zehntes Kapitel: Anträge und Besprechungen

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"Mein lieber zukünftiger Ehemann, 

lieber Unbekannter, 

heute scheint ein aufregender Tag gewesen zu sein, auch wenn es mir vor der Fortsetzung schon graut. 

Das Date mit Mr. Cavendish verlief verhältnismäßig ruhig. Wenn man denn bei einem Heiratsantrag von ruhig sprechen kann.... 

Er empfang mich schon kurz vor meinem Haus, auch wenn ich hoffte, ihn diese fünf Minuten zum Restaurant nicht zu treffen. Sofort begann er zu reden und zu reden, es fand einfach kein Ende. 

Seine Hand an meinem Arm zu spüren war einfach nur abscheulich, ich weiß nicht, wieso ich diesen Mann nicht mag. Die ganze Zeit versuchte er so nett wie möglich zu wirken, freundlich zu sein, während ich mir einen gemeinen Kommentar nach dem anderen verkneifen musste. 

"Was möchten Sie essen?", er grinste leicht. 

"Lucy sagte mir, es gäbe hier sowieso nur ein Essen, also habe ich keine großartige Auswahl." 

"Lucy?", er war etwas verwundert. Glaubte er etwa auch, man könnte mit ihr nicht gut auskommen? Doch wenn ich ihm das noch an den Kopf geworfen hätte, hätte ich wohl die gesamte Bevölkerung Rose Villages gegen mich, welche alle seiner Meinung waren. 

"Mrs. Alden. Sie ist die einzige echte Lady in dieser Stadt." 

Verbissen kniff er seine Lippen zusammen, doch ich setzte zum ersten Mal an diesem Abend ein triumphierendes Lächeln auf. Das hatte er nicht erwartet. 

"Nun, da Sie schon wissen, dass es keinerlei Auswahl gibt, soll ich bestellen?" 

"Aber sicher doch! Oder denken Sie, ich habe mich nur aufgrund eines Gespräches zum Abendessen einladen lassen?", mein Lächeln wurde von Minute zu Minute breiter, als ich meine Verkniffenheit verlor und ihm alles ins Gesicht sagte, was ich dachte. Sein Lächeln schien jedoch hinter einem Ausdruck der Verwunderung und des leichten Entsetzens zu verschwinden. Ich hoffte sehr, dass er bald den Tisch verlassen würde. 

Während das Essen ankam, sah ich ununterbrochen zum Laden herüber. Würde Lucy wiederkommen? Was würde passieren, wenn nicht? Daran wollte ich nicht einmal denken. 

Mr. Alden sah mehrmals herüber, schloss jedoch schnell die Gardinen. Sobald James mich erblickte, wandte er hochmütig den Kopf ab. Er wird sich einfach niemals ändern. 

Nachdem das Essen, fast verbrannt und schon völlig unterkühlt, bei uns ankam, aßen wir schweigend bis zum Dessert. Seine andauernden Blicke bedeuteten mir, dass ich irgendwo einen Pickel haben musste, jedoch fand ich Zuhause keinen in meinem Gesicht. 

Dann, noch bevor der Dessert ankam, blickte er mir tief in die Augen und fing mit den Komplimenten an. Solch ein Gesülze habe ich noch nie gehört, aber trotz seines eingehenden Blickes muss er wohl mein Augenrollen übersehen haben. 

Während des Desserts hatte ich wenigstens mein Ruhe. Ich aß so langsam, wie ich nur konnte, auch wenn das Essen abscheulich war. Doch in der Entscheidung, wer von beiden, Essen oder Cavendish, mir weniger gefiel, gewann leider Cavendish. 

Dann, kurz vor Ende des Abendessens, sah er zu mir hoch und lächelte, als er eine kleine Schachtel aus der Tasche kramte. Um ehrlich zu sein, neugierig war ich schon ein wenig, eine kleine Halskette oder ein Diamantarmband wären auch ganz nach meinem Geschmack. 

"Wollen Sie mich heiraten, Elisabeth Relish?", kam doch trotz allem etwas unerwartet. 

Sollte ich ja sagen? Welch ein Grauen wäre dies! Sollte ich nein sagen? Wäre ich auch nicht zu unhöflich? 

So traf ich die Mitte von alldem, "Ich überlege es mir.", und lies ihn einfach alleine im Restaurant sitzen. Vielleicht kam er gerne zu spät, doch ich legte großen Wert auf Pünktlichkeit, so ging ich zu der Versammlung, welche alles nur noch mehr ins Schwanken brachte. 

Angekommen waren noch nicht einmal die Fosters dort, dessen Tochter sich vermutlich wie immer unangemessen aufführte. Still wartete ich auch meinem Platz. Sobald die drei nicht ankommen würden, konnte die Besprechung nicht beginnen. 

Nur wenige Minute hinter mir kamen Cavendish und die Fosters endlich an, wer beleidigter war, wusste ich nicht so recht. 

Immerhin, bisher habe ich mir einen Heiratsantrag immer so vorgestellt, dass der Mann, welchen man liebt, auf die Knie fällt und einen beim Mondenlicht um die Hand bitten. Nicht, dass ich von irgendjemandem, welchen ich gerade erst eine Woche lang kenne, in einem Restaurant nach einem schrecklichen Essen gefragt werde. 

Doch vielleicht sollte ich mir weniger Sorgen um den Antrag, welchen ich in jedem Fall ablehnen muss, kümmern, sondern mehr um die Abstimmung. 

Wie Mr. Foster gestimmt hat, war wohl zu erwarten. An seiner Gegenstimme hätte ich niemals gezweifelt. Mr. Alden wollte immer nur sein Gewissen beruhigen. Im Gegensatz zu seinem Sohn hat er wenigstens eins. 

Etwas überraschend waren die Dexters, obwohl Lucy diesmal keinen Weg gefunden hatte sie zu überzeugen. 

Dass Mr. Foster aber dadurch einen Wutanfall bekam, war abzusehen: "Wie könnt ihr es wagen, einfach für diese, diese Fremde zustimmen! Meine Tochter unterrichtet hier schon seit zwei Jahren, alle Kinder warne bisher glänzend. Aber diese, diese Frau zwingt die Kinder zu stundelangen Hausaufgaben, ewigen Nachsitzen und Stehen den ganzen Unterricht durch. Ich weiß nicht, wie ihr nur auf ihre Erpressungen eingehen könnt." 

Ihre Erpressungen. Manchmal hat Mr. Foster wirklich Stil. Natürlich ironisch gemeint. 

"Diesmal lag es nicht bei oder sonst jemanden anderem außer den beiden, ihre Entscheidung zu überdenken", ich frage mich wirklich, ob er auch nur annähernd verstand, was ich da sprach. 

"Leider ist es so, das meine beiden Enkelkinder in letzter Zeit mehr gelernt haben, als jemals zuvor in ihrem Leben. Und die Arbeit auf der Farm scheint sogar eine Erholung geworden zu sein", Mr. Dexters winzige Rede machte selbst mich sprachlos. So viel hätte ich niemals von meinem Talent gehalten. Mr. Foster war jedoch um einiges schockierter. 

Insgesamt standen also vier Stimmen für mich und nur eine Gegenstimme. Es war wohl das beste Ergebnis, welches ich jemals hätte erreichen können. 

Eigentlich hätte ich noch einiges zu erzählen, doch ich verschiebe es lieber auf meinen nächsten Brief, da ich im Moment sehr viel zu tun habe, bis ich aufbreche. 

Ich schreibe, sobald ich es schaffe. 

Auf ewig 

Deine 

Elisabeth" 

Elisabeth faltete den Brief zusammen packte ihn in ihre kleine Reisetasche. Sollte sie es wirklich tun? Was doch alles geschehen könnte! Nein, sie hatte keine Angst. Noch nicht.... Doch bei diesem Entschluss führte kein Weg zurück...

Manche Wege, welche wir einschlagen, sind Sackgassen, doch andere sind Hauptstraßen, auf welche wir immer wieder stoßen werden---

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