drittes Kapitel: Schwierigkeiten

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"Mein zukünftiger Ehemann, 

lieber Unbekannter,  

es scheint so, als hätte ich großes Talent, Feindschaften zu schließen, auch wenn Freundschaften nicht gerade meine Begabung sind. 

Doch bevor ich mit den neuen Ereignissen beginne, welche für großen Trubel sorgten, jedoch keiner großartigen Erklärung bedürfen, sollte ich lieber wieder mit den Ereignissen von gestern beginnen. 

Da ich immer noch nicht fertig bin, sollte ich mir entweder überlegen, mehr Zeit einzuplanen, oder einfach weniger zu schreiben. Vermutlich sollte ich aber mehr Zeit einplanen, da Du sicherlich sehr interessiert bist, was ich Dir erzähle. 

Heute morgen beendete ich meinen Brief damit, dass mich Mrs Alden fragte, was ich zu tun beabsichtige, ich jedoch nicht wusste, was ich antworten sollte. 

Also meinte ich zu ihr, dass ich vermutlich einen Spaziergang machen würde. Zu meinen großen Glück deutete sie meinen Unmut jedoch richtig und lud mich zu ihr zum Abendessen ein, ganz zum Entsetzen von Mr. Alden, welcher mich wohl nicht sonderlich mochte. Dort lernte ich auch den Rest ihrer liebreizenden Familie kennen. 

Als sie die Türe öffnete, stach mir, außer ihrem breiten Grinsen, ein Mädchen ins Auge, welches sie mir nur wenige Minuten danach vorstellte. 

Jenny Alden, ein etwa sechszehnjähriges Mädchen, ist die einzige Tochter der Familie und auch wenn eine gewisse Ähnlichkeit zu ihrer Mutter herrscht, hat sie einige schlechte Charakterzüge ihres Vaters übernommen. Am Abend trug sie ein wunderschönes rosafarbenes Kleid, welches für Dich jedoch sicherlich nicht weiter von Belang ist. 

Etwas seltsam sind nur die drei Söhne des Hauses, Henry, Matthew und James. Sie sind vollkommen unterschiedlich, doch lernte ich sie erst nach und nach kennen, mit dem verzweifelten Blick von Mr. Alden im Hintergrund. 

Der Älteste, Henry, ist der reinste Plagegeist, er redete ununterbrochen während des Essens, verlangte pausenlos nach Nachschub und gab sich niemals damit zufrieden, dass die Vorräte frei wären. Mrs. Aldens einziger Wunsch ist, ihn endlich zu verheiraten, damit sie ihn los ist. Um ehrlich zu sein, nach diesem Essen würde ich mich ebenfalls freuen, ihn nicht mehr im Hause der Aldens sehen zu müssen. 

Allerdings war er auch der einzige, welcher bei meinem Eintreffen schon am Tisch saß, zu meiner Missgunst allerdings auch schon aß, ohne sich sonderlich um den Besuch zu kümmern. 

Er arbeitet nicht, soweit ich verstanden habe, was ihm allerdings aber guttun würde, da er vollkommen verwöhnt ist. Offensichtlich war er nicht immer ein so verdorbener junger Mann, nein, erst die Tatsache, dass seine Schwester besser wurde als er, machte ihn dazu. 

Der Mittlere kam jedoch erst inmitten des Essens zu unserer kleinen Festgesellschaft , gerade als Henry lautstark von seinen Wetten prahlte, bei denen er aber das meiste Geld nur verspielte, ich mich währenddessen gesittet mit seinen Eltern unterhielt. 

Matthew, redet kaum, zeigt aber wenigstens höfliches Benehmen, außer wenn er zu spät kommt, weil er aus einer Nachbarstadt herbeigefahren kommt. Er ist längst verheiratet, kommt allerdings alle zwei Monate zu Besuch. Auf die Frage, ob er ewig so zurückgezogen sei, antwortete mir Mrs. Alden, dass er niemals viel spräche, ich weiß nicht, von wessen Seite er diese Veranlagung hat. 

Dann gibt es allerdings noch den dritten Sohn, James, der jüngste Sohn, jedoch älter als die kleine Jenny, kommt vollständig nach seinem Vater, auch wenn er etwas mehr Haar besitzt. Er ist ziemlich dünn, jedoch gut gekleidet, war aber vollkommen entsetzt, mich zu sehen. In dieser Stadt frage ich mich immer wieder, was die Leute gegen mich haben, obwohl ich Mrs. Alden doch so ähnlich bin. 

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