie ruhig.
Ich überlege kurz.

„In den nächsten zwei Jahren bin ich noch nicht bereit dafür. Aber dann irgendwann kann ich mir das vorstellen. Außerdem müssen wir ja früh anfangen, damit wir auch eine Fußballmannschaft zusammenbekommen."

Sie lacht kurz.

Ich liebe dieses Lachen.
Und ich liebe auch alles andere an ihr.
Kurz danach höre ich sie auch schon gleichmäßig atmen.

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