einundvierzigster Brief: Rache

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"Mein lieber zukünftiger Ehemann, 

Lieber Unbekannter, 

irgendwie ist alles aus dem Ruder gelaufen. Ich weiß auch nicht, wie mich Lucy zu diesem Rachefeldzug überreden konnte, aber es war auf jeden Fall keine sonderlich gute Idee. Sie wird definitiv keine Empfehlung in die höheren Kreise von mir bekommen, soll sie doch als alte Jungfer sterben. 

Lucy ist komplett wütend und will nie wieder mit mir reden! James auch, aber das ist er andauernd, also ist es wie gewöhnlich. Sie hat mir sogar verboten, ihr Geschäft zu betreten! Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich glaube, ich muss jetzt wirklich kochen lernen, wenn ich nicht zum Familienessen kommen kann. Jedes Mal, wenn ich anfange zu reden, unterbricht sie mich und beschimpft mich als elendige Verräterin. Ich bin zwar so einiges gewohnt, aber sie ... 

Lilly hingegen scheint ein wenig glücklich zu sein über alles ... Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr Vorhaben auch der Teil einer Rache sein könnte. Ihr Vater ist auch jedenfalls viel zu freundlich gewesen bei unserem Treffen heute. "Guten Tag, Miss" hat er gesagt. Normalerweise zetert er ohne Ende. Sehr seltsam ... 

Es kann einfach nicht wahr sein! Wieso kann Lucy nicht verstehen, dass James ihren guten Namen tagein tagaus in den Dreck zieht und immer das Gegenteil von dem tut, was ihm aufgetragen wurde. Er ist in dieser Familie überflüssig, wenn er sich nicht mehr Mühe gibt. Sie würde es tatsächlich noch schaffen, in die höheren Kreise zu gelangen. Mit meiner Hilfe natürlich. Aber er ... James ist hoffnungslos verloren in vorschnellen Worten, schrecklicher Kleidung und dem Verhalten eines Kleinkindes. Er ist nicht geschaffen für ein glamouröses Leben und er gibt sich nicht einmal die Mühe, in ein solches zu gelangen. An diesem Mann kann man nur verzweifeln! 

Sollte ich den Kontakt zu Lilly vollständig abbrechen? Vermutlich wäre es das beste, schließlich hat sie mich erst ins neuste Desaster hineingebracht. Doch vielleicht ist die bestehende Freundschaft ideal für eine Rache an ihrer Familie, die mir, seit ich in Rose Village bin, das Leben schwer macht. 

Mister Foster ist der wahrhaftig schrecklichste Mensch, dem ich in den letzten Jahren begegnet bin. Allein um ihm zu schaden, würde ich so gut wie alles tun, was mich nicht schadet. Da es auf Gegenseitigkeit beruht, muss ich mir keine Angst machen, dass ich damit in irgendeiner Weise unfair oder gar gemein bin. Nein, er scheut nicht davor, mich zu ärgern, und ich werde es auch nicht tun. Lilly ist bei unserem Kampf wohl nur das Mittel zum Zweck, so herzlos es auch klingen mag. Sie weiß es, und da sie nichts dagegen tut, wird sie leider immer zwischen den Fronten stehenbleiben müssen. 

Lucy darf mir einfach nicht länger böse sein ... Ich bin eine Lady Sky und ich werde bekommen, was ich will. Niemand darf meine Pläne durchkreuzen. 

Deine 

Elisabeth" 

Sie ließ den Brief auf den Tisch fallen und sah aus dem Fenster. Rache stand ihr ins Gesicht geschrieben, doch noch hatte sie keinen Plan. Sie konnte nicht auch noch Lucy einfach fortlassen. Das durfte nicht geschehen! Und solange Lillys Unschuld nicht bewiesen war, würde sie weiter das Mittel zum Kampf sein. Doch auch diese verfolgte ihr ganz eigenes Ziel ... 

Langsam aber stetig verhedderte sich Elisabeth in einem Berg aus Lügen, Geheimnissen und Hass. Ungewollt, jedoch billigte sie es. Doch von der Rache aus gibt es keinen Weg zurück --- 

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