"Mein lieber zukünftiger Ehemann,
lieber Unbekannter,
in den Mooren von Rose Village, oder wie sie auch heißen mögen, scheint viel zu geschehen.
Lucy lebt. Einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung. Leider steht immer noch de Frage aus, wie wir hier herausfinden. Doch damit aufregen sollte ich sie lieber nicht, denn sie ist nervlich vollkommen am Ende. Vielleicht sollte ich am Anfang der Geschichte beginnen.
Ich lief gerade durch den Wald, schimpfte über den Dreck und all die Käfer und darüber, dass nun auch meine Schuhe verschwunden waren, als ich ein ebenso lautes, wenn auch noch verzweifelteres Gemecker vernahm. Erst wollte ich meinen Ohren nicht trauen, jedenfalls bis ich die riesigen Federn entdeckte. Hatte Lucy es also nicht nur geschafft zu überleben, sondern auch noch ihren Hut zu behalten!
Halb im Matsch steckenden und vollkommen außer sich hatte ich Lucy nie gesehen, es eigentlich auch nicht gehofft. Das ist nur die Schuld von Mr. Alden! Wieso musste er auch eine Streit anfangen? Auch wieder uninteressant. Auf jeden Fall versuchte ich, trotz meiner Freude, den Rest meiner Würde zu behalten. Wer wäre ich denn, wenn ich mein Benehmen in Anwesenheit anderer sein ließe?
Da mir also nur ein distanziertes Auftreten üblich blieb, trat ich langsam heran. Lucy zerrte an ihrem Kleid, doch es wollte sich partout nicht vom Schlamm lösen. Nach etlichen Versuchen fiel sie in den Schlamm, wobei ich vor meinem inneren Auge das hämische Gesicht James sah. Wie sehr ich ihn doch hasste! Allein um ihn zu ärgern wünschte ich mir, ich würde endlich zurückfinden.
"Sie scheinen sich verirrt zu haben", ich war verwundert, wie klar meine Stimme trotz des anstrengenden Spaziergangs war. Und trotz dass ich seit zwei Tagen nichts getrunken hatte. Sechs endlose Tage dauerte diese Reise schon an. Die Zahl des Teufels. Ich wusste doch, dass James dem Teufel ähnlich ist!
Sie blickte hoch. Anscheinend hoffte sie nach neun Tagen nicht mehr auf Rettung.
"Elisabeth Relish?", schon wieder erinnerte sie mich an meinen kleinen Namensschwindel, der eigent,lich nur ein halber Schwindel war, wozu ich aber später noch kommen werde.
Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und half ihr hoch. Kleine Tränen blinkten in ihren Augen auf.
"Sie sind hier?"
Offenbar hatte sie meine Ankunft nicht im Geringsten erwartet.
"Natürlich", ich versuchte, so normal wie nur möglich zu klingen, was mir auch gut gelang. Vorsichtig klopfte sie ihr Kleid ab, der Dreck ging jedoch nicht ab.
"Haben Sie sich auch verlaufen?"
"Nein, natürlich nicht. ich kann mich perfekt orientieren" ich wusste, wo wir waren. Nämlich in einem Moor, der keinen Ausweg zu haben schien. Also hatte ich mich nicht verlaufen.
"Und...weshalb sind sie hier?", mittlerweile hatte sie es aufgegeben ihr Kleid zu ordnen.
"Weil Sie offenbar nicht zurück finden und ich wenig Lust dazu habe, dass meine beste Freundin im Moor verloren geht."
Ihre Umarmung war dann schon etwas sentimental, was ich auf jeden Fall vermeiden wollte. Außerdem habe ich nun noch mehr Dreck auf dem Kleid. Lucy konnte sich einfach nicht beherrschen.
"Sie haben aber sicherlich noch andere Freundinnen. Sie wollten mich sicherlich nur beruhigen", zum Teil stimmte, was sie sagte, doch zu einem großen Teil stimmte es nicht.
"Bei meinem Charakter? Ich umgebe mich nicht gerne mit Bauern, wie Sie genau wissen"
Ein Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit und ich begann auch zu lächeln. Hochnäsigkeit stand mir wirklich gut, selbst wenn ich gerade niemanden ärgern konnte.
Wie es nun scheint, muss ich sie, bis wir einen Ausweg aus diesen Mooren gefunden haben, aushalten. Das könnten noch wirklich heitere Ferien werden. Sobald ich James finde, kann er sich auf sehr viel Ärger bereit machen!
Nun kommen wir wieder zu meinen Hochzeitsüberlegungen. Ich werde den Schritt wagen, wenn ich aus dieser Einöde herausfinde. Man kann nicht ewig an die große Liebe des Lebens glauben, so wie man auch nicht immer an das Glück glauben kann. Beides scheint nicht zu existieren, was ich wohl akzeptieren muss.
Auf Wiedersehen, wer auch immer Du sein magst. Vermutlich wird unsere Begegnung niemals stattfinden, geliebter zukünftiger Ehemann.
Wie wohl diese eise enden mag? Normalerweise kann ich jede Sekunde eines Tages mit meiner Handlung in voraus beschriften, doch dieses Mal werde ich mich überraschen lassen.
Auf Wiedersehen
In Liebe
Deine
Elisabeth"
Manchmal scheinen Überraschungen das Leben über Umwege in die Richtung zu lenken, in die man es haben möchte-auch wenn einem vieles noch nicht bewusst ist---
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Rose Village-der Duft von Rosen
Historical FictionLangsam hatte ich Rose Village satt. Von wegen rosiges Leben - die reinste Tortur! Streit, Hass und Eifersucht, wohin man nur blickt. Und ich im Mittelpunkt von alledem. Ich war Lady Sky, doch ließ mich wie der letzte Dorftrottel behandeln. Weshalb...