"Mein lieber zukünftiger Ehemann,
Lieber Unbekannter,
Heute war meine Verlobung. Cavendish scheint begeistert zu sein, während man meine Stimmung sicherlich noch an meinen Zeilen erkennen kann.
Die Hochzeit findet nächsten Monat, Anfang September, statt. Was könnte man sonst noch dazu sagen? Der Verlobungsring ist eigentlich ganz hübsch, wenn ich auch lieber einen mit Diamant hätte. Und jeder im Dorf hat mehr über diese Veranstaltung zu reden als ich. Ich meine, jede Frau muss eines Tages heiraten? Das heißt aber nicht, dass sich jede darauf freut.
Lucy scheint schon alles zu organisieren, ein Ballkleid, die Feier, den Priester und eben alles, was dazugehört. Wenigstens kann ich dann mit einer vornehmen Feier rechnen, wenn auch ich wahrscheinlich einen großen Teil besteuern muss, da Cavendish den Sinn von goldenem Besteck und einer achtstöckigen Hochzeitstorte nicht versteht.
"Ich freue mich sehr", das meinte er zu mir, als ich ihm nüchtern meinen Entschluss vorstellte. Dabei sah er weniger begeistert aus, als während wir den Termin feststellten. Vielleicht sieht er mich auch nur als gute Investition, da mit meinem Ja-Wort mein gesamtes Vermögen auf ihn überschrieben wird. Allerdings sollte dem nicht so sein, da niemand hier weiß, wer ich wirklich bin.
"Mich ebenfalls", mich freute es nicht im Geringsten. Mit etwas Glück würde ich mich aber noch in ihn verlieben. Hoffentlich.
Damit war unser Gespräch beendet und er begann wieder zu lächeln, was er zuvor wohl vergessen hatte. Es war irgendetwas falsch an ihm, doch ich wusste nicht genau, wieso. Vielleicht war es sein Gesichtsausdruck für eine Sekunde, der mich triumphierend und gemein anblickte, auch wenn er sonst nur zu freundlich war.
Lucy hingegen war übermäßig erfreut, dass ich heirate. Es wird wohl die teuerste Hochzeit, die Rose Village jemals gesehen hatte. Es scheint so, als wäre es eine größere Freude für sie als für mich. Also werde ich wohl nicht absagen können.
"Er ist zwar ein grauenhafter Kerl, wie er immer redet und sich benimmt, allerdings wird es die beste Hochzeit im ganzen Land werden."
Wahre Worte. Ich hoffte es genauso sehr wie sie, doch nach ihrer Freude brachte ich es nicht mehr übers Herz ihr zu erzählen, dass ich nur einen einfachen Entschluss und kein freudige Entscheidung getroffen hatte.
Sollte ich mich freuen? Vermutlich. Doch mir selbst etwas vorzulügen schaffe ich nicht. So weit kann selbst ich nicht gehen, wie James meinte.
James. Ich weiß nicht, wieso er so wütend über meinen Entschluss war. Dabei dachte ich, wir hätten uns vertragen.
"Sie wollen diesen Wahnsinnigen wirklich heiraten? Diesen Dummkopf? Sind Sie wahnsinnig geworden?"
Ich kann seine Reaktion nicht nachvollziehen.
"Ich bin weder wahnsinnig geworden, noch ist er es. Jeder muss eines Tages heiraten."
Es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder gefasst hatte. Seine Augen loderten voller Zorn. Was interessiert ihn nur meine Hochzeit? So unhöflich wie er ist, gönnt er mir es vermutlich nur nicht.
"Denken Sie nur daran, dass Sie damit auch sich selbst belügen. Ich sah Sie beide, und ich weiß, es ist eine Lüge, dass Sie sich diese Hochzeit wünschen", herausfordernd blickte er mich an, doch ich schwieg. Er hatte recht. Er hatte vollkommen recht. Und doch wirkte er enttäuscht, dass ich einfach schwieg. Er wirkte nicht stolz über seinen Sieg.
Mit einem letzten Blick in meine Augen drehte er sich um und verschwand im Laden, kurz bevor Lucy kam und überschwänglich ihre Pläne präsentierte.
Viele liebe Grüße
In ewiger Liebe
Deine verwirrte
Elisabeth"
Die einzige Antwort auf manche Fragen ist näher, als die Frage es je war---
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Rose Village-der Duft von Rosen
Historical FictionLangsam hatte ich Rose Village satt. Von wegen rosiges Leben - die reinste Tortur! Streit, Hass und Eifersucht, wohin man nur blickt. Und ich im Mittelpunkt von alledem. Ich war Lady Sky, doch ließ mich wie der letzte Dorftrottel behandeln. Weshalb...