zweiunddreißigstes Kapitel: Hochzeit?

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"Mein lieber zukünftiger Ehemann, 

Lieber Unbekannter, 

Ich weiß, es ist peinlich vor anderen Leuten zu weinen. James jedoch schien es nicht zu stören. Manchmal... manchmal scheint es wirklich, als wäre er mein Bruder. Und doch war es irgendwie anders. Wie genau, kann ich auch nicht sagen. 

Die Tränen liefen mir einfach über das Gesicht. Die Realität vermischte sich mit meinen schlimmsten Albträumen. Nichts schien real. Außer James, wie kitschig es auch klingen mag. 

Da vermutlich sowieso niemand diese Briefe in die Hand bekommt, ist es auch egal, was ich schreibe. Eine Hochzeit ist genug, selbst wenn es der abscheuliche Mister Cavendish ist. Ich weiß nicht einmal, wieso ich ihn heirate, wenn es ihn nicht interessiert, was mit mir geschieht. Jeder hier, von James über meine Klasse, ja sogar bis hin zu Mister Foster, der mich offenbar nur weiter ärgern wollte, hatte sich gefreut mich wiederzusehen. Nur nicht mein Verlobter... 

Vielleicht sollte ich nicht so schlecht von ihm denken, immerhin gibt es viele Menschen, die nicht gleich überschwänglich reagieren. Doch... Irgendetwas an ihm lässt mich zweifeln. Zweifeln, ob es wirklich die richtige Entscheidung ist ihn zu heiraten. Und doch gibt es einfach kein Zurück aus alledem. 

Cavendish ist ein seltsamer Mensch und egal wie oft ich ihn treffe, ich kann ihn nicht verstehen. Erst war er unglaublich schleimig und darauf bedacht mich zu heiraten, doch scheint ihm nur der Termin an sich wichtig zu sein. Hunderte seiner Freunde aus allen Großstädten will er einladen - doch ich darf die Karten auf keinen Fall selbst verschicken. 

Ich frage mich, was bloß in den Briefen stehen mag, die er an so viele verschickt. Reiche, einflussreiche Leute, die zu einem großen Teil mir persönlich auch eingefallen wären, hätte ich es auf Gäste aus der Elite angelegt. Und fast nur Absagen kommen zurück. 

Die Menschen hier scheinen ihn zu meiden und wäre er nicht der einzige Arzt hier, hätten sie ihm vermutlich auch einige Beleidigungen ins Gesicht geworfen. Wer sich das erlaubt, kann jedoch nur darauf hoffen, dass er nie krank wird. 

Alles in allem ist diese Hochzeit verwirrend. Nur unter Nachdruck meinerseits erhielten Lucys Mann und James die Erlaubnis zu erscheinen. Lucy selbst kann er nicht verbieten, wo sie doch alles organisiert. Doch es scheint so, als würde er niemanden sonst von meinen Gästen dulden. 

Die Spannung zwischen der Familie Alden und Cavendish ist unübersehbar. Nur mit Mühe werden böse Kommentare verkniffen und keine Schläge ausgetauscht. Sie scheinen es ihm noch mehr übelzunehmen als ich. 

Über all den Dramen schienen die Fosters unseren kleinen Zwischenfall vergessen zu haben, doch ich traue der Ruhe nicht. Wie man so schön sagt, es könnte die Stille vor dem Sturm sein. Und diesen will ich nicht erleben. 

Fast so sauer, dass ich nicht einfach verschwunden bin, ist Jennifer Alden. Sie ist einfach das liebreizendste Mädchen außer Eleonore, das ich jemals kennengelernt habe. Und sie ähnelt mir einfach so sehr, dass ich ihr nicht böse sein kann. Selbst wenn sie es beizeiten ist. 

Theodore jedoch kommt seit einiger Zeit nicht mehr in die Schule, nicht dass mich das stören würde. Vermutlich sucht er den perfekten Racheplan. Doch klüger als ich kann niemand sein. Erst recht nicht ein Junge, diese dummen Geschöpfe. 

Nun, in Rose Village scheint sich alles wieder einzurenken. Doch man muss immer auf alles gefasst sein... 

Auf Wiedersehen 

In Liebe 

Deine 

Elisabeth" 

Manchmal scheint der Sturm selbst die Stille zu sein, wenn man sich selbst der Welt abwendet--- 

Rose Village-der Duft von RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt