Teil 24

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Kai Pov.

Nach zwei Anläufen stehe ich vor der Tür zu Julian's kleinem Thronsaal und atme tief durch, bevor ich zögernd die Türklinke hinunterdrücke und den Raum betrete.

Julian sitzt auf seinem Sessel und sieht überrascht auf, als ich hereinkomme.

»Für deine Hochzeitsplanung bist du schon zu spät«, bemerkt er und legt den silbernen Kugelschreiber weg, mit dem er eben noch etwas auf ein Blatt Papier gezeichnet hat.

»Ich scheiße gerade auf die Hochzeit«, erwidere ich und schließe die Tür.  Der Blondschopf hebt ungläubig eine Augenbraue.

»Hör zu Julii ich...«

»Was?«, fragt Angesprochener und ich mache einen Schritt auf ihn zu.

»Uhm... eigentlich weiß ich gar nich äh... was ich sagn wollte.« Julian schüttelt leicht lächelnd den Kopf und streicht sich einzelne Strähne hinters Ohr, bevor er mit dem zeichen fortfährt.

»Was zeichnscht du?«, frage ich neugierig und stolpere zu ihm hinüber.

»Dich«, lautet seine schlichte Antwort und ein Blick auf das Papier vor ihm zeigt mir ein wirklich detailgetreues Abbild meinerseits.  Als ich schließlich neben ihm stehe und mich auf den Tisch stütze, um nicht umzukippen, legt er plötzlich völlig unerwartet seine Hände auf meine Lenden und zieht mich auf seinen Schoß.  Überrascht sehe ich zu ihm hoch und merke mit rasendem Herz, dass unsere Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt sind.

»Tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war, als du dich aufrichtig bei mir entschuldigen wolltest. Ich weiß, du hast es ernst gemeint«, murmelt er und ich bringe nur ein Nicken zustande.  So zart, als wäre meine Haut empfindlich wie ein Schmetterlingsflügel, streicht er mit seinen Fingerspitzen über meine Wange und zieht mich ein Stück zu sich, um mir einen sanften Kuss auf die Stirn zu drücken.

»Juli?«, nuschle ich und lehne meinen Kopf gegen seine starke Brust.  »Hm?«, macht er und fährt mir durch die Haare.

»Denkst du Sophia ist die Richtige?«  Ich frage mich selbst, woher diese Frage plötzlich kommt, aber eigentlich spreche ich immer wenn ich betrunken bin, über Dinge, die ich sonst lieber vermeiden würde.

»Sonst hättest du ihr nicht den Antrag gemacht, nehme ich an«, sagt er und legt sein Kinn auf meinen Kopf.

»Mag sein«, flüstere ich und genieße seine Nähe mehr, als ich sollte.

»Du... bist doch schwul, oder?«

»Ja, wieso?«

»Isch man schwul, wenn man den Gedanken an Sex mit einem Mann... naja, erregend findet?«  Julian lacht leise und zieht mich enger an sich.

»Daran mit einem Mann zu schlafen, hat doch jeder Typ schon einmal gedacht. Und nur, weil du es gerne einmal tun würdest und du die Vorstellung aufregend findest, heißt das nicht, dass du homosexuell bist.«

»Und wie finde isch 'raus, ob ich Männer nich vielleicht doch anziehender finde, als isch bis jetzt dachte?«

Ich fühle mich wie bei einer Teerunde, bei der Frauen über ihre Gefühle quatschen, doch im Augenblick ist es mir kein Bisschen peinlich.

»Keine Ahnung, such dir einen Mann und schlaf mit ihm, um zu sehen, ob es dir wirklich gefällt. Allerdings würde ich dir eher davon abraten, denn wenn deine Verlobte erfährt, dass du fremdgegangen bist, geht das vermutlich nicht gut aus.«

»Und wenn isch es trotzdem tun will?«

»Was ist dann?«, fragt er verwirrt.

»Kannst du dann der Mann sein?«, murmle ich leise und blicke schüchtern zu ihm hoch.  Einen Moment sieht mich Julian nur perplex an und mir wird unwohl.

»Wenn du das auch noch sagst, wenn du stocknüchtern bist, vielleicht«, haucht er schließlich und lächelt leicht.

»Gut, dann schlafe isch heut bei dir und morgen bin isch nich mehr benebelt wie sonst was und dann reden wir noch mal«, beschließe ich einfach, ohne ihn nach seiner Meinung zu fragen.

»Vielleicht habe ich aber gar keine Zeit für dich«, entgegnet er belustigt und drückt seinen warmen Körper gegen meinen.

»Dann musst du dir eben Zeit nehmen.«

x

Was haltet ihr von Kai's Vorhaben? °-°

Taken | Bravertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt