Kapitel 2

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Alessandro

„Kamora Cooper, neunzehn Jahre alt und Langschläferin....", ich lese mich gerade durch die Akte, die mein Vater mir gegeben hat.
„Sie ist ein Morgenmuffel.", wirft mein Dad ein.
„Schön. Wofür ist das wichtig zu wissen?", frage ich nach und lese weiter.
„Du wirst sie wecken müssen. Du wirst sie aus dem Bett scheuchen müssen, damit sie zu ihren Vorlesungen geht.", lässt er mich wissen.
„Ich muss sie aus dem Bett scheuchen? Ich bin ihr Bodyguard, nicht ihr Babysitter.", sage ich und verdrehe die Augen.

„Du bist beides. Mehr oder weniger. Du sollst ihr nun nicht die Wäsche vom Leib ziehen und ihr die Windel wechseln. Aber du wirst sie niemals aus den Augen lassen. Du wirst sie niemals alleine irgendwohin gehen lassen. Du passt immer und überall auf sie auf. Zu deinem Job gehört es nunmal, auf sie aufzupassen. Was bedeutet, du passt auf, dass sie keinen Blödsinn macht.", klärt Dad mich auf, „Sie kann ziemlich anstrengend sein."

Super. Mein erster Job nach der Ausbildung und sofort darf ich den Babysitter einer reichen Bitch spielen. Danke Leben.

In ihrer Akte stehen noch viele, meiner Meinung nach, unnötige Dinge drinnen, welche ich einfach nur grob überfliege. Warum zur Hölle stehen hier Dinge wie ihre Schuhgröße oder ihr Lieblingsessen?

„Du bist dir sicher, dass du nicht lieber studieren willst? Willst du wirklich diesen Job machen?", fragt mein Vater nun zum fünften Mal.
„Ja, ich will das machen. Ich habe nicht umsonst eine drei Jahre lange Ausbildung gemacht.", antworte auch ich nun zum wiederholten Male.
Mein Dad ist selber Bodyguard. Auch einer, welche die Familie Cooper schon viele Jahre begleitet. Und trotzdem reden er und Mum immer davon, dass ich mir doch lieber einen Studienplatz suchen soll, da dieser nicht so gefährlich ist.

„Also. Du fährst morgen zum College und wirst dort auf sie warten. Und ab da beginnt deine Arbeitszeit. Du wirst sie zu Partys begleiten, du wirst mitgehen, wenn sie Freunde trifft und du wirst sie in jede Vorlesung begleiten.", erklärt mein Vater.

„Soll ich sie auch in die Dusche begleiten? Oder auf Toilette?", frage ich ironisch. Ich meine, man kann es auch übertreiben. Ihr ist noch nie gedroht worden. Geschweige denn ist ihr irgendwas passiert.
„Alessandro, ich meine das ernst. Ihre Eltern haben dich beauftragt, also wirst du sie beschützen. Und nein, natürlich wirst du sie nicht in die Dusche begleiten. Du wirst davor warten.", meint er und schaut mich ernst an.

Wundervoll.

„Du wirst in deiner gesamten Zeit als Bodyguard keinen einzigen Schluck Alkohol trinken, du wirst dich von keiner Frau ablenken lassen und du wirst dich vorallem nicht in sie verlieben.", zählt mein Vater auf.
„Natürlich nicht. Das ist selbstverständlich.", gebe ich zurück und lese mich weiter durch die Akte.

Sie ist eine reiche Tussi, welche sich ihren Eltern widersetzt. Und wahrscheinlich nicht nur ihren Eltern, sondern auch mir. Das kann spaßig werden.
Ich hasse es, wenn man nicht das tut, was ich sage oder verlange. Das bringt mich auf die Palme. Und so wie sie mir den Eindruck gibt, wird sie mich wohl das ein oder andere mal so weit bekommen. Aber gut, es ist mein Job und ich will das machen.

Mein Dad erklärt mir alles weitere. Ich werde neben ihrem Zimmer ein eigenes bekommen, damit ich schnell reagieren kann, wenn etwas ist. Außerdem wissen die Dozenten, dass ich für sie da bin und kein Student bin, auch wenn die anderen Studierenden dies denken. Sie wird ein Einzelzimmer bekommen, damit ihr nicht viel von der Privatsphäre genommen wird. Außerdem darf ich sie nur alleine lassen, wenn sie schlafen geht. Oder ins Bad, aber dadurch, dass dort Gemeinschaftsbäder sind, werde ich davor warten müssen. Ich werde meine Augen und Ohren überall haben müssen, damit sie nicht in Gefahr gerät. Möglichst wenige sollen wissen, wer sie wirklich ist, weshalb sie einen anderen Nachnamen bekommt. Sie wird Kamora Brown heißen.

Übertrieben, ich weiß.

Ich verabschiede mich wieder von meinem Dad und gehe in mein Zimmer, um meine Sachen zu packen. Erstmal werde ich dort vier Monate verbringen. Es sei denn Ms. Ich-bin-so-toll-dass-ich-alleine-studieren-will entscheidet sich schnell dazu, dass das Studium doch nichts für sie ist. Nach den vier Monaten sind erstmal die Semesterferien. Das bedeutet, ich fahre zurück nach Hause.

Als ich meine Koffer fertig gepackt habe, gehe ich nochmal runter zu meiner Mutter und meiner kleinen Schwester.
„Wir sehen uns morgen nicht mehr. Ich fahre schon sehr früh los.", sage ich und werfe mich auf die Couch.
„Und du bist dir sicher, dass du das wirklich willst, Sandro?", fragt Mum und schaut mich mit einem Welpenblick an.
„Ja Mum, ich will das wirklich. Mach dir keine Sorgen. Ich bin einundzwanzig Jahre alt. Außerdem habe ich eine Ausbildung als Bodyguard, also mach dir um mich keine Sorgen, ich kann gut auf mich aufpassen.", sage ich und lächle sie warm an.

Meine Mutter ist meine Königin. Sie ist die tollste Frau, die ich kenne. Dafür macht sie sich viel zu viele, und vorallem unnötige Sorgen.
Sie strahlt so viel Liebe aus, wie keine andere Frau auf diesem Planeten. Sie hat damals alles für mich gegeben. Sie war ziemlich früh schwanger mit mir, weshalb sie ein paar Probleme mit ihrer Schule und vorallem mit ihren Eltern bekommen hat. Aber sie hat gekämpft und es geschafft. Sie und mein Vater sind damals zwar sehr jung gewesen, aber doch reif genug um an einem Strang zu ziehen und zusammenzuhalten. Und somit sind sie noch heute, über einundzwanzig Jahre später, glücklich zusammen.

Meine kleine Schwester Gia kam dann noch ein wenig später. Sie ist geboren, als ich Sechzehn war. Also vor fünf Jahren. Und dieser fünf-jährige Zwerg ist ein kleiner Teufel, aber trotzdem das süßeste was ich bisher gesehen habe.

Und sie hier zu lassen wird definitiv nicht leicht. Am liebsten würde ich sie mit in meine Taschen stecken und mitnehmen.
Aber das sollte ich lieber lassen.

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