Genau diese Frage beschäftigt mich den restlichen Flug über und als wir zur Landung ansetzen, habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde Liko ganz offen darauf ansprechen, denn ich habe die Geheimniskrämerei nun endgültig satt und mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass vieles einfacher ist, wenn man die Dinge einfach anspricht ohne diese unnötig zu verkomplizieren. Wir setzen ruckelnd am Dach des Polizeigebäudes von Waikiki auf, Luke steigt als Erster aus, gefolgt von Sanna, Liko und mir, wobei mir Liko die Hand entgegenstreckt und mir aus dem Hubschrauber hilft.
Luke gibt dem Piloten ein Zeichen und wenig später beginnen die Rotorenblätter zu rotieren und der Hubschrauber hebt ab. Wir werden von Sanitätern in Empfang genommen und ich werde von Luke, entgegen meinem Willen, auf eine Trage gedrückt und nach unten getragen. Getragen! Wie peinlich ist das denn? Ich bin doch nicht sterbenskrank, ich habe nur ein paar Kratzer abgekriegt! Selbst diese werden wieder heilen. Och, so viel Aufregung wegen nichts.
Die Sanitäter bringen mich in einen separaten Raum, Luke und alle anderen Agents, welche an der Rettungsmission beteiligt gewesen sind, werden von deren Boss in irgendeinen Besprechungsraum zitiert und gehen mit ein wenig zerknirschten Gesichtern an mir vorbei. Liko nimmt nicht an dem Gespräch teil sondern geht den Gang in entgegengesetzter Richtung entlang. Mir werden von den Sanitätern Lukes provisorische Verbände abgemacht und sie versorgen meine Wunden mit Salben und bringen neue Verbände an.
Ein wenig später bin ich entlassen und mache mich auf die Suche nach Liko, denn weit kann er nicht sein. Ich suche den gesamten Stock ab und werde trotzdem nicht fündig. Als wäre das nicht ärgerlich genug, kommen mir die Räume plötzlich sehr eng und stickig vor und ich merke, dass ich nicht mehr hier drinnen sein kann.
Hyperventilierend stürme ich in die Richtung, aus der wir gekommen sind und stemme mich gegen die verdammte Türe, welche sich nicht, auch nicht mit Gewalt, öffnen lässt.
Ich bin kurz davor, auszurasten und ein äußerst komisches Gefühl in meinem Brustkorb wird immer erdrückender. Ich will nur noch an die frische Luft, deswegen hämmere mit den Fäusten gegen die Glastür, diese öffnet sich plötzlich und aufgrund meiner Desorientierung dresche ich nicht mehr auf die Türe sondern auf einen warmen Körper ein. Ich werde behutsam am Arm gepackt und nach draußen an die frische Luft gezogen, wo ich endlich tief durchatmen kann und mich langsam beruhige. Mein Körper wird jedoch nach wie vor von Schauern gebeutelt und das dumpfe Gefühl in meinem Brustkorb ist immer noch da.
„Aislynn! Bitte beruhige dich. Ich weiß wie du dich gerade fühlst, aber es geht vorbei, zumindest hat man mir das damals gesagt", sagt Liko mit verzweifelt klingender Stimme. Ich horche auf: „Warum hat das jemand zu dir gesagt? Warst du etwa schon einmal in einer ähnlichen Situation wie ich?" Er schüttelt viel zu schnell den Kopf und wechselt das Thema: „Du bist in Sicherheit und wir werden auch dafür sorgen, dass das so bleibt. Ich kann es nur nochmals sagen, wenn du reden willst, ich bin für dich da." Ich nicke tief berührt und lasse mich langsam zu Boden sinken, denn meine zittrigen Knie tragen mich nur aufgrund großer Willensanstrengung meinerseits.
Plötzlich höre ich im Inneren des Gebäudes jemanden meinen Namen rufen und ich will gerade antworten, als Luke die Glastüre mit einem Ruck öffnet und diese krachend wieder zurück ins Schloss fällt. „Liko. Aislynn. Besprechungszimmer. Jetzt." Sagt es, dreht sich um und geht.
Uff, was ist denn in den gefahren? Liko streckt mir seine Hand entgegen, ich nehme sie und er zieht mich schwungvoll zurück auf meine Beine.Schweigend gehen wir nebeneinander zurück ins Gebäude, den Gang entlang und in Richtung Besprechungsraum. Dort angekommen warten bereits einige Leute auf uns, darunter Luke, der nach wie vor ein grimmiges Gesicht zieht, Agent Berelly und ein fremder Mann in einem Anzug, bei welchem es sich wohl um den Boss handeln muss. Liko zieht die Tür hinter uns zu und gesellt sich zu Sanna.
Der Anzugträger räuspert sich: „Nun, Miss MacKenna, ich möchte mich im Namen des FBIs für Ihre Entführung entschuldigen, allein der Umstand, dass es überhaupt dazu kommen konnte, zeugt von den mehr als ausbaufähigen Fähigkeiten der Agents. Ich möchte keine Zeit verschwenden, kommen wir also gleich zur Sache. Miss MacKenna, haben Sie irgendetwas gesehen oder gehört, was uns zu Ihrem Entführer führen könnte? Die Agents vor Ort haben alles überprüft und nichts weist auf die Identität des Täters hin."
Seine Frage möchte ich zunächst verneinen, doch mir schwirrt plötzlich der Kopf: „Wie kommen Sie darauf, dass es nur ein Täter gewesen ist? Ich bin von zwei Männern, an deren Gesichter ich mich nur allzu gut erinnere, in einem weißen Lieferwagen entführt worden. Unterwegs bin ich aufgrund des Chloroforms bewusstlos geworden, als ich im Frachtraum des Bootes aufgewacht bin, ist ein Mann mit einem richtig eklig stinkenden Atmen zu mir gekommen, der nächste Mensch, dem ich begegnet bin, hat auf mich geschossen, woraufhin eine autoritäre Stimme dem Schützen Einhalt geboten hat. Ich schätze, dieser Mann steckt hinter allem, da er was von ,nicht erschießen!', gebrüllt hat und dann noch hinzugefügt hat, das er dann keinen Spaß mehr mit mir haben könne."
Ich beäuge den Boss misstrauisch, doch er reagiert auf meine Schilderung wie jemand, der diese zum ersten Mal hört. Ich lasse meinen Verdacht also fallen und in genau diesem Moment fällt mir wieder die Kiste mit den Stofftaschentüchern und den Briefen ein.
„Mir ist gerade etwas, wahrscheinlich unbedeutendes, eingefallen. In dem Frachtraum müsse normalerweise eine Kiste mit Briefen und Stofftaschentüchern stehen. Vielleicht steht in den Briefen etwas, das bei den Ermittlungen weiterhelfen kann. Ach, ich hab sogar eines mitgenommen. Wartet mal..."
Ich suche in meiner Hosentasche danach und werde rasch fündig. Triumphierend halte ich es in die Höhe und lautes Keuchen aus zwei verschiedenen Kehlen erfüllt daraufhin den Raum.
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In diesem Kapitel realisieren zwei Personen einen Zusammenhang...
Habt ihr eine Idee, wer diese Personen sein könnten und um welchen Zusammenhang es sich handelt? ❤️Wie immer, ich freue mich auf eure Gedanken zu der Handlung... ❤️
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Misteri / Thriller𝑩𝒂𝒏𝒅 𝑰 𝒅𝒆𝒓 𝑭𝒐𝒍𝒍𝒐𝒘-𝑹𝒆𝒊𝒉𝒆 Aislynn MacKennas Leben als irische Austauschschülerin auf Hawaii wird von etwas Düsterem und Gefährlichem überschattet. Von etwas, dass nur sie selbst lichten kann. Wird Aislynn dies gelingen und kann sie...