41| »Überlebenskampf«

47 13 61
                                    

Ich stehe wie erstarrt da und muss mich wirklich zum Handeln zwingen, denn der Schock darüber, dass mein simpler Plan wirklich hätte böse enden können und somit Liko oder Mea jetzt tot sein könnten, breitet sich erst jetzt in mir aus. Doch woher weiß ich überhaupt, dass nicht einer der beiden, oder gar beide, tot sind? Das ist eben das Problem, ich weiß es nicht und diese Tatsache macht mich regelrecht verrückt! Mit zitternden Fingern wühle ich ihn der Tasche des Schützen nach dessen Handy und werde schnell fündig. Ich wähle 911, schildere, was passiert ist und befolge die Anweisungen, die ich bekomme. Mir wird gesagt, dass ich den Täter, da ich ihn bereits unschädlich gemacht habe, ruhig allein lassen kann und zu meinen Freunden gehen soll. Ich bin schließlich doch noch so geistesgegenwärtig gewesen und habe dem Sanitäter auf der anderen Seite der Leitung gesagt, dass es sich bei zwei der drei möglichen Opfer um Cops handelt und hoffe, dass die Rettungskette aufgrund dieser Info vielleicht schneller in die Gänge kommt, als sonst üblich. Während ich alle notwendigen Auskünfte gebe, sprinte ich die Treppen nach unten, um so schnell wie möglich zu Liko und Mea zu kommen. Der Sanitäter an meinem Ohr plappert währenddessen wild von allem möglichen Ersthilfematerial, welches ich auftreiben soll, um die Blutung zu stillen.

Ich höre mit nur einem Ohr zu und er scheint dies auch zu bemerken, denn er sagt ich kann nun auflegen, da Hilfe bereits unterwegs ist. Ich folge seiner Anweisung und lege auf, denn mittlerweile bin ich bei den dreien angekommen und das Szenario ist sogar noch schrecklicher, als ich es mir ausgemalt habe. Liko liegt verkehrt über Mea, unter den beiden befindet sich eine riesengroße Blutlache. Keano befindet sich schräg rechts von ihnen und scheint putzmunter zu sein, denn seine Augen blicken mich boshaft an. WARUM? Warum Liko und Mea anstelle dieses Dreckssacks? Ich kann sein dreckiges Grinsen nicht mehr ertragen, schließlich habe ich es die letzten Tage fast ununterbrochen zu Gesicht bekommen. Entschlossen gehe ich auf ihn zu und verpasse ihm einen ordentlichen Kinnhacken, der ihn sofort ausknockt. Wäre ja schlimm, wenn er, während ich nach Liko und Mea sehe, türmt oder mich gleich wieder mitnimmt. Nun eile ich zu den beiden und fühle zuerst bei Liko nach dem Puls und erschrecke, denn dieser ist flatternd und kaum spürbar. Ich wiederhole den Vorgang bei Mea, die zum Glück einen stabilen Puls hat. Somit ist klar, wem ich zuerst helfen muss. Behutsam drehe ich Liko um und ein leichenblasses Gesicht blickt mir entgegen. Ich suche sofort nach der Schusswunde und werde sehr schnell fündig. In seinem Bauchraum befinden sich mehrere Einschusslöcher und ich bin mir sicher, dass mindestens ein lebenswichtiges Organ getroffen ist, denn das Blut strömt unaufhaltsam aus den Wunden. Ich ziehe mir sofort meine Bluse aus und presse diese auf die am stärksten blutende Schusswunde, doch aus den anderen quillt weiterhin das rote Leben. Fluchend zerre ich mein Top über den Kopf und mache mit diesem und der Bluse einen provisorischen Verband. Dann blicke ich mich panisch nach anderen Stoffen um und mein Blick bleibt bei Keano hängen. Der Bastard soll büßen! Und sei es bloß in Form einer Verhaftung in Unterwäsche und am besten gleich noch ein fetter Bericht in den Medien - ich gönne es ihm von Herzen. Ich springe auf und laufe zu Keano, doch die Tatsache, dass er bewusstlos ist und seine Hände mit Handschellen gefesselt sind, erschwert mein Vorhaben erheblich. Ich schaue mich suchend um und entdecke ein Messer an der Hüfte von Mea. Dieses schnappe ich mir und trenne den Stoff des T-Shirts auf, danach folgt die Hose. Mit den Sachen in der Hand eile ich zu Liko zurück und muss die schlimmste Wunde bereits neu versorgen, da meine Bluse und das Top bereits komplett mit Blut durchtränkt sind. Als ich annähernd fertig bin und im Grunde nur noch hoffen kann, wende ich mich Mea zu und kümmere mich um ihre Schusswunden, bei denen es sich zum Glück nur um zwei glatte Durchschüsse handelt. Nun weiß ich auch, warum Liko über Mea gelegen ist. Er hat versucht, die Kugeln abzufangen und ist höchstwahrscheinlich nur deshalb in dieser lebensgefährlichen Situation. Er ist wirklich ein Held! Zuerst findet er mich, als ich das erste Mal entführt worden bin, beim zweiten Mal ist er ebenfalls der Erste, der mich findet und er hat mir auch in der Zwischenzeit immer wieder gut zugesprochen. Er verdient all das hier nicht! Keiner von uns, Keano mal ausgenommen!

Wo zum Teufel bleibt dieser Rettungswagen? Und die Cops könnten auch ruhig mal auftauchen, denn ich weiß nicht, wie lange der Schütze bewusstlos bleiben wird und möchte ungern, dass wir erneuert in sein Visier geraten. Plötzlich höre ich es. Das leise Surren einer Kugel. Das Surren einer Kugel, die immer näher kommt. Oh nein! Ich habe nur noch einen Gedanken: Ich muss Liko und Mea schützen, denn ansonsten werden die beiden nie mehr das Licht dieser wunderschönen Welt erblicken. Ich hechte zu den beiden und spüre im selben Moment, wie eine Wucht in mich einschlägt, meinen Körper zur Seite schleudert und mir den Atmen nimmt. Keuchend hebe ich meinen Kopf und sehe erneuert eine Kugel, mit Kurs auf Liko, auf uns zurasen. Ich nehme meine ganze Kraft zusammen und richte mich gerade so weit auf, dass sich Liko und somit auch Mea, hinter mir befinden. Erneuert durchfährt mich ein siedender Schmerz, doch ich weiß, dass das noch nicht das Ende ist.

Ich weiß, dass ich das hier wahrscheinlich nicht überleben werde und es gibt nur einen einzigen Menschen auf dieser ganzen Welt, dem ich etwas schuldig bin. Also zwinge ich mich dazu bei Bewusstsein zu bleiben und hole mit großer Kraftanstrengung das Handy des Schützen aus der Hosentasche. Ich öffne die Telefon App und wähle mit letzter Kraft eine Telefonnummer. Es tutet, einmal, zweimal, siebenmal und ich habe die Hoffnung bereits aufgegeben, als plötzlich eine Stimme ertönt. „Hallo? Wer ist da?". Ich beginne lautlos zu schluchzen und bin nicht in der Lage zu antworten, denn durch einen Schuss zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen und das letzte, was ich höre ist: „Ais? Ais, bist du das? Ist das ein Schuss gewesen? Verdammt, Aislynn, wo bist du? Hörst du mich?".

______________________________________

Ach du liebe Zeit, so dramatisch... Dabei habe ich Beatrix Groß und Storywriterde versprochen, dass Aislynn bald gerettet wird und ich ihr mal Ruhe gönne - doch den ersten Teil habe ich bereits (halb) erfüllt und der zweite wird (gezwungenermaßen) auch eintreffen... Nur wann ist die Frage, die ihr euch stellen müsst. 😈😉

Ach ja, das Wichtigste habe ich doch fast vergessen... Wer ist denn der Besitzer dieser Stimme am Ende? Hm? Any guesses? 🧐🥰

In diesem Sinne, wir lesen uns bei Kapitel 42... 😉❤

FOLLOW ME INTO LOVEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt