Kapitel 36

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Alessandro

Wir kommen nach einer halben Stunde Autofahrt an dem Ziel an.

Warum Kayden und ich das hier machen, wissen wir selber nicht genau. Aber dadurch, dass heute nur eine Vorlesung ist, welche dazu auch nicht so wichtig ist, dachten wir, dass wir heute einen kleinen Ausflug machen könnten.

Ich parke mein Baby auf dem ausgeschilderten Parkplatz. Gerade, als ich den Motor ausgeschaltet habe, springt Kamie auch schon aus dem Auto. Ich schaue kurz zu Kayden, welcher lacht, woraufhin ich schmunzelnd den Kopf schüttle.

„Wo sind wir hier?", fragt Amy und schaut sich um, als sie das Auto verlässt.
„Wollt ihr uns umbringen und seid deshalb ans Ende der Welt gefahren?", hakt Kamie nach und sieht sich um.

„Später.", murmle ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich ihren Gesichtsausdruck sehe. Dieser hielt aber höchstens für eine halbe Sekunde an, da sie selber gemerkt hat, dass ich nur Müll erzähle.

„Mr. Ramirez?", fragt eine Dame, welche auf uns zugelaufen kommt.
Ich nicke ihr zu und warte darauf, dass sie uns Anweisungen gibt.

Wir sind quasi irgendwo im nirgendwo. Das einzige was hier ist, ist eine kleine Hütte und ein Fluss. Sonst ist hier Wald. Und als Kamie erkennt, wo wir hier sind, fangen ihre Augen förmlich an zu strahlen.
Sie hat mir schonmal erzählt, wie gerne sie mal Kanu fahren würde, da ihre Eltern ihr nichts dergleichen erlaubt haben.

„Kommen Sie doch mit.", meint die Dame vom Kanuverleih und winkt mich mit sich mit.
„Ihr bleibt hier stehen, verstanden?", sage ich streng, ehe ich mit der Frau in den Schuppen gehe.

„Sie hatten zwei Kanus gebucht, richtig?", fragt sie freundlich. Ich nicke erneut.
„Mein Mann wird Ihnen gleich beim tragen helfen.", informiert sie mich, nachdem ich gezahlt habe und sie mir gesagt hat, wie wir fahren müssen.

Als ich mit dem Mann zurück komme, streiten Kamie und Kayden sich bereits.
Ich stöhne genervt auf, nachdem ich mich bei dem Mann bedankt habe.
„Was habt ihr für ein Problem?", frage ich genervt.

„Kamie will nicht einsehen, dass es schlauer ist, wenn sie nicht mit Amy, sondern mit dir zusammen fährt.", regt Kayden sich auf.
„Weil das dumm ist!", keift Kamie ihn an.
„Ihr habt doch keine Chance ohne uns. Dann müssen Sandro und ich immer auf euch Schlappis warten.", meint mein bester Freund.

Amy hält sich aus der ganzen Sache stillschweigend raus, was vermutlich auch besser so ist.

„Kamie, ich fahre mit dir, Kayden mit Amy.", sage ich und schaue sie so an, dass sie eigentlich wissen müsste, dass ich kein Widersprechen dulde. 
„Nein, ich will mit Amy fahren. Das ist unnötig und dumm. Nur weil wir keine zwei Meter Oberarme haben, heißt das nicht, dass wir schlapp machen.", meint sie eingeschnappt.

„Kamie", warne ich sie, „Steig jetzt in dieses Kanu, dannato!"
Sie schaut mich noch kurz wütend an, macht dann aber was ich sage und setzt sich vorne ins Kanu.
Ich schiebe das Kanu ein Stück ins Wasser und reiche ihr die Paddel. Dann setze ich mich ebenfalls rein und nehme ihr eins der Paddel wieder ab.

Kayden und Amy tun es uns gleich.

„Ich hasse dich.", knurrt sie, nachdem wir ein kleines Stück gefahren sind.
„Tust du nicht. Außerdem weiß ich ganz genau, dass du auf die ‚zwei Meter Oberarme' stehst. Also sei nicht so eingeschnappt.", sage ich und muss ein schmunzeln unterdrücken.
Sie wirft mir einen genervten Blick zu. „Bilde dir nichts darauf ein."
„Ich brauch mir nichts einbilden. Das wissen wir beide, Kamora."

Und das ist tatsächlich so. Ich weiß, dass sie mich nicht gerade unattraktiv findet. Und das genieße ich.

„Ich wäre trotzdem lieber mit Amy gefahren.", beschwert sie sich.
„Warum?", hake ich nach und rutsche ein Stück näher an sie heran.
„Weil ich dann meine Ruhe von dir hätte.", meint sie zickig.
„Deine Ruhe vor mir?", hake ich belustigt nach und hauche ich dann federleichte Küsse auf ihre Schulter, welche aufgrund des Tops, welches sie sich angezogen hat, frei liegt.

Sie atmet sofort zittrig ein und schluckt dann hörbar.
„Hör auf.", sagt sie so leise, dass es kaum mehr als ein Flüstern ist.
„Wieso sollte ich?", frage ich nach und muss grinsen, weil ich so eine Wirkung auf sie habe.
„Weil wir gesehen werden können und ich nicht will, dass du deinen Job verlierst."
„Also willst du doch keine Ruhe vor mir.", stelle ich zufrieden fest und drücke noch einen letzten Kuss auf ihren Nacken, ehe ich mich komplett von ihr löse.

„Warum machst du das?", fragt sie nach einiger Zeit.
„Was mache ich denn?"
„Das hier. Warum hältst du dich nicht von mir fern, so wie du es solltest?"

Warum ich das tue weiß ich selber nicht. Aber ich kann mich nicht von ihr fernhalten. Sie ist wie eine Droge. Hat man sie einmal berührt, bekommt man nicht genug von ihr.

„Frag mich was leichteres.", murmle ich und hoffe, dass sie mich nicht weiter fragt, denn ich will nicht weiter darüber nachdenken, was ich hier gerade eigentlich mache. Denn ich weiß genau, dass das hier falsch ist. Und ich meinen Traum riskiere.

Für eine Frau.

Für eine Frau, die ich niemals haben kann.
Zumindest werde ich sie niemals so bekommen wie ich will.

Wir fahren noch ein Stück weiter.

„Dieser Ort ist wunderschön.", schwärmt Kamie, was mich zufrieden grinsen lässt.
„Ich wusste, dass es dir gefallen wird."
„Das tut es definitiv.", sagt sie und ich kann hören, wie sie lächelt.
Sie dreht sich zu mir und strahlt mich an.
„Danke", sagt sie glücklich und ich spüre ihre Dankbarkeit sofort.
„Nicht dafür.", sage ich schulterzuckend.
„Doch, Alessandro, genau dafür. Für dich mag es eine Kleinigkeit sein, aber für mich ist es unglaublich, dass du sowas mit mir machst. Das ist nicht selbstverständlich."

Ich kann sie einfach nur anschauen. Stundenlang. Ihre eisblauen Augen strahlen mit ihrem Lächeln nur so um die Wette. Sie ist wunderschön.

„Ey ihr Turteltäubchen, da vorne kommt ein kleiner Wasserfall! Ich weiß nicht, ob wir richtig gefahren sind!", ruft Kayden hinter uns.
Kamie dreht sich sofort wieder nach vorne und auch ich bemerke das erst jetzt.
„Merda", fluche ich und versuche gegen die Strömung zu paddeln.

„Alessandro!", ruft Kamie, „wir sterben gleich!"
„Wir sterben nicht, Topolina.", sage ich lachend und lasse uns treiben.

„Es bringt nichts, dagegen anzukämpfen.", informiere ich die anderen.
„Halt dich fest, süße, gleich werden wir nass.", flüstere ich Kamie ins Ohr.

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