Teil 15

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Julian Pov.
»Danke, dass du dich so um mich kümmerst«, nuschelt er müde und ich setze mich zu ihm aufs Bett. Mit aller Kraft zwinge ich mich zu einem Lächeln.
»Das ist doch selbstverständlich. Ich kann dich doch nicht einfach alleine lassen, wenn es dir so schlecht geht.«  Allein diese Worte nur auszusprechen kostet mich unglaublich viel Überwindung.
Schweigend lege ich mich neben ihn und sehe ihn von der Seite an.

Du Arschloch hast dich nie für mich interessiert. Dir war es egal, wie es mir ging, wie ich mich gefühlt habe.  Du bist der Teufel in Person und glaub mir, ich würde dir das so gerne ins Gesicht sagen.  Ich will, dass du weißt wie sehr du mich zerstört hast. Wie sehr du mich kaputt gemacht hast, bis ich nur noch eine leblose Puppe war.  Du hast mir meine Seele gestohlen, sie in einen Käfig gesperrt und nie wieder heraugeholt.  Wie gerne würde ich dir all die Schmerzen bereiten, die ich wegen dir spüren musste, aber ich kann nicht.  Ich bringe es einfach nicht fertig.  Denn auch, wenn eine Hälfte meines Herzens nach Rache und Vergeltung trachtet, will die andere doch nur, dass du glücklich bist und all das bekommst, was dein Herz begehrt.  Ich habe und werde nie vergessen, wie sehr sich mein Herz nach dir sehnt.

Mit diesem Gedanken sinke ich in einen unruhigen Schlaf.

Seine Lunge brennt und verlangt verzweifelt nach mehr Sauerstoff und seine Beine schmerzen vom vielen Laufen, doch er zwingt seinen Körper weiter, bis er die Tür zu den Mädchentoiletten erreicht und sich in einer leeren Kabine einschließt, wo er seinen Tränen freien Lauf lässt.
Schluchzend krümmt er sich zusammen und seine Sicht verschwimmt wegen all den salzigen Tränen.
Ein gellender Schrei hallt durch den Raum und er fragt sich, wer da so schreit, als würde er qualvoll abgestochen werden, bis ihm klar wird, dass er selbst das ist.
Er schreit all seinen Schmerz hinaus und es ist ihm egal, ob ihn jemand hört.
»Ich hasse dich«, schluchzt er schließlich und zieht den Ärmel seines Pullovers nach oben.  Mit der Zeit hat er gelernt, dass man keine Rasierklinge braucht, um sich zu verletzten.  Wie ein komplett Irrer beginnt er mit den Fingernägeln seine Haut aufzukratzen.
Du bist schuld. Du bist schuld. Du bist schuld, schießt der gleiche Gedanke immer wieder durch seinen Kopf.  Warum tut er mir so weh?, fragt er sich. Warum ist es ihm so egal?
»J-Julian?«, wispert eine zarte Stimme zaghaft und er bricht sein Tun ab.
»Machst du mir auf?«  Hastig wischt er sich über die Augen und öffnet die Tür zur Kabine.  Das Mädchen sieht ihn tieftraurig an und versucht ein Lächeln, doch es schafft es nicht.
»I-ich dachte m-mir schon, dass wir das brauchen«, sagt sie und hebt leicht die Hand, in der sie einen schneeweißen Verband und eine Wundsalbe hält.
Schnell tritt sie ein und schließt hinter sich ab, bevor sie mit zitternden Händen nach seinem Arm greift und beginnt ihn zu verarzten.
Seit er sich das erste Mal verletzt hat, hat sie immer ein kleines erste Hilfe Set in ihrem Schulranzen.
Sie ist vorbereitet, wann immer er den Verstand verliert.
»Was hat er diesmal getan?«, fragt sie leise und erneut steigen ihm Tränen in die Augen.
»Ich habe ihm nur hallo gesagt und dann h-hat er gemeint, er bringt meine Katze um, wenn ich ihn noch einmal anspreche«, wimmert er und sie sieht traurig zu ihm hoch.
»Mach dir keine Sorgen, Julian. Das würde zu weit gehen. Das würde er nicht tun.«
»D-du kennst ihn nicht.«
»Ich weiß...«  Als sie fertig mit seinem Arm ist, umarmt sie ihn fest und er beginnt in ihren Armen bitterlich zu weinen.
»E-es t-tut mir so l-leid, C-Clara«, schluchzt er und vergräbt seinen Kopf in ihrer Halsbeuge.
»Muss es nicht. Ich bin immer für dich da.«
»V-versprochen?«
»Versprochen, Julian.«
Sie zu haben rettete ihn jeden Tag aufs Neue. Und auch wenn sie viele schreckliche Dinge sehen musste, weil sie seine beste Freundin war, sagte sie immer, es wäre okay.  Die beiden waren 14 Jahre alt.  Aber die sorgenfreie Kindheit hatten sie schon lange hinter sich gebracht.

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Meinung?

(697 Wörter)

Taken | Bravertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt