Teil 50

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Julian Pov.

Es ist Sonntagmorgen und ich habe seit einigen Tagen nichts mehr von Kai gehört, als mich das Geräusch meiner Türklingel aus dem Schlaf reißt.  Völlig verschlafen und halbnackt trotte ich zur Tür und öffne dem freundlich zu mir hochlächelnden Postboten.

»Guten Tag! Ich habe hier ein Paket für Sie.«

»Ich habe aber nichts bestellt.«  Er zuckt die Schultern und hält mir ein Klemmbrett und einen Stift hin.

»Einmal unterschreiben bitte.«

»Gibt es dafür nicht solche komischen Geräte?«, frage ich, während ich meine Unterschrift auf das Blatt setze.

»Schon ja, aber wir haben die nicht. Hier bitte sehr.«  Er überreicht mir ein recht kleines Paket und verabschiedet sich lächelnd von mir, bevor er zurück zu seinem Auto geht und ich die Tür wieder schließe.  Neugierig setze ich mich im Wohnzimmer auf die Couch und öffne das Päckchen vorsichtig.  Das Erste, das mir ins Auge sticht ist eine Packung Oreos.  Nun vollends verwirrt nehme ich sie heraus und lese den kleinen Zettel, der darauf klebt.

Du hast gesagt, du magst Oreos mehr als Schokolade, nicht?

Erst da wird mir klar, dass das hier von Kai sein muss.  Warum zum Geier schickt er mir ein Paket? Ich muss unwillkürlich schlucken, als ich den Brief nehme, der wohl unter den Keksen gelegen hat.  Mein Herz pocht heftig, als ich ihn auffalte und meine Finger beginnen ungewollt zu zittern.

Hey Julian,
Ich nehme an, wenn du das hier liest, hat der Postbote das Paket nicht irgendwo in den Fluss geworfen (meine Witze waren auch schon einmal besser). Ich möchte dich einfach bitten, das hier bis zum Ende zu lesen und mir einen kleinen Teil, deiner wertvollen Zeit zu schenken. Wir wissen beide, ich bin der wohl größte Idiot der auf dieser Erde lebt. Ich liebe dich so sehr und ich weiß, ich habe es schon so oft gesagt, aber es tut mir leid. Es tut mir alles so leid. Seitdem wir uns näher gekommen sind war da dieses Gefühl, das ich anfangs noch nicht recht beschreiben konnte, doch jetzt weiß ich, ich habe damals begonnen mich in dich zu verlieben. Du hast mir mein Herz gestohlen und ich will und kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es mich zerissen hat, bei dir sein zu wollen und Sophia nicht einfach aus meinem Leben streichen zu können. Ich habe eine Vergangenheit mit ihr und viele schöne Momente, das wollte ich nicht wegwerfen. Hätte ich es doch nur getan. Im Nachhinein würde ich mich gerne selbst dafür hängen, dass ich so ein Arschloch und Feigling war. Ich habe mit deinen Gefühlen gespielt, als wäre es nichts Wertvolles, dabei bist du in meinen Augen das Wertvollste, das diese Welt besitzt.

Ich merke nicht einmal, dass ich zu weinen begonnen habe, bis eine Träne auf das weiße Papier mit der dunkelblauen Schrift tropft und ihr noch viele weitere folgen.

Du weißt gar nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich erfahren habe, dass du im Krankenhaus liegst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als mir gesagt wurde, dass du dich umbringen wolltest. Wegen mir. Wegen meinen Fehlern. Weil ich dich nicht so behandelt habe, wie du es verdienst. Das habe ich nie. Aber das will ich ändern, glaub mir. Du bist die Liebe meines Lebens, Julian. Ich würde alles für dich opfern und es tut mir so leid, dass ich das erst jetzt erkannt habe. Du bist alles, was ich brauche um glücklich zu sein. Und selbst wenn du dich nicht für mich entscheidest, wirst du immer in meinem Herzen sein und es wird niemals jemanden für mich geben, außer dich.
Ich liebe dich. Du bist nicht die zweite Wahl. Nicht für mich.
Kai

Taken | Bravertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt