"Lieber Niemand,
es ist soweit. Nun gibt es kein Zurück mehr. Vielleicht ist es auch richtig so - Mutter wäre glücklich, Lucy ist glücklich und die Stadtbewohner hätten sich nur darüber geärgert, wenn ich einen besseren Kandidaten gefunden hätte. Und wer sonst würde mich auch heiraten? Nein, dass passt perfekt.
Der letzte Brief ist damit geschrieben, jedenfalls für die vermutlich nächsten Jahre. Was gibt es schließlich noch zu sagen? Nichts. Ich weiß nicht einmal, wieso ich diesen Brief schreibe, wo ich in wenigen Stunden sowieso alle Briefe in Flammen aufgehen lasse. Es ist hoffnungslos.
Deine
Elisabeth"
Sie faltete den Brief sorgfältig und ließ ihren Blick kurz durch die Kirche schweifen, bevor sie ihm in ihre Handtasche steckte. Cavendish war immer noch nicht gekommen, und dass, obwohl die Hochzeit in zehn Minuten stattfinden sollte. Sie saß alleine in der ersten Kirchenreihe, während sie sich immer wieder versuchte zu überzeugen, dass es das Richtige sei.
Lucy hingegen rannte den Flur auf und ab, um hier und dort etwas auszubessern. Sie ahnte nichts von dem, was Elisabeth niederschrieb. Für sie war alles in bester Ordnung, jedenfalls hoffte sie es. Auch Mister Alden hatte weder etwas von Elisabeths Zweifeln, noch etwas von Mister Fosters Plänen mitbekommen.
Zwei Straßen weiter, in der Praxis, die, wie man auf den ersten Blick denken könnte, am heutigen Tag wohl nur Alkoholkranke behandelte, saß Cavendish mit seinen Kumpanen. Beinahe hätte er diese Hochzeit vergessen, doch rechtzeitig erinnerte ihn sein bester Freund daran. Brandon Cavendish, der allerorts jedoch unter den verschiedensten Namen bekannt war, war nicht gerade der Umgang, den sich ein feiner Mensch wünschen konnte. Trickbetrüger, Fälscher, Säufer und vieles mehr beschrieb ihn treffend. Bradley und Brandon Cavendish, zwei Brüder, die sich in vielem doch so ähnlich waren. Der eine ein Kleinganove, in vielen Staaten von Amerika gesucht und der andere ein Arzt, wie er sich so gerne nannte. Mit einem Studium, dass er nach fünf Semestern abbrechen musste, weil er auf unbestechliche Prüfer traf und einigen Schummeleien, durch die er nach Rose Village gekommen war, zeigte er auch nicht gerade einen rühmlichen Lebensweg auf. Doch nun war für ihn die große Chance gekommen; eine reiche Frau, die der Hochzeit zugestimmt hatte. Nur noch so wenig Zeit, bis er sich seinen Traum erfüllen und Millionär werden konnte. Zwei oder drei Woche würde er es schon mit ihr aushalten, bis er sich wieder scheiden ließe, dachte er sich.
Auf der Farm, einige Meilen nach Nordwesten, brütete währenddessen Mister Foster über seinem nächsten Plan. Sein Haus stand mittlerweile wieder und so schlimm, wie die Schäden wirkten, waren sie nicht gewesen. Theodor ging gerade spazieren und Misses Foster nähte. Er jedoch arbeitete daran, diejenige, die er für sein Unglück in letzter Zeit verantwortlich machte, zu verscheuchen. Aus einem kleinen Streit zweier Menschen, deren Stolz unendlich groß war, war ein Hass entstanden, der seinesgleichen in Rose Village so schnell nicht finden konnte. Besonders Mister Foster war nicht gewillt aufzugeben, zu sehr hatte ihn alles gekränkt.
Mittlerweile war Cavendish in der Kirche angekommen. Sturzbetrunken und auffällig laut torkelte er durch den Eingang und setzte sich neben seinen Bruder. Offensichtlich hatte er nicht mitbekommen, dass er schon viel zu spät war und alle nur auf ihn gewartet hatten. Dennoch fing er an, in voller Lautstärke mit seinen Freunden zu reden.
"Das ist wirklich bescheuert", lallte Cavendish, " Sie ist wirklich bescheuert. Hoffen wir nur, dass ich sie so schnell los nun, wie ich sie gefunden habe."
Langsam verstummten sämtliche andere Gespräche, doch Cavendish bekam es nicht mit. "Sie ist so furchtbar reich und dennoch ist sie unausstehlich. Ein hässliches und stures Weibsstück. Und auch furchtbar dumm. Sie kann nicht kochen, nicht putzen und benimmt sich, als wäre sie ein Mann. Und noch dazu ein Geizhals. Aber zum Glück hat sie mich gefunden, sonst würde sie noch mit hundert Jahren herumirren und keinen Mann abbekommen. Da hilft auch ihr riesiges Vermögen nicht. So ein schreckliches Vieh ist mir selten über den weg gelaufen, aber wenn der Geldbeutel passt, kann man schon alles ertragen." Nun hatte er bemerkt, dass es still geworden war und hörte auf zu reden. Alle Blicke hafteten an ihm und niemand sonst brachte ein Wort über die Lippen.
Denn manche Worte bedeuten mehr, als sie eigentlich sagen---
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Rose Village-der Duft von Rosen
Ficción históricaLangsam hatte ich Rose Village satt. Von wegen rosiges Leben - die reinste Tortur! Streit, Hass und Eifersucht, wohin man nur blickt. Und ich im Mittelpunkt von alledem. Ich war Lady Sky, doch ließ mich wie der letzte Dorftrottel behandeln. Weshalb...