Kapitel 18

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Alessandro

Ich öffne langsam meine Augen und fühle mich, als hätte ich fünf Tage durchgesoffen.
Mein Kopf pocht und alles dreht sich. Dazu ist mir schlecht und ich fühle mich verdammt schwer. Mein Handy zeigt mir, dass es bereits elf Uhr morgens ist.

Im Großen und Ganzen kann ich sagen: Ich bin tot.

Und das ist als Bodyguard ziemlich das Schlechteste, was man sagen oder fühlen kann. Vorallem in der Anfangszeit der Karriere.

Kurz nachdem ich mein Handy in die Hand genommen habe, klopft es mehrmals gegen meine Tür.
„Alessandro! Mach auf!", ruft Kamie hinter der Tür und bringt mich dazu, aufzustehen, die Tür zu öffnen und sie abwartend anzusehen, um mich danach direkt wieder auf mein Bett zu setzen.

Zu meinem Glück habe ich heute in Jogginghose und T-Shirt geschlafen, sodass ich ihr nicht halbnackt die Tür öffnen musste. Schlimm genug schon, dass wir uns gestern geküsst haben.

„Was ist?", brumme ich und meine Stimme hört sich an, als hätte ich zehn Jahre geschlafen.
„Es gibt ein Problem, glaube ich.", murmelt sie und schließt meine Tür hinter sich.
Gerade, als ich fragen will, was denn das Problem sei, hält sie mir ihr Handy hin. Und darauf ein Artikel. Eine Schlagzeile.

„Kamora Cooper, Tochter eines erfolgreichen Milliardärs: Affaire mit dem Bodyguard?"

„Scheiße", fluche ich und schaue mir das Video an, welches dazu beigefügt wurde. Dieses Video zeigt Kamie und mich. Gestern bei der Party. Und Gott, wir haben wirklich heftig rumgemacht.

„Fuck.", murmle ich nochmal und schaue entgeistert zu Kamie.
„Tut mir leid.", sagt sie niedergeschlagen.
„Wer war das?", frage ich wütend.
„Ich weiß es nicht."
„Kamie, diese Person versaut mir meine komplette Karriere."
„Im Prinzip hast du sie dir selber versaut.", meint sie leise.
„Was?"
„Naja, du hast dafür gesorgt, dass diese Schlagzeile erst entstehen konnte."
„Spinnst du? Du hast mich doch geküsst.", sage ich wütend.

„Du hättest ja aber nicht erwidern müssen. Außerdem hast du mir ja auch direkt deine Zunge in den Hals gesteckt.", sagt sie eingeschnappt.
Ich lache kurz auf. „Ich war unter Drogen. Ich hätte dich niemals geküsst, wenn ich nüchtern gewesen wäre. Und wenn mich nicht alles täuscht, war ich nicht derjenige, der direkt gestöhnt hat."

„Du bist ein Arschloch.", meint sie wütend und verlässt schnell mein Zimmer.

Okay, das war ein bisschen drüber. Aber ich war nunmal auf Drogen. Wäre ich bei klarem Verstand gewesen, hätte ich das ganze wahrscheinlich nicht zugelassen. Glaube ich. Dafür ist mir mein Job zu wichtig.

Und jetzt wirft sie mir vor, dass ich selbst Schuld sei? Ich glaube ich spinne.

Ich muss sofort herausfinden, wer das veröffentlicht hat, und vorallem muss ich dafür sorgen, dass das schnell wieder aus dem Internet verschwindet. Schließlich kann ich nicht leugnen, dass das zwischen Kamie und mir wirklich passiert ist. Man kann genau sehen, dass ich das auf dem Video bin.

Gerade, als ich diesen Gedanken zuende gebracht habe, klingelt mein Handy und der Name „Mamma" steht drauf.

Oh no.

„Mamma, was gibts?", frage ich und versuche, möglichst normal zu klingen. Ich habe wirklich Angst, dass mein Vater die Schlagzeile schon gesehen hat. Und vorallem habe ich Angst, dass Kamies Familie davon Wind bekommt.

„Sandro, wie geht es dir?", erklingt die fröhliche Stimme auf der anderen Seite der Leitung. Sie hört sich an wie immer. Nichts Verdächtiges an ihrer Stimme.
„Alles gut. Wie geht es euch?", frage ich meine Mutter.
„Naja, Gia geht es nicht so gut. Sie vermisst dich sehr. Sandro, möchtest du wirkl-"
„Mamma! Wie oft noch? Ich möchte meinen Job behalten. Und ich bin doch nicht aus der Welt. In ein paar Wochen komme ich euch doch wieder besuchen.", unterbreche ich sie.

Jedes Mal das selbe.

„Wir haben dich jetzt schon so lange nicht mehr gesehen. Du meldest dich ja so selten bei uns. Ich möchte dich wirklich nicht verlieren.", meint meine Mutter niedergeschlagen.
„Mamma, du wirst mich nicht verlieren, ich liebe dich. Und ich habe einfach viel zu tun, du kennst es doch von papa. Und ich komme euch wirklich bald besuchen, das verspreche ich dir.", rede ich auf sie ein.

Meine Mutter ist die süßeste Mutter der Welt, aber sie überdramatisiert immer alles so extrem.

„Wie ist es denn dort wo du gerade bist?", fragt sie nach einiger Zeit.
„Gut. Mir gefällt es hier und ich lerne viel dazu.", wie zum Beispiel besser aufpassen, keine Drogen nehmen, mit niemandem rummachen und vieles mehr.

Papa wäre enttäuscht von mir.

„Das ist aber schön. Ich hoffe es ist nicht allzu anstrengend.", meint sie und ich spüre, wie sie sich wieder Sorgen macht.

„Nein, es ist alles perfekt, mach dir keine Gedanken. Ich muss jetzt aber auch los. Sag Gia, dass ich bald komme und richte Papa alles Liebe von mir aus.", würge ich sie ab, da mir bewusst wird, dass ich mich unbedingt um den Artikel kümmern muss. Undzwar schnell.

Ich lege auf, werfe mir eine Tablette ein, ziehe mich an und mache mich auf den Weg zu Kamie. Ich muss wissen, woher sie den Artikel hat.

Ich muss nur die IP-Adresse herausfinden und dann habe ich das Arschloch, welches mir meine Karriere versaut.

Ich gehe zu Kamies Tür und klopfe. Es dauert eine Weile, bis sie mir öffnet. Und sie schaut mich wütend an. Sehr wütend.

„Woher hast du den Artikel?", frage ich gerade raus und versuche, ihrem Blick standzuhalten.
„Willst du mich eigentlich verarschen?", fragt sie wütend.
„Kamie, mach nicht so ein Drama."
„Ich mach ein Drama? Bist du eigentlich vollkommen bescheuert?!", schreit sie mich an.
„Kamie bitte. Was ist los mit dir?"
„Lass mich einfach in Ruhe. Du bist ein Arschloch.", meint sie und fängt plötzlich an, zu weinen.

„Was hast du denn?", frage ich und nehme sie kurz in den Arm. Ich bin völlig überfordert mit ihrem Verhalten.
„Ich hab meine Tage. Und mir gehts nicht gut.", sagt sie leise.

Oh.

„Tut mir leid.", sage ich nur.
„Ja, sollte dir auch leid tun.", zickt sie wieder los.
Ich nicke nur.

Während ihrer Periode sollte ich mich lieber nicht mit ihr anlegen. Einfach alles akzeptieren, was sie sagt und dann ist gut.

Ich bin ehrlich, ich habe Respekt vor Frauen. Vorallem wenn sie ihre Tage haben.
Und vor Kamie habe ich ganz extrem Respekt. Schließlich weiß ich nicht, wie sie sich verhalten kann. Und ich glaube ich will es auch nicht herausfinden.

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