44| »Sehnsucht«

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„Wo bist du? Verdammt, wo bist du? Ich brauche dich. Ich... brauche dich so sehr und habe dich nie von mir wegstoßen wollen, bitte verzeih mir meine unbedachten Worte! Ich habe es für dich getan. Kannst du mich hören?", verzweifelt ich irre durch dichten und kalten Nebel und suche jemanden. Wen, das weiß ich nicht, ich weiß nur, dass der Rest meines Lebens davon abhängt, dass ich denjenigen finde. Dumpfe Geräusche begleiten meine Suche, Schatten huschen an mir vorüber und lassen mich schaudern. „Ich weiß nicht, wer du bist, aber bitte komme zu mir! Bitte! Ich muss dich finden! Koste es, was es wolle...", letzteres murmle ich nur noch, denn der Mut verlässt mich und meine Beine versagen den Dienst. Ich sinke langsam zu Boden, umschlinge meine Knie und spüre mein Herz beben. Es pocht dumpf gegen meinen Brustkorb und ruft mit jedem Schlag Sehnsucht in mir hervor. Plötzlich umschlingt eine eiskalte Hand meinen Nacken und drückt zu. Aus mir bricht ein Schrei heraus und ich bin mir nicht sicher, ob ich mich in der Wirklichkeit befinde, denn es ertönt kein Laut. Ich schreie aus vollem Hals, doch mein Schrei ist stumm und voller Verzweiflung. Bin ich denn ganz alleine? Warum ist niemand für mich da, niemand, der mich rettet, mich in eine warme Umarmung zieht und mein Gefühlsleben an meinen Augen erkennt?

Auf einmal höre ich ein lautes, schrilles Geräusch, welches nicht in die Szene passt und sehe mich verwirrt um. Die Nebel lichten sich und die Umrisse meines Schlafzimmers ersetzen diesen. Automatisch greife ich nach meinem Wecker und stelle diesen ab. Ganz langsam begreife ich, dass ich all das geträumt habe und weiß nicht, ob ich mich über diese Tatsache freuen soll. Meine Gefühle und die Sehnsucht nach jemandem Unbekannten haben sich so real angefühlt, waren diese nur ein Traum? Warum schmerzt mich der Gedanke an diesen Traum dann so sehr? Langsam bilden sich Tränen in meinen Augen und ich presse die Hand auf meinen Mund, denn ich möchte nicht, dass mich jemand weinen hört. Schluchzer steigen in mir auf und als meine Hand zur Geräuschdämpfung nicht mehr ausreicht, presse ich meinen Kopf in mein Kissen und weine. Große Tränen kullern aus meinen Augen und versickern im Stoff, begleitet von lautem Schluchzen. Ich kralle meine Finger in das Kissen und suche auf diese Weise nach Trost, doch ich finde keine Erleichterung. Langsam lässt der Schmerz ein wenig nach, doch er verschwindet keinesfalls, sondern wandert tiefer und bleibt. Ich weiß, dass ich wieder zu mir finden muss, doch das ist keinesfalls leicht.

Keine Erinnerung an die Geschehnisse der letzten Wochen zu haben, ist härter als gedacht, doch vielleicht kommt sie zurück? Ich hoffe es so sehr, denn ohne meine Erinnerung werde ich meinen momentanen Gefühlszustand nicht verstehen, geschweige denn ändern können. „Aislynn? Du bist spät dran! Bist du überhaupt schon wach?", ertönt Mariahs Stimme aus dem vorderen Bereich meines Zimmers. Erschrocken blicke ich auf die Uhr und springe aus dem Bett: „Ich bin gleich fertig!", rufe ich Mariah zu und schlüpfe rasch in meine Klamotten. Tja, heute werde ich wirklich zur Schule laufen müssen, um rechtzeitig zum Unterrichtsbeginn dort zu sein. Ich seufze und suche nach meinem Rucksack, doch dieser ist nirgends aufzufinden. Hatte ich gestern nicht... Nein, gestern habe ich meine Handtasche für den Transport der wenigen Schulsachen, die ich brauche, verwendet. Also packe ich diese bei dem Tragriemen und laufe aus meinem Zimmer, zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe hinunter, rufe Mariah ein „Bye!" zu und jogge die Straße runter in Richtung Schule.

Fünf Minuten später muss ich zum ersten Mal stehen bleiben, denn ich bin die rasche Bewegung nicht mehr gewöhnt. Ich schnappe nach Luft und bemerke das Auto erst, als es neben mir stehen bleibt. „Hey Aislynn, soll ich dich mitnehmen? ", fragt mich ein putzmunter aussehender Koa, nachdem die Beifahrerscheibe surrend nach unten gefahren ist, und grinst mich schief an. „Du bist meine Rettung, danke!", sage ich keuchend und steige ein. „Ein cooles Auto hast du", sage ich bewundernd, denn selbst ich erkenne, dass es sich um ein sehr teures Exemplar handeln muss. Er nickt stolz: „Ein Jaguar F-Type, ich hab ihn erst seit einer Woche. „Echt...ganz schön teuer", sage ich trocken und muss aufgrund seines schockierten Gesichtsausdrucks schallend lachen. „Das ist das einzige, was dir dazu einfällt? Ernsthaft? Du enttäuschst mich wirklich", sagt er entsetzt, was dafür sorgt, dass ich noch stärker lachen muss und einen schiefen Blick von ihm ernte. „Wir sind da, Aislynn", unterbricht mich Koa ungehalten und stellt den Motor ab. Dann setzt er seine Sonnenbrille auf und schwingt sich elegant nach draußen. Ich nehme meine Handtasche und öffne die Beifahrertüre, steige aus und ignoriere meine starrenden Mitschüler, bis ich plötzlich einen Blick auf mir spüre, der in mir einen wohligen Schauer auslöst und ich ahne bereits, um wen es sich handelt. Langsam schaue ich nach rechts und meine Augen treffen die blauen von Keylam O'Connor, der mich besorgt ansieht. Bevor das Gleiche wie gestern passiert und sein Blick eine wohltuende Wärme in mir auslöst, wende ich mich von ihm ab und betrete gemeinsam mit Koa, der auf mich gewartet hat, das Schulgebäude. Plötzlich überrollen mich seltsame Bilder, eines handelt davon, wie ich den Gang mit Sonnenbrille entlang gehe, gleichzeitig mit jemandem rede und die Worte „Ich gehe doch nur mit meiner Freundin zusammen zum Unterricht, ist ja nichts dabei, oder?", welche zugleich noch auf irländisch gesprochen worden sind, begleiten diesen kurzen Moment der Erinnerung. Was in aller Welt? Ich denke, außer mir und Keylam O'Connor beherrscht hier an dieser Highschool niemand die Irländische Sprache, doch warum sollte ich mit meinem Erzfeind den Gang hinunter gehen und von ihm als „meine Freundin" bezeichnet werden?

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Nun, ich denke mit dem Inhalt dieses Kapitels habe ich euch sicherlich ein wenig überrascht, doch Ais scheint sich langsam an die gemeinsame Zeit mit Ky zu erinnern... Ihrem emotionalen Befinden würde Ky sicherlich gut tun...👀😈😅

Was denkt ihr über Koas Verhalten? (Nicht vergessen, er hat eine gespaltene Persönlichkeit 😅)

Wie geht es weiter, was meint ihr? 🧭👀🥰

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