Trinkgelage 2

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"Mein lieber zukünftiger Ehemann, 

Lieber Unbekannter, 

ich bin wieder zuhause. Der Abend war sehr turbulent. Und James ... er hat so hübsche, hübsche, hübsche Augen. 

Die Unterhaltung mit Lucy dauerte bis in die Nacht. Es war ein, zwei oder vielleicht drei Uhr nachts, als ich nachhause kam. Naja, irgendwie war die Straße auch länger und diese idiotischen Häuser dachten wohl, sie könnten mich verprügeln. Weit gefehlt, ich habe natürlich zurückgeschlagen. 

Lucy hat wirklich lange gebraucht, um endlich eine neue Flasche zu holen. James war in der Zeit schon hochgegangen. Die Stunden bis Mitternacht sind nicht wirklich gut in meinem Gedächtnis geblieben, alles ist so verschwommen ... Ich weiß nur noch, dass ich andauernd vom Stuhl gekippt bin, als ich auf die Kaminuhr sehen wollte. Danach habe ich es einfach gelassen, dunkel war es sowieso. 

Irgendwann kam das Gespräch dann auf Lucys Familie. Besser gesagt einen aus der Familie. Besser gesagt einen ihrer Söhne. Ok, James. Sie war wirklich sauer, dass er immer noch keine Frau fand, auch wenn, jedenfalls vor meiner Aktion, er sehr viele Verehrerinnen hatte. Er war ganz offensichtlich schon immer ein Casanova gewesen, der aber jeden fortschicken konnte, bevor es ernst wurde. Nirgends ließ sich eine Frau finden, die seinen Ansprüchen genügt, und dass, obwohl sonst kein anderer Sohn den Laden übernehmen wollte. 

Eigentlich frage ich mich, wieso all die Frauen in Rose Village auf ihn versessen ist. Ich meine, er ist nicht der einzige Junggeselle hier. Natürlich, er hat wunderschöne, leuchtende, alles in sich widerspiegelnde, perfekt blaue, atembezaubernde Augen, eine grandiose Abstammung und ist egal in welcher Hinsicht wirklich wunderschön, aber sein Charakter ist schon ... nicht sehr bezaubernd. Ganz und gar nicht. 

Lucy war jedoch fest davon überzeugt, dass er eine gute Partie wäre. Schließlich habe er alle guten Eigenschaften von ihr und sein Vater käme mit ihr auch zurecht. Nur eine Führungsperson wäre nötig, und schon wäre das Charakterproblem beseitigt. Vielleicht hat sie recht, aber dennoch bin ich verlobt. Und außerdem ist Cavendish reicher als James und weiß sich in höheren Kreisen zurechtzufinden, so wenig ich ihn auch leiden mag. 

"Weißt du, dass James dich eigentlich mag?", lallte Lucy. 

"Sisser nicht. Er mag mich ganz und gar nicht. Er ist ... Er ist blöd." 

"Er mag dich so sehr", antwortete Lucy und machte mit den Händen eine so ausladende Handbewegung, dass sie vom Stuhl fiel. 

Ich ging zu ihr um ihr zu helfen. "Er hat auch so schöne Augen ... So schöne Augen ... Aber er benimmt sich komi ... klomis ... ach egal." 

"Aber hübsch ist er!" 

"Ja." 

Oben polterte etwas und ich schwankte auf die Treppe zu. James saß auf dem obersten Absatz und lachte sich schlapp. Dieser Idiot! 

"Du bist unmöglich!", schrie ich. 

"Ich weiß." 

"Abscheulich! Schlimmer geht's nicht! Eine Katastrophe!" 

"Vielen Dank, das ist doch erstrebenswert." 

Entsetzt starrte ich ihn an. Was zur Hölle hatte er da gesagt? Meinte er das ernst? 

Nach einer Minute fand ich mein Worte wieder. "Ist das dein Ernst?" 

"Nein, aber so bist du wenigstens ruhig. Es ist wirklich lustig, sich mit dir zu streiten." 

"Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!", brüllte ich ihn zusammen. Mit diesem Mann bin ich wirklich am Ende meiner Nerven! Er ist so ... unmöglich! 

"Und es ist auch wunderbar, deine Wutausbrüche zu genießen. Du bist ein gemeiner, hinterhältiger, aber dafür wahnsinnig wunderbarer Mensch." 

Sollte das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein? Ich will nicht wunderbar sein! Mehr von seinen Worten bekam ich aber nicht mit, denn danach bin ich mit einem kurzen "Tschüss" zu Lucy nachhause gelaufen. Es ist sowieso schon zu spät. 

Bis morgen. 

Deine 

Elisabeth" 

Lange noch dachte sie über James nach. Er war abscheulich, ungehobelt und brachte sie am laufenden Bande aus der Fassung. Aber seine Augen ... Sie hielt ihn für abscheulich, aber dennoch für wunderbar. 

Denn manchmal sind Gegenteile in einem Vereint, so seltsam es auch scheinen mag --- 


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