8| »Leidensgenossen«

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Der Besitzer dieser Augen heißt Koa. Er steht ein wenig abseits und lächelt mir zu. Da ich bis auf ihn und Isy niemanden wirklich kenne, geselle ich mich zu ihm. 

„Hey, sag bloß dieser Bikini stammt aus dem Schwimm Paket?", begrüßt er mich. 

Ich lache peinlich berührt. „Richtig geraten. Ich habe am Morgen nicht daran gedacht, dass wir heute Schwimmen haben. Sowas kommt dann dabei raus." Gemeinsam absolvieren wir die Sportstunde, danach haben wir wieder unterschiedliche Kurse.

Der Vormittag vergeht schleppend und ich bin sehr froh, als wir endlich Mittagspause haben. Ich esse gemeinsam mit Isy an unserem „Stammtisch“ und wir führen richtig tiefgründige Gespräche. Normalerweise lasse ich erst nach einiger Zeit Menschen aus meinem Umfeld an mich heran, doch obwohl wir uns noch nicht lange kennen, mag ich sie und vertraue ihr. Sie erzählt mir aus ihrem Leben und über ihre Zukunftspläne. Im Gegenzug erzähle ich ihr von Irland und über meine Lieblingsplätze dort. Mitten in meiner Erzählung läutet es zum nächsten Kurs und wir machen uns stöhnend auf den Weg. 

Auf halber Strecke schreit Isy plötzlich: „Oh Mann, wir haben ja noch gar nicht unsere Nummern ausgetauscht!“

Ich zucke aufgrund der Lautstärke ihres Satzes zusammen und schaue sie vorwurfsvoll an: „Ich glaube, mein Trommelfell ist gerade geplatzt! Aber du hast Recht, ich gebe sie dir schnell!“

Gesagt, getan, wir tauschen unsere Nummern aus. Jetzt ist aber Eile geboten, denn der Kurs hat mittlerweile bestimmt schon begonnen. Ich habe Physik und Isy Mathematik, deshalb trennen sich unsere Wege.

Ich bin zehn Minuten zu spät, als ich endlich vor dem Kursraum stehe und mich dazu zwinge, anzuklopfen. Ich hasse es nämlich, wenn man aufgrund des Zuspätkommens von allen angestarrt wird. Es bleibt mir jedoch nicht erspart, deshalb bringe ich es schnell hinter mich. Ich klopfe und öffne gleich darauf die Türe. 

Professor Syker sieht mich ziemlich genervt an: „Ah, Ms. MacKenna, schön dass Sie sich dazu herablassen, dem Kurs beizuwohnen. Sie können sich gleich neben Mister O'Connor setzen, dann sind die Zuspätkommenden vereint.“ Ich schaue ihn aufgrund seines abfälligen Tonfalls schockiert an und gehe in Richtung Ky. Dieser sieht mich, genau wie der Professor, genervt an, allerdings erspart er sich im Gegensatz zu diesem einen Kommentar.

Während des Unterrichts schreibe ich gewissenhaft mit und beteilige mich, ganz im Gegensatz zu Ky. Dieser beschäftigt sich unter dem Tisch mit seinem Handy und sieht mich aggressiv an, als ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite ramme. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass sich Syker im Anmarsch befindet und ich ausnahmsweise Ky vor Ärger mit dem unfreundlichen Professor bewahren möchte. Ich tue es jedoch nicht ohne Hintergedanken, denn ich möchte die Gelegenheit, Ky zu ärgern, nutzen. Wie erwartet macht er keinen großen Aufstand, schließlich ist ihm klar, dass ich ihn vor Syker bewahrt habe.

Nach Kursende knurrt er mich jedoch an: „Sag mal was fällt dir eigentlich ein? Du kannst mir doch keinen Boxhieb verpassen!?“

Ich muss grinsen und freue mich innerlich bereits auf unseren Schlagabtausch. „Ach komm schon, das war höchstens ein kleiner Seitenhieb. Ich habe nicht gewusst, dass du so empfindlich bist?“

Ich muss dazusagen, dass ich über die Jahre mein Verhalten ihm gegenüber perfektioniert habe, sodass es mich keinesfalls wundert, dass er schnell von mir genervt ist. Er funkelt mich wütend an und stapft davon, während meine bisher innere Freude über seinen Abgang nun in Form eines Lachens prustend an die Oberfläche kommt.

Nach Schulschluss befinde ich mich auf dem Heimweg, als neben mir plötzlich ein Auto mit getönten Scheiben anhält. Ich bleibe verwundert stehen, als das Beifahrerfenster heruntergelassen wird. 

Zum Vorschein kommt Isy, welche verschmitzt lächelt: „Soll ich dich mitnehmen?“

Ich nicke dankbar und springe ins Auto. „Wie kommt es, dass du hier unterwegs bist? Ich habe dich hier noch nie gesehen?“ 

Sie zuckt mit den Schultern: „Ich fahre zu meinen Großeltern und als ich dich gesehen habe, dachte ich mir, ich nehme dich mit. Wo musst du hin?“ 

„Ich muss in die Ohialoke Street“, antworte ich ihr. Sie nickt und fährt los. Mit dem Auto ist man natürlich viel schneller und zwei Minuten später sind wir schon in meiner Straße. 

„Soll ich dich hier rauslassen?“, fragt sie mich. 

„Ja, das passt gut! Danke und bis morgen!“, sage ich und steige aus. Sie winkt mir beim Wegfahren zu und bald ist sie aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ich drehe mich um, als ich quietschende Reifen höre. Aufgrund meiner Bewegung sehe ich zwei gleißende Lichter, welche mit hoher Geschwindigkeit auf mich zukommen.

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So, hier mal ein fieser Cut 😁
Was denkt ihr, wie geht es weiter?
Freue mich wie immer über Kommentare und Votes. :)

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