7| »Alltag oder Glück?«

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„Aislynn, was ist mit deinem Führerschein? Wir haben voll darauf vergessen! Oh mein Gott, du wirst, wenn du wieder nach Hause kommst, allen deinen Freunden hinterher hinken, schließlich machend die bereits ihren Führerschein. Wie haben wir das nur vergessen können?", sagt mein Vater besorgt und schafft es, gleichzeitig aufgebracht zu klingen. 

Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen, denn ich bin natürlich gleich wieder vom Schlimmsten ausgegangen. Insgeheim wundere ich mich allerdings, warum er so ein großes Drama daraus macht. Hier auf Hawaii darf ich nämlich nur mit einer bestimmten Lizenz fahren, welche ich mit siebzehn und dazu noch als Ausländerin nicht bekomme. Außerdem, von welchen Freunden hat er gerade gesprochen? Nicht, dass ich in Irland keine hätte, aber die interessiert es so gar nicht, ob ich nun legal mit dem Auto fahren darf oder nicht, schließlich bin ich ja schon das eine oder andere Mal über kleine Feldwege gebrettet. 

Na ja, das sollte man mir auf keinen Fall nachmachen. Mir ist zwar bis jetzt noch nichts passiert, aber ein paar von uns haben deshalb schon mal großen Ärger bekommen. Ein Räuspern reißt mich aus meinem Gedankenpalast und ich realisiere, dass mein Papa immer noch auf eine Antwort meinerseits wartet. 

„Das ist doch nicht so schlimm, ich brauche ihn momentan doch eh nicht!". Wir reden noch über meinen ersten Schultag und wie die Infrastuktur ist, doch zwanzig Minuten später kann ich endlich guten Gewissens auf den roten Hörer drücken. Gerade rechtzeitig, denn Mariah ruft, dass die Pizza und der Pudding fertig seien. 

Voller Vorfreude mache ich mich auf den Weg ins Esszimmer und setze mich erwartungsvoll an den Tisch. Mariah bringt als erstes ihre und Petes Pizza, danach Pudding für mich und Luke. Ich schlage mir so richtig den Bauch voll und als meine Schüssel leer ist, hole ich mir sogar noch Nachschub. Luke schüttelt deswegen nur grinsend den Kopf und tut es mir fünf Minuten später gleich. Jetzt bin wohl ich mit dem Grinsen an der Reihe, mit welchem ich natürlich wieder übertreibe, woraufhin er mich durchkitzelt. Der gemeinsame Abend endet schließlich zwei Stunden später und ich gehe hoch in mein Zimmer. Eigentlich habe ich nur noch ein paar Seiten lesen wollen, daraus wird allerdings ein ganzes Buch. Um vier Uhr nachts habe ich es endlich fertig gelesen und falle in einen wohlverdienten Schlaf. 

Am nächsten Morgen wache ich durch meinen Wecker auf und fühle mich wie gerädert. Ich verwünsche meine Leselust, denn dieser verdanke ich schließlich meinen Zustand. Obwohl ich gerne ein wenig herumtrödeln würde, wäre es besser, wenn ich das  ausnahmsweise nicht machen würde, schließlich muss ich zu Fuß zur Schule gehen und möchte dort nicht mit einer Schnappatmung auftauchen, weil ich gerannt bin. So gerne ich das Frühstück auch auslassen würde, es geht einfach nicht. Erstens weil ich um jede Tages- und Nachtzeit essen kann, und zweitens weil ich zu einem Grinch mutiere, sobald ich am Morgen nichts esse.
Dieses Erlebnis möchte ich meinen Mitschülern gerne ersparen.

Heute steht als erstes Sport auf dem Programm, was an sich ja kein Problem darstellt, doch wir haben Schwimmen und ich habe meine Schwimmsachen nicht dabei. Der Lehrer scheint schon an so etwas gewöhnt sein, denn er winkt mich zu sich und ich muss ihm in einen separaten Raum folgen. Dort sind haufenweise Bikinis und Badehosen, da die Schule anscheinend mal zu viel bestellt hat. Schwimmen ist dort so beliebt, dass man Anfang des Jahres von der Schule ein Schwimm Paket bekommt, welches ausschließlich Badezeug beinhaltet. Ein Glück für mich, sonst könnte ich heute beim Unterricht zusehen und das wäre sehr schade, schließlich liebe ich schwimmen.

Als ich mich umziehe, bemerke ich, dass ich einen total hässlichen Bikini erwischt habe, denn er ist braun und hat Rüschen. Ich meine, wer zieht so etwas freiwillig an? Klar ist es teilweise meine Schuld, aber ich habe mich bei der Auswahl beeilen müssen und das ist dabei herausgekommen. 

Seufzend betrete ich die Schwimmhalle und werde von einem lautstarken Raunen begrüßt, wobei mich ein Paar blaugrauer Augen besonders intensiv zu mustern scheinen...

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Hey, wie habt ihr euch beim Lesen am Abend unter Kontrolle?
Also ich gar nicht... 😁

Ach ja, irgendwelche Lieblingsbücher? Ich weiß,  sowas ist schwer zu beantworten, aber für mich zählt ein Buch erst als ein Lieblingsbuch, wenn ich es 10 Mal gelesen habe und es auswendig kann... :)

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