Kapitel 26

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Alessandro

Wir tun einfach so als wäre das nie passiert.

Autsch.

Aber selber schuld. Ich wollte es so. Beziehungsweise... nein. Es ist einfach nur richtig so. Genau so wie es jetzt ist, ist es richtig. Mein Job steht an oberster Stelle. Das wird auch immer so bleiben.

Mein Sexleben hingegen ist an einer Stelle ganz weit unten im Ranking. Und das ist gut so. Und sollte so bleiben.

Wenn ich Lust bekomme, ist das mein Pech. Entweder ich halte es aus oder meine Hand muss kurz aushelfen. Etwas anderes ist nicht akzeptabel. Auch, wenn ich es mir anders wünschen würde.

Aber das gehört nunmal zu meinem Job.
Keine Ablenkung. Egal in welcher Art. Und jeder Mann weiß ganz genau, was das für eine Ablenkung ist, geil auf eine Frau zu sein.

Man kann an nichts anderes mehr denken und ich bin ehrlich, das ist dein Untergang als Bodyguard.

Und trotz allem enttäuscht es mich, dass Kamie das von vorhin vergessen will. Denn wenn ich eines nicht kann, dann ist es das. Auch wenn ich es gerne würde, denn der Gedanke daran, sie unter mir zu spüren, macht mich fertig. Der Gedanke an ihre Lippen und ihr Stöhnen macht es auch nicht besser. Und das, obwohl wir noch garnicht miteinander geschlafen haben.

Ich will nicht wissen, wie ich mich fühlen würde, wenn wir es getan hätten.

Bereuen tu ich das alles definitiv nicht. Ich weiß nicht, wie Kamie darauf kommt.
Niemals wäre ich überhaupt in der Lage dazu, sowas zu bereuen. Es sei denn sie wäre Sabrina. Aber das ist sie ja offensichtlich nicht.

Wie dem auch sei, ich muss meinen Job weiter machen. Und das ohne dreckige Gedanken an Kamie.

Nächste Woche sind erstmal zwei Wochen Ferien. Die kann ich zuhause verbringen. Ohne Kamie. Bei Gia, Mamma und meinem Vater.

Ich kann mir dann endlich eine Pause gönnen. Denn ehrlich gesagt, es ist wirklich anstrengend, vierundzwanzig Stunden am Tag aufmerksam zu sein und alles mitzunehmen, was man aufschnappen kann.

Mein Gehirn wird tagtäglich überflutet mit Informationen und muss alles filtern, was irgendwie brauchbar ist. Und seit der Sache mit dem Foto von Kamie und mir muss ich noch mehr aufpassen.

Wir haben immernoch nicht rausgefunden, wer das Bild gemacht hat, noch wer es veröffentlicht hat. Und das stresst mich. Extrem.

Ich weiß, dass ich irgendwas übersehe. Vielleicht bin ich auch zu unaufmerksam. Vielleicht passe ich nicht genug auf.

Aber das einzige, was mir die ganze Zeit im Kopf herum schwirrt, ist Kamie.

Und so kann ich nicht arbeiten. Das ist genau das, wovor mein Vater mich mich gewarnt hat.
Und ich hab seinen Rat wieder mal ignoriert. As always.

Aber woher soll ich bitte auch wissen, dass mein erster Job so fucking heiß ist? So wunderschön. Und absolut süß. Aber trotzdem eine temperamentvolle Zicke.

Ich weiß nach wie vor nicht, was es ist, aber irgendwas hat sie an sich, was mich einfach zu ihr zieht.

So sehr ich mich dagegen wehre.

Aber ich muss mich zusammenreißen.

Am nächsten Tag ist wieder Uni für Kamie, weshalb ich sie gegen sieben Uhr wecke, indem ich an ihrer Zimmertür klopfe.
„Steh auf, Madame!", rufe ich gegen ihre Tür.
Ich höre nur, wie sie irgendwas brummt und bin mir sicher, dass ich in fünf Minuten erneut klopfen muss. Und dann auch noch ein drittes Mal. Aber so ist das nunmal. Ich weiß mittlerweile, wie lange sie wofür braucht, sodass ich alles perfekt planen kann.

In der Zeit, in der sie sich fertig macht, hole ich ihr meistens ihr Frühstück, weil die werte Dame nicht genug Zeit hat.

Nach vier weiteren Versuchen, sie zu wecken, kommt sie dann endlich aus ihrem Zimmer stolziert. Und Gott, diese Frau ist einfach nur heiß. Sie trägt ein babyblaues Top mit ziemlich gewagtem Ausschnitt und einer weißen kurzen Shots. Ihre Haare hat sie hochgesteckt, was ihrem hübschen Gesicht definitiv schmeichelt.

Ich gebe wirklich alles, um meinen Blick oben zu behalten und ihr nicht wie ein perverser in den Ausschnitt zu glotzen. Aber ich muss zugeben, dass mir das verdammt schwer fällt.

„Also. Wir können dann los.", meint sie und ich meine ein Grinsen auf ihrem Gesicht gesehen zu haben. Dann dreht sie sich schwungvoll um und stolziert los. Dabei wackelt sie leicht mit ihrem Hintern. Ich weiß nicht, ob sie schon immer so läuft und das garnicht absichtlich macht, aber es fällt mir erst jetzt richtig auf.

Es kostet mich wirklich viele Nerven, nicht dahin zu schauen. Ich meine, ich bin zwar kein Testosteron gesteuerter Teenie mehr, aber einen Schwanz besitze ich immernoch - was jedoch nicht bedeutet, dass ich das Recht habe, irgendwelchen Weibern hinterherzugeiern.

Ich habe das Gefühl, dass Kamie mich provozieren will. Sie trägt sonst nie solche Sachen. Nie hat sie so viel Ausschnitt getragen. Auch die Hose ist kürzer als gewohnt.

Und das lenkt mich ab. Undzwar extrem. Und das sollte es definitiv nicht.

Sie darf gerne sowas tragen. Ich kann schließlich jeden aus dem Weg räumen, der ihr dumm kommt. Oder der sie falsch anschaut. Aber ich kritisiere ihr Outfit, weil ich sie nicht haben darf und mir klar wird, was für eine Hammer Frau ich haben könnte, wenn ich dürfte. Und wenn sie wollen würde.

Wir sitzen bereits im Vorlesungssaal. Immer wieder beobachte ich Typen dabei, wie sie auf Kamie geiern. Es macht mich sauer, dass ich sie nicht haben kann. Aber so ist es nunmal. Ich kann sie auch nicht immer nur auf ihr Äußeres beschränken. Ich kenne sie ja kaum.

Okay, das ist gelogen, ich kenne sie sehr gut.

Aber ich habe nicht genug mit ihr gesprochen, um zu sagen, ob wir uns überhaupt verstehen würden. Und momentan bestehen unsere Gespräche aus Streitereien.

Also will ich sie vielleicht auch garnicht haben.

Warum mache ich mir überhaupt so viele Gedanken über sie? Da kommt eh nichts brauchbares bei raus.
Mein Schwanz will sie, mein Kopf weiß, dass das dumm ist. Und mein Herz? Keine Ahnung. Ne Mischung aus beidem?

Als einer der Dozenten den Raum betritt, wird es automatisch leise.
Er beginnt sofort damit, sein heutiges Thema abzuarbeiten und ich sehe, wie sehr Kamie versucht, ihn zuzuhören. Dabei tippt sie immer wieder mit ihrem Stift gegen ihre schönen Lippen, welche so süß schmecken und mich mit Leichtigkeit um den Verstand bringen.

Ich kneife meine Augen kurz zusammen und verwerfe den Gedanken an Kamie in meinem Bett, welcher gerade aufkommt, sofort wieder.

Dann wird Kamie von der Seite angetippt. Von Jason, einem Kumpel von Aiden und Louis.

Offensichtlich fragt er Kamie nach ihrer Nummer, welche sie ihm direkt gibt. Damit habe ich ein Problem. Ein großes Problem.
Ich atme jedoch nur tief durch. Sie hat nach mehr Freiraum gebeten. Hier ist er.

Später nach der letzten Vorlesung klopft es nochmal an meinem Zimmer. Ich öffne die Tür und Kamie steht vor mir.

„Was gibts?", frage ich und lehne mich lässig an den Türrahmen.
„Ich wollte Bescheid sagen, dass ich mich jetzt mit Jason treffe.", meint sie und lächelt mich an.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Ein Date?"
„Ähm... ja, ich denke es ist ein Date.", murmelt sie und streicht eine Strähne hinter ihr Ohr.
„Schick mir deinen Standort.", sage ich mit fester Stimme.
„Aber-", möchte sie widersprechen, aber ich lasse sie nicht.
„Kein Aber. Ich lasse dir den Freiraum. Geh alleine zu deinem Date. Aber schick mir deinen Standort. Und pass auf, dass er dich nicht verschleppt. Oder umbringt. Man weiß ja nie, wen man da eigentlich vor sich hat."

Sie seufzt, verkneift sich ein Lächeln und schickt mir dann ihren Live Standort. Zufrieden nicke ich es ab und lasse sie gehen.

Es gefällt mir nicht, dass sie mit einem anderen auf ein Date geht. Aber es ist ihr Leben. Und ich kann sie nicht haben. Aber ich will auch nicht, dass jemand anders sie hat. Aber sie sollte glücklich sein. Wenn auch ohne mich.

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