24| »Pokerface«

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Es dauert eine ganze Weile, bis ich mich wieder beruhigt habe, in dieser Zeit weicht Luke mir nicht von der Seite, ordert bei den Cops Tee und Süßes für mich und ist sozusagen genauso, wie ich mir einen großen Bruder immer vorgestellt habe. Na ja, aus Erzählungen weiß ich, dass manche auch wirklich eine schlechte Karte gezogen haben, als es um die Auswahl der Geschwister gegangen ist, aber da ich die Erfahrung nie machen werde, kann ich doch gleich nur das Positive sehen, oder?

Agent Berelly hat mich und Luke nach einem kurzem Blickwechsel allein gelassen und biegt, gerade als ich aufstehe um zur Toilette zu gehen, um die Ecke. Luke denkt wohl, dass ich dort ungestört einen Nervenzusammen ausleben werde und fleht Sanna mit Blicken nahezu an, mich dorthin zu begleiten. „Luke, mir geht es wieder besser, ich kann durchaus alleine zur Toilette gehen!", sage ich mit einem gespielten Grinsen. Äußerlich habe ich mich wieder gefasst, aber in meinem Inneren tobt ein Sturm, der von einem heftigen Gewitter begleitet wird und welches sich, laut meinem Gefühl, in naher Zukunft entladen wird.

Er nickt zustimmend und seine gefurchte Stirn glättet sich ein wenig, somit scheint er mein vorgespieltes Gefühlsleben geschluckt zu haben. Sanna beäugt mich jedoch noch misstrauisch: „Aislynn, ich begleite dich. Keine Wiederrede!". Sie sagt es und setzt sich in Bewegung.
Mit einem Seufzen folge ich ihr und schließe zu ihr auf.
Sie mustert mich von der Seite und sagt leise: „Du kannst vielleicht Downey etwas vormachen, aber ich kauf dir deine plötzliche Gelassenheit nicht ab, es wäre in einer solchen Situation eher beunruhigend, wenn du keine Angst hättest. Solltest du irgendetwas brauchen, und sei es nur jemand zum Reden, kannst du mich gerne anrufen. Hier drauf steht meine Nummer." Mit einem hoffentlich guten Pokerface nehme ich die Karte entgegen und sage ruhig: „Danke Agent Berelly. Nur das Sie es wissen: Ich habe nichts vorgespielt, mir geht es wirklich wieder gut, machen Sie sich also keine Gedanken um mich." Sie sieht mich prüfend an: „Wenn du das sagst, wird es wohl so sein. Ich behalte dich trotzdem im Auge."

Als wir von der Toilette zurückkommen, befindet sich Luke gerade in einem Gespräch mit Liko Akana und ich schnappe noch ein paar Gesprächsfetzen auf, bevor sie Sanna und mich sehen und verstummen. Die Wörter „Personenschutz", „Zeugenbefragung" sowie „gefährlicher Wiederholungstäter" sind gefallen und tragen nicht unbedingt zur Aufrechterhaltung meines Pokerfaces bei.

„Luke, ich gehe jetzt nach Hause, ich hoffe das ist in Ordnung?", sage ich zu ihm. Er nickt: „Warte noch kurz, ich hole nur noch etwas aus dem Büro, dann fahren wir gemeinsam." Verwirrt blicke ich ihn an: „Ich kann durchaus alleine nach Hause gehen und das weißt du auch!"
„Aislynn, mach jetzt keinen Aufstand, wir fahren zusammen und dabei bleibt es auch! Keine Wiederrede!", sagt er bestimmend und macht am Absatz kehrt. Ich warte gemeinsam mit Sanna und Liko auf ihn und als er zurückkommt, gehen wir schweigend zu seinem Auto.

Zuhause angekommen, sehen wir als Erstes, dass das Auto von Mariah und Pete wieder in der Einfahrt steht. Ich stöhne auf und Luke sieht mich schräg an: „Was ist denn?".

„Wie soll ich mich nach so einem Tag deinen Eltern gegenüber verhalten, als ob nichts gewesen wäre? Ich bin heute ausgeraubt worden, hatte ein Beinahe-Date mit jemanden, der bis vor kurzem mein Erzfeind gewesen ist, habe anschließend einem Kind das Leben gerettet, nur um dafür dann mit der Info belohnt zu werden, dass es ein Entführer auf mich abgesehen hat. Wirklich, wie soll das funktionieren?" Luke hört mir mit immer größer werdenden Augen zu: „Du hattest ein Date?".
„War ja klar, dass du nur das raushörst und sogar das „Beinahe" komplett ignorierst! Mir reicht es für heute, ich will nur noch meine verdammte Ruhe, sonst nichts mehr!!!", schreie ich, springe aus dem Wagen und knalle die Türe zu.

Danach stapfe ich zur Haustüre, klingle wie eine Verrückte, denn mein Haustürschlüssel befindet sich noch bei dem Irren von heute Morgen, und schiebe Pete, der mir verwundert die Haustüre öffnet, kurzerhand zur Seite, um daraufhin endlich mein Zimmer zu betreten und die Türe zusperren zu können. Länger hätte ich meine Fassade nicht aufrecht erhalten können und es bilden sich bereits die ersten Tränen in meinen Augen. Ich lasse mich aufs Bett fallen, ergreife mein Kopfkissen und schluchze so leise wie möglich dort hinein.

Vor lauter Erschöpfung muss ich wohl kurze Zeit später eingeschlafen sein, denn das Nächste was ich weiß ist, dass ich mit großem Durst und brennenden Augen wach werde. Ich stehe auf, öffne meine Zimmertüre und schreie wie noch nie in meinem Leben, denn eine dunkle Gestalt steht vor mir.

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Die spannenden Szenen hören wohl gar nicht mehr auf...

Mir hat das Schreiben dieses Kapitels sehr gefallen, weil es in der deutschen Sprache so unendlich viele Möglichkeiten gibt, Emotionen darzustellen. Ist mir in eurer Sicht das Kapitel gelungen?

Hier die Antworten auf die Fragen der lieben @Storywriterde :

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Es gibt keinen speziellen Moment, seit dem ich das Schreiben liebe, aber ich denke, dass das Lesen von Büchern eine große Rolle gespielt hat.

Machst du das lange?

Ja, laut meiner Sichtweise schon... Ich habe mit acht Jahren begonnen, damals liebte ich Fantasy und hab auch in dem Genre geschrieben.

Was sind deine Lieblings Genre?

Alles quer durch die Bank. Am liebsten mag ich Romantasy, aber es kommt wirklich auf das Buch an.

xoxo

Wer sonst noch Fragen hat, her damit...

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