Kai POV.
Von Julian vor die Tür gesetzt zu werden fühlt sich ziemlich beschissen an. Eine Zeit lang stehe ich einfach vor seiner Tür und starre sie an, in der albernen Hoffnung, sie würde sich noch einmal öffnen, um mich hineinzulassen, doch natürlich geschieht nichts dergleichen. Deprimiert trete ich den Heimweg an und als es auch noch anfängt zu regnen und ich genervt feststellen muss, dass ich so klug war ohne Jacke das Haus zu verlassen, frage ich mich, ob der Tag, beziehungsweise diese Nacht, eigentlich noch schlimmer werden kann. Doch als ich bis auf die Haut durchgenässt zu Hause ankomme und ein fremder, protziger Wagen in der Einfahrt steht, erübrigt sich diese Frage. Beim Betreten des Hauses fällt mein Blick auf die auf Hochglanz polierten, schwarzen Schuhe und den Mantel neben der Eingangstür und meine Vermutung bestätigt sich. Ich höre Stimmen aus der Küche und Sophias Gekicher, das von einem tiefen Lachen begleitet wird. Ohne noch einmal darüber nachzudenken gehe ich festen Schrittes durchs Wohnzimmer und zu ihnen. Sophia starrt mich entsetzt an, als ich vor dem Kühlschrank stehen bleibe und mir eine Cola herausnehme. Der Mann neben ihr wirkt um einiges ruhiger, doch er verzieht leicht das Gesicht, als er mich sieht.
»Ich dachte, du wärst heute bei Julian«, sagt Sophia vorsichtig und ich öffne die Flasche, um einen Schluck zu nehmen. Die kalte, prickelnde Flüssigkeit rinnt meine Kehle hinunter und ich zupfe angeekelt an meiner nassen Kleidung herum.
»Ja, das dachte ich auch«, gebe ich stumpf zurück und zucke die Schultern. Nicht darum bemüht, es unauffällig zu tun, mustere ich diesen Mason, der Gott sei Dank nicht mein bester Freund ist. Es tut weh, das zuzugeben, doch er sieht um einiges besser aus, als ich. Seine braunen Haare sitzen perfekt, seine dunkelbraunen Augen strahlen Wärme und Freundlichkeit aus. Sein Gesicht hat keine wirklichen Makel aufzuweisen und seinen guten Körperbau kann man ziemlich genau erahnen. Kurzum, er sieht perfekt aus und wenn auch noch sein Charakter stimmt, dann ist er wohl ein Halbgott oder Ähnliches. Allerdings ist Julian ein Gott und von daher steht Mason eine ziemlich große Stufe unter meinem Blondschopf.
»Du bist der Schwuchtelfreund, der mit dem Hochzeitsplaner fremdgevögelt hat?« Oh. Naja, vielleicht kein ganz so toller Charakter. Homophobie. Punkteabzug.
»Genau der«, antworte ich mit einem breiten Grinsen, was ihn zu irritieren scheint.
»Aber du scheinst mehr die Sorte Affärenschlappschwanz zu sein. Was ist heute für ein Tag? Naja, auch egal. Darf ich dir was anbieten? Heute gibt es zum Beispiel dieses Exemplar zum direkt einpacken und mitnehmen.« Ich mache eine Handbewegung Richtung Sophia und lächle die beiden an.
»Lass den Scheiß«, knurrt der Affärenschlappschwanz, den ich aus ersichtlichen Gründen nicht unbedingt Mason nennen will. Das führt in meinem Kopf zu Bildern, die sehr verstörend sind.
»Ach komm schon, ich dachte, du hättest Interesse. Wir verschicken die Ware auch per Post. Du bist Neukunde, oder? Wenn du willst bekommst du einen kleinen Bonus von...« Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und nehme schließlich einen Kochlöffel aus einer Schublade.
»Einem Holzlöffel. Das ist wirklich hochwertiges Material. Eichenholz. Ein Kern aus Einhornhaar... nein warte, das war Harry Potter. Egal, du bekommst ihn auf jeden Fall dazu. Soll ich ihn signieren?« Er sieht ehrlich so aus, als würde er mich gerne einweisen lassen. Sophia ist da nicht besser. Ich mache ein enttäuschtes Gesicht und lege den Kochlöffel auf den Küchentisch.
»Na, dann eben nicht. Ich gehe schlafen. Und zwar in meinem Bett, also falls der Loverboy auch vorhat hier zu bleiben kann er ruhig am Fußboden schlafen, weil meine Couch rührt er nicht an. Darauf hat Julian schon gesessen. Das ist heiliger Boden. Oder Stoff, wie man es nimmt.« Und damit lasse ich sie mit verdutzten Gesichtern stehen
DU LIEST GERADE
Taken | Bravertz FF
FanfictionKai hat fast alles, was er sich je erträumt hat. Er ist glücklich verlobt mit seiner zukünftigen Ehefrau Sophia, liebt seinen Job und hat die besten Freunde, die man sich nur wünschen kann. Wer hätte schon gedacht, dass der Hochzeitsplaner Julian ih...