:part-49:

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Seokjin hatte sich an den Rand des Schwimmbeckens gesetzt (ca. 10Meter weit weg von mir), neben die Umrandung meines Körpers, welche Namjoon gezeichnet hatte.
Nachdem ich meine Hände musterte, sah ich das Blut an ihnen. Sicherlich war auch welches in meinem Gesicht.
Ich biss meine Zähne zusammen und kroch rüber zu meiner Fleecejacke.

Meine Hände zitterten stark und ich bekam keine Luft; meine Sicher verschwommen.
Ich fühlte mich absolut hilflos.

Weinend, guckte ich meine Kontakte durch.
Ich brauchte jemanden.
Irgendjemanden.

Jungkook? Nein.
Jimin? Nein.
Yoongi? Nein.
Hoseok? Nein.

Ich weinte stärker, als ich realisierte, dass ich wirklich alleine war.
Niemand, der mir helfen könnte.

Ein Blick rüber zu Seokjin verriert mir, dass der Ältere seinen Kopf in Nacken gelegt hatte und still auf mich aufpasste.
Nachdem, was ich ihm angetan hatte, blieb er.
Ich war wirklich grausam.
Namjoon verdiente ihn.
Er verdiente Namjoon.
Die Zwei waren wirklich füreinander gemacht.

Mein Finger tippte auf die Nummer von Hoseoks Bruder; ich rief ihn an.
Schreiben war nicht möglich.

Das Telefon klingelte für ein paar Sekunden, bevor Joon abnahm.

„Taehyung?", fragte er.
Ich brach noch mehr zusammen, als ich hörte, wie er meinen Namen sagte.
Erleichterung, Verzweiflung, Reue, Kummer, Unwissenheit, Liebe.
Meine Gefühle wussten nicht, was sie ausdrücken sollten.

„Namjoon.", brachte ich gerade so hervor; schluchzte noch mehr und zog meine Nase hoch, „Es war ein Unfall.".
Der Ältere sagte nichts.
Ich weinte weiter in mein Handy rein; verhaspelte mich und stolperte über meine eigenen Wörter, als ich ihm versuchte klarzumachen, dass es mir leidtut.

„Wo bist du?", Namjoon schien ruhig.
„B- Beim alten Schwimm... Schwimmbad.", keuchte ich und rieb mir die Augen.
„Bleib da.", befahl der Junge und legte auf.

Ich hörte praktisch, wie mein Herz in tausend Teile zersplitterte.
Es war so schlimm, wie noch nie.

Laut schluchzte ich; schrie fast.
Es tat so unglaublich weh, ich bekam keine Luft mehr.
Ich konnte nichts sehen; meine blutigen Hände schmerzten.

Es fühlte sich wie Stunden an, bis Namjoon uns endlich erreichte.
Inzwischen war es schon vollkommen dunkel.

Seokjin stand auf und kam beschützend auf mich zu, als er den Umriss des Älteren in der Entfernung sah.
Sein Herz war zu gutmütig.

„Seokjin?", hörte ich Namjoons Stimme.
Sie war nah bei uns.
„Was tust du hier?", fragte Hobis Bruder.
„Taehyung hat mich hierhin geführt.", erklärte der Älteste, „Wir haben eine kleine Auseinandersetzung gehabt.".
Ich fühlte mich grausam und schaute hoch zu den Beiden vor mir.

„Bist du okay?", Joon strich Seokjin über die Wunden. Er war so zärtlich gegenüber ihm.
Es ließ mich, mich selbst mehr hassen.

„Lass es.", Jin schlug seine Hand weg, „Du weißt, dass ich es nicht mag, wenn du so bist wie früher.".
Was?
„Hyung, bitte.", Hobis Bruder versuchte wieder sein Gesicht anzufassen.

Der Ältere legte seine Hände auf Namjoons Brust und hielt ihn dadurch auf Abstand, ließ seinen Kopf zwischen seine Arme fallen.

Namjoon seufzte und trat einen Schritt zurück.
„Ich verstehe.", „Es tut mir Leid, dass du nicht loslassen kannst.", meinte Jin mit ruhiger Stimme.

Ich fühlte mich so unglaublich fehl am Platz.
Namjoon schaute auf mich herab.
Ob es mir gut ging, fragte er nicht.
Ich hab alles kaputt gemacht.
Und das nur wegen einer dummen Nachricht von Hoseok. Er hat alles falsch verstanden.
Ich hab alles falsch gemacht.
In Joons Augen konnte ich Enttäuschung sehen.
Ob es wegen mir war oder Jin, wusste ich nicht.
Er sah verletzt aus.

„Du weißt, ich liebe dich immernoch?", Joon richtete seinen Blick zurück zu dem Jungen vor sich.
Dieser nickte, „Ich liebe dich aber nichtmehr, Namjoon. Du solltest es nach Drei Jahren endlich hinter dir lassen.".
Hoseoks Bruder biss sich feste auf die Unterlippe. Weint er gleich?
„Ich versuch es, Hyung.", hauchte er.
Seokjin zog ihn in eine sanfte Umarmung.
Namjoon klammerte sich fest an ihn, als würde der Ältere ihm Leben schenken.
Wahrscheinlich tat er das auch.

Stille fiel über uns.
Mein leises Schluchzen war aber trotzdem nicht zu überhören.

„Nimm Taehyung mit und bring ihn nach Hause, Namjoon.", sagte Jin und deutete zu mir.
Der Andere schenkte mir keine Aufmerksamkeit, nickte nur stumm.

„Es wär wahrscheinlich besser, wenn wir einander nichtmehr sehen.", „Hyung-.", „Ich möchte es dir nicht schwer machen.", „Die letzten Jahre ohne dich waren schwer.", „Namjoon. Ich werde nicht zurückkommen.".

Hoseoks Bruder schaute kurz hoch und nickte, „Dann ist das hier der endgültige Abschied, nehm ich an?".
Seokjin nickte, „Ja.".

Die Blicke der Zwei trafen sich; Namjoon fiel dem Älteren wieder um den Hals.

„Ich werde dich immer lieben.", sagte er.
Seine Stimme zitterte leicht bei den Worten.
Jin lößte sich von ihm und sah auf den Boden; blieb still.

Ich wusste nicht, ob ich Mitleid mit Hobis Bruder oder mit mir Selbst haben sollte.

Namjoon schaute ihn weiterhin an; prägte sich wahrscheinlich die Gesichtszüge seines Gegenübers ein.

Ohne ein weiteres Wort, drehte Joon sich auf der Stelle um und machte sich auf den Rückweg.
Nach mir schaute er nicht.

Schwach, versuchte ich mich aufzurichten; das Weinen hat mich sehr erschöpft.
Jin reichte mir seine Hand und half mir hoch.

„Wieso tust du das? Wieso bist du so nett zu mir, obwohl ich nichts Anderes gemacht habe, außer auf dich herabzusehen.", keuchte ich und wischte mir die Tränen weg.
„Manche Personen verdienen einen netten Umgang. Taehyung, du bist kein schlechter Mensch, vergiss das nicht. Ich bin mir sicher, dass dich Andere sehr schätzen. Pass auf dich auf.", meinte er so ruhig wie immer.
Ich nickte, „Es tut mir so unglaublich Leid.", „Fang nicht an dich zu entschuldigen. Folg Namjoon.", hielt Jin mich ab, weiterzureden.
„Danke.", ich lächelte schwach und atmete tief durch, bevor ich Seokjin einen letzten Blick zuwarf und Joon nach Hause folgte.

Aren't you glad to meet me? ;Taejoon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt