Teil 41

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Kai Pov.

Als Sophia mir mitteilt, dass Alina sie angerufen hat, weil unser anstehender Termin für die Hochzeitsplanung ins Wasser fällt, frage ich natürlich sofort nach dem Grund.  Ich weiß nicht, ob es besser gewesen wäre, nicht zu fragen, oder es gut war, weil ich es nun weiß. Doch zu erfahren, dass Julian im Krankenhaus liegt, zerbricht mein Herz in tausende kleine Teile.

Sophia wusste selbst nicht genau was passiert ist, doch das ist egal, denn spätestens im Krankenhaus wird mich ein Arzt aufklären müssen.

Ich konnte Sophia nicht davon abhalten mitzukommen, da sie sich riesige Sorgen macht, und so stehe ich nun mit ihr und einem Oberarzt vor Julian's Zimmer.

»Er hat an die dreißig Schlaftabletten geschluckt, es war ein klarer Selbstmordversuch. Gott sei Dank war sein bester Freund, ein gewisser Marco Reus, zu Hause und hat einfach die Tür eingetreten, den Notarzt gerufen und Herrn Brandt dazu gebracht einen Teil der Tabletten wieder hochzuwürgen. Wir haben ihm den Magen ausgepumpt und ihm Beruhigungsmittel gegeben. Er sollte jetzt schlafen, Sie können aber trotzdem zu ihm hinein. Wecken Sie ihn nur nicht unnötig auf.«

Der Arzt lässt uns alleine, doch bevor wir Julian's Zimmer betreten können, biegt Marco um die Ecke und steuert zielstrebig und mit vor Wut dunklen Augen auf uns zu.

»Du verdammter Bastard«, schreit er mich an und eine Krankenschwester sieht ihn überrascht an, als er mich am Kragen packt und gegen die nächste Wand drückt.

»Du mieses Arschloch! Ist es dir das wert? Dass er sich umbringen will!« Sophia steht wie ein angeschossenes Reh neben uns und starrt Marco mit großen Augen an.

»Marco, bitte, lass uns anders darüber reden nicht-«

»Nicht vor Sophia?«, fragt er spöttisch lachend.

»Weißt du wie egal es mir ist? Es ist schon lange überfällig, dass sie es erfährt, findest du nicht?«

»Bitte nicht, ich-«

»Ach halt doch deinen Mund!«

»Junger Mann, bitte beruhigen Sie sich wieder, sonst muss ich Sie bitten das Gebäude zu verlassen«, schaltet sich die Krankenschwester ein und Marco lacht so gehässig, dass es schon filmreif ist.

»Sehen Sie, wie ruhig ich bin?«, fragt er und lässt seine Faust in mein Gesicht krachen.  Ein stechender Schmerz schießt durch meinen Körper und dickflüssiges Blut rinnt über meine Wange.

»Sehen Sie verdammt nochmal wie ruhig ich bin!?«, schreit Marco völlig versunken im Rausch seines Zorns und schlägt mich noch einmal.  Sophia neben uns kreischt erschrocken auf und versucht dazuwischen zu gehen, doch Marco lässt sie nicht.

»Lass Kai in Ruhe«, fleht sie und zerrt panisch an Marco's Arm.

»Würdest du das auch noch sagen, wenn du wüsstest, was er getan hat? Würdest du dann nicht lieber wollen, dass ich ihn zusammenschlage bis er sich nicht mehr bewegen kann.«  Sie sieht mich mit Tränen in den Augen an und versucht in meinem Gesicht eine Antwort darauf zu finden, was Marco die ganze Zeit meint.

»Bitte lassen Sie den armen Mann in Ruhe, sonst muss ich die Polizei rufen!«, meldet sich die Krankenschwester wieder zu Wort und starrt Marco geschockt an, doch er beachtet sie gar nicht.

»Na, Kai, willst du Sophia nicht sagen, warum Julian sich das Leben nehmen wollte?« Marco's Stimme ist schneidend und er sieht mich mit hasserfülltem Blick an.

»Soph, ich-«

»Versuch ja nicht, dich rauszureden«, warnt er mit gefährlich leiser Stimme.

»Aber wie willst du das auch? Wie willst du es schön reden, dass du mit Julian gefickt hast?«

»Was?«, fragt Sophia ungläubig mit zitternder Stimme und wird leichenblass.

»Du hast schon richtig gehört. Dein guter Verlobter hat sich mit eurem Hochzeitsplaner vergnügt, mit seinen Gefühlen gespielt und ihn bis zu einem Selbstmordversuch getrieben!«, zischt Marco und sie tritt einen Schritt zurück.

»Kai? Stimmt das?« Ihre Stimme bricht beinahe und in ihren Augen stehen Tränen, die zu fließen drohen.

»Sophia-«, setze ich an, doch sie bringt mich mit einem Schluchzen zum Schweigen.  Ohne ein weiteres Wort lässt sie die Pralinen, die sie Julian extra mitgebracht hat, auf den Boden fallen und maschiert mit unsicheren Schritten davon.

»Soph!«, rufe ich ihr hinterher, doch sie dreht sich nicht noch einmal um. Marco vor mir lässt mich los und grinst schadenfroh.

»Ups, das ist mir wohl einfach rausgerutscht«, lacht er und macht sich nun selbst vom Acker.  »Soll ich Ihre Wunde am Wangenknochen ansehen?«, bietet die Krankenschwester an, die gerade noch wie paralysiert dagestanden hat.  Langsam schüttle ich den Kopf und hebe die Schachtel Pralinen auf.  Zitternd atme ich tief durch, wische mir das Blutrinnsal vom Gesicht und betrete schnell Julian's Zimmer, bevor diese Krankenschwester noch etwas sagen kann.  Doch entgegen meiner Erwartungen schläft Julian nicht.  Er sitzt im Schneidersitz am Bett und sieht mich mit leerem Blick an.  Ein Schauer läuft über meinen Rücken, als er mit seltsam hohler Stimme zu sprechen beginnt.

»Hallo, Kai.«

Taken | Bravertz FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt