Kapitel 20

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Alessandro

Eine Woche ist es her, dass die Schlagzeile erschienen ist. Ich konnte noch rechtzeitig dafür sorgen, dass diese gelöscht wird, ehe mein oder Kamies Vater davon Wind bekommen. Der Artikel war Gott sei Dank erst zehn Minuten online, ehe ich ihn schon beseitigen konnte.

Ich weiß noch nicht, wer das veröffentlicht hat, aber immerhin konnte ich vorerst das schlimmste verhindern. Jetzt muss ich nur doppelt so vorsichtig sein.

Außerdem dreht Aiden durch, wie Kamie mir bereits letzte Woche mitteilen wollte, jedoch so nervös war, dass sie keinen vernünftigen Satz formen konnte. Und das nur, weil ich kein Shirt anhatte.

Wenn ich ehrlich bin, hat es mich zufrieden gestellt, was ich für eine Wirkung auf sie habe.
Es hat mir gefallen, wie sie mich angeschaut hat.
Sie hat ja fast gesabbert, als sie meine Muskeln gesehen hat.
Sie war fasziniert, das habe ich an ihrem Blick gesehen.

Aber sie hat schließlich auch die gleiche Wirkung auf mich.

Zurück zum Thema. Aiden dreht durch. Weil ich mit Kamie rumgemacht habe und sie mir ihre Finger in den Hals gesteckt hat, damit die Drogen wieder rauskommen.
Den ersten Punkt kann ich verstehen. Den zweiten eher weniger.

Wie dem auch sei, wenn er Eifersüchtig ist, wird er das Geschehen wohl kaum mit der Welt teilen wollen, oder?

Auch das mit mir als Kamies Bodyguard hat hier die Runde gemacht. Wir konnten das jedoch vertuschen und haben allen eingeredet, dass das Fake-News waren und wir einfach nur vertauscht wurden. Also dass Kamie nicht die Tochter des Milliardärs ist und ich nur ihr Freund -ob Freund im Sinne von Beziehung oder nicht haben wir offen stehen lassen- und nicht ihr Bodyguard.

Und auch, wenn das wirklich eine dumme Argumentation war, haben sie es größtenteils geschluckt.

Glück gehabt, dass Kamie nicht in der Öffentlichkeit steht und somit nur ihr Vater und nicht sie bekannt ist.
Man kann zudem auch nirgendwo nachsehen, wie Kamie aussieht und somit kann man sie nicht direkt identifizieren.

Klar, wenn man ihre Eltern sieht, kann man nicht abstreiten, dass sie es ist. Aber ich drehe davon aus, dass sich keiner so sehr dafür interessiert, um nachzugucken, ob sie es vielleicht doch ist.

Und auch, wenn das jetzt überhaupt die kleinste Sorge ist, die ich habe, frage ich mich immer wieder, warum Kamie mich in jener Nacht geküsst hat.

Dabei sollte ich mich viel eher damit beschäftigen, wer mir was ins Getränk gemixt hat, wer die Bilder von Kamie und mir gemacht hat und vorallem wer sie veröffentlicht hat und weiß, dass Kamie eigentlich Kamora Cooper ist und nicht Kamora Brown und dass ich ihr Bodyguard bin und nicht ihr Freund.

Denn diese Person kann ziemlich gefährlich sein. Schließlich wird es irgendeine Intention hinter dieser Schlagzeile gegeben haben.

Ich bin natürlich erstmal beruhigt, dass ich meine Kontakte habe, die dafür sorgen, dass jeder solcher Artikel gefiltert und blockiert wird, aber trotzdem muss ich aufpassen.

Und natürlich darf es nicht passieren, dass man mir etwas ins Getränk mischt. Vorallem darf es nicht passieren, dass ich das nicht mitbekomme.

Denn wenn ein Bodyguard nichtmal auf sich selbst aufpassen kann, wie soll er dann auf die Klientin aufpassen?

Richtig.

Garnicht.

Und eines muss geändert werden. Ich muss besser aufpassen. Und sie darf nicht so viel Freiraum haben. Denn auch, wenn ich ihr das ungern antun möchte, muss ich meinen Job machen. Ob sie will oder nicht.

Ich darf sie nicht mehr aus den Augen lassen. Genauso wie es mein Vater befohlen hat.

Ich weiß nicht, wer diese Person ist, die das Bild von Kamie und mir veröffentlicht hat, aber eines ist klar. Diese Person will der Familie Cooper schaden.

Aus welchen Gründen auch immer.

Gerade, als ich den Wochenbericht der letzten Woche schreibe, klopft es an meiner Tür. Ich verstecke das Heft schnell und gehe zur Tür um sie zu öffnen.
Vor mir steht Kamie und schaut mich mit ihren wunderschönen eisblauen Augen an.
„Was gibts?", frage ich und lehne mich an den Türrahmen.

Heute ist Sonntag, was bedeutet, dass keine Vorlesungen oder andere Kurse stattfinden.

„Mir ist langweilig.", meint sie und kommt in mein Zimmer, um sich umzusehen.
Ich schaue ihr irritiert nach, wobei mein Blick ausversehen auf ihrem hübschen Hintern landet.
„Ähm okay", ich fange mich wieder, „ich bin aber nicht dein Bespaßer."
Sie dreht sich wieder zu mir um. „Nein? Schade. Dann suche ich mir jemand anderen. Aiden oder Jason. Oder vielleicht auch jemand ganz anderen."

„Was willst du machen?", frage ich genervt und verschränke die Arme vor der Brust.
„Hmm", sie tut so als ob sie überlegen würde, „vielleicht an den Strand?"

Ich verdrehe die Augen. „Sei ehrlich, du willst nur an den Strand, damit du mich begaffen kannst."
„Möglich. Aber nicht ganz die Wahrheit. Es ist so warm draußen und ich habe Lust auf Wasser. Und was passt da am besten? Richtig, das Meer.", sie hat sich gut im Griff. Kontern kann sie noch.

Als ich nicht reagiere setzt sie noch einen oben drauf.
„Außerdem kannst du mich dann doch auch begaffen."

Sie grinst.

Und scheiße, dieses Grinsen ist verdammt süß. 

„Okay, aber was wenn ich dich garnicht begaffen will?", frage ich nun auch grinsend.
„Tu nicht so. Aber du musst ja auch nicht. Ich will einfach nur ein bisschen am Strand entspannen.", meint sie.

„Gut. Fünf Minuten. Keine Sekunde länger, ich meins Ernst.", sage ich und sehe, wie ihre Augen beginnen zu strahlen.
„Supi! Du kannst dich auf mich verlassen!", ruft sie fröhlich. Und schon ist sie in ihrem Zimmer verschwunden.

Ich kann nicht anders, als zu lächeln.

Nun gut, dann lass ich mich mal foltern.
Ich werde sie nicht anschauen. Nichtmal ganz kurz. Ich muss mich zusammenreißen. Schließlich muss ich auf sie aufpassen und sie nicht anschauen als wäre sie ein Kunstwerk in einem Museum.

Ich bin einundzwanzig Jahre alt. Ich werde mich und meine Bedürfnisse schon unter Kontrolle behalten, schließlich bin ich kein Testosteron gesteuerter Teenie mehr.

Klar, sie ist mit einem absolut bombastischem Körper gesegnet worden, aber ich muss mich unter Kontrolle behalten. Egal wie freizügig sie dort rumläuft. Ich darf sie nicht angaffen. Selbst wenn sie nackt wäre. Ich habe nicht das Recht dazu.

Genau fünf Minuten später stehe ich vor ihrer Zimmertür. Und warte. Warum warte ich? Ich muss nicht warten. Ich kann auch einfach wieder in meinem Zimmer verschwinden. Dann hat sie ihre Chance eben vertan. Selber Schuld.

Ich wollte nicht mit ihr an den Strand. Sie wollte es unbedingt. Ich drehe gerade um, als sie ihre Tür schwungvoll öffnet. Na toll.

„Wolltest du etwa gerade gehen?", fragt sie grinsend und schließt ihre Zimmertür ruckartig hinter sich.

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