45| »Absturz«

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Genau diese Frage beschäftigt mich noch den ganzen Tag über. Koa hat mich zum Glück nicht nach dem Grund für meinen veränderten Gemütszustand, welcher seit meinem Betreten der Highschool herrscht, gefragt und selbst wenn er gefragt hätte, wäre meine Antwort äußerst spärlich ausgefallen. Ich weiß den Grund schließlich selbst nicht! Mittlerweile frage ich mich, was in den letzten Wochen zwischen mir und Keylam O'Connor vorgefallen ist, denn eines ist klar: Es ist etwas vorgefallen und ich werde alles dafür tun um herauszufinden, was geschehen ist. Im Moment beschäftigen mich jedoch meine „Flashbacks". Bis jetzt habe ich erst zwei davon gehabt, doch sind diese so plötzlich aufgetreten, dass ich den Auslöser dafür nicht benennen kann. Etwas daran ist jedoch merkwürdig. Beide Male ist Keylam in der Nähe gewesen und beim ersten Mal hat er mir sogar geholfen, etwas, von dem ich nicht einmal wusste, dass er es beherrscht. Zu helfen, meine ich.

Gerade bin ich auf dem Weg von der Highschool nach Hause, wobei ich auf Mariahs verhätschelnde Art und Lukes geistige Abwesenheit nicht wirklich Lust habe. Es ist so nervig, wenn man ihn vier Mal ansprechen und beim fünften Mal überhaupt schreien muss, damit er einem endlich zuhört. Ich habe zwar keine Ahnung, warum er zurzeit so drauf ist, doch ich denke es hat etwas mit seiner Arbeit zu tun. Er ist derzeit ein Security-Mitarbeiter bei einer großen Firma und möchte Ende des Monats wieder in seine eigene, mittlerweile renovierte, Wohnung einziehen. Seinem Mitbewohner hat er damals nach dem Feuer gekündigt, nun zieht ein Arbeitskollege bei ihm ein.

Dieser hat gerade einen längeren Krankenhausaufenthalt hinter sich und Luke hat sich scheinbar während dieser Zeit mit ihm angefreundet. Woher ist das weiß? Ich darf dem werten Herren, also Luke, bei seinem Umzug helfen! Er hat gefühlt eine Tonne Krempel, den er transportieren muss und dafür einen riesigen Umzugslaster gemietet, damit er mit dem Auto nicht so oft hin und her fahren muss. Um mich rumzukriegen, hat er mir lang und breit von seinem neuen Mitbewohner erzählt und dass dieser ihm leider nicht helfen kann, weil er derzeit noch Krücken benutzen muss. Somit muss ich darf ihm tragen helfen und hätte damit eigentlich auch kein Problem, doch scheinbar hat Luke in den Wochen, an die ich mich nicht erinnern kann, Keylam kennengelernt und es hat sich herausgestellt, dass dieser in unserer Nähe wohnt. Überraschung! Er hat Keylam gefragt, ob dieser uns beim Umzug helfen könnte und dieser Verräter hat Ja gesagt! Was habe ich angestellt, dass mich das Karma so bestrafen muss?

Kurzerhand beschließe ich, heute mal nicht direkt von der Schule nach Hause zu gehen und biege rechts ab, in Richtung eines Cafés. Dort angekommen bestelle ich mir etwas zu essen und hole, während ich warte, mein neues Smartphone heraus und lade endlich die ganzen Backups runter. Bisher habe ich dafür nämlich keine Zeit gefunden und außerdem die ganzen WhatsApp Chats und all den anderen Kram nicht wirklich gebraucht. Als das Essen gebracht wird, bin ich damit fertig und genieße die leckeren Crêpes. Plötzlich sehe ich vor meinem inneren Auge Bilder von Keylam und mir, wie wir lachend beim Essen sitzen und immer wieder vom Teller des anderen naschen. WIE BITTE? Ich kann nicht glauben, welche Streiche mir mein Gehirn spielt und winke dem Kellner, denn ich möchte solche Bilder heute wirklich nicht schon wieder sehen und kenne nur einen Weg, diese zum Erlöschen zu bringen. Alkohol. Und zwar reichlich. Ich bestelle mir sechs Single-Malt-Whiskeys und kann endlich mal von meinem gefälschten Ausweis, welchen mir meine Freunde zuhause in Irland geschenkt haben, profitieren. Der Kellner schluckt die Lüge, dass ich bereits 21 Jahre alt bin und bringt mir, mit Verwunderung in den Augen, die Whiskeys. Wahrscheinlich erlebt er es selten, dass jemand in meine Alter schon am späten Nachmittag sechs Whiskeys ordert.

Normalerweise trinke ich sehr selten und dementsprechend schnell spüre ich die Wirkung des Alkohols, als ich den ersten Whiskey runterkippe. Eine wundervolle Wärme breitet sich in mir aus und ich spüre, wie mein Gedankenkarussell langsamer wird und schließlich zum Stillstand kommt. Ich nippe an dem zweiten Glas Whiskey und als dieses leer ist, werden auch die Bilder von Keylam und mir, wie wir freudig beim Essen sind, immer verschwommener und machen schließlich, als ich beim letzten Glas angekommen bin, einer wohltuenden Leere Platz. Doch diese Leere ist mit einem starken Schwindel verbunden und ich merke, wie ich langsam die Kontrolle über meinen Körper verliere. Schwankend stehe ich auf, nehme mein Portmonee aus der Handtasche und zahle, bevor ich das Café verlasse und eine kleine Seitenstraße entlangtorkle. Ich verfluche mich bereits für meine übereilte Entscheidung, Alkohol zu trinken, denn dieser löst die Probleme nicht, nein, er verdrängt diese nur und sie kommen später wieder. Ich hasse mich. Ich hasse mich wirklich „ICH HASSE MICH!", brülle ich nun lautstark und das Echo hallt an den Wänden der Häuser um mich herum wieder. Ich hasse mich dafür, dass ich so schwach bin, dass ich meine Erinnerung verloren habe und in den einzigen Erinnerungsbruchstücken immer wieder Keylam vorkommt.

Ich lasse mich gegen die nächstbeste Hauswand fallen und lehne meine Stirn an diese, ehe ich mit meinem Arm aushole und meine Finger, zur Faust geballt, am harten Beton auftreffen. Ich hole erneuert aus, doch mitten im Schwung wird mein Arm gestoppt und ich hebe meinen Kopf, um zu sehen, wer mich bei der Auslebung meines Selbsthasses stört. Ich blicke geradewegs in Richtung der Sonne, welche meine Augen zum Flirren bringt und bunte Kreise und Muster aufleben lässt. Geblendet schließe ich die Augen und bekomme nur noch mit, dass plötzlich ein Arm um meine Hüfte geschlungen wird und ich, bevor ich ohnmächtig werde, hochgehoben werde und somit vor einem üblen Sturz bewahrt werde.

Hektische Stimmen wecken mich einige Zeit später auf, doch ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, geschweige denn weiß ich, wo ich bin. Ich spitze die Ohren, doch kann ich die Stimmen aufgrund des Durcheinanders nicht erkennen. Stöhnend setze ich mich auf und halte meinen Kopf, denn dieser pocht wie verrückt und ich habe das Gefühl, als würde dort ein Schlagzeuger sein Bestes geben. Ich schaue mich mit blinzelnden Augen um, denn diese sind so trocken, als ob mein Körper seine gesamte Flüssigkeit verloren hätte. Ich erkenne, bis auf die wenigen Möbel, ein leeres Zimmer und rieche... Desinfektionsmittel? Ich bin doch nicht etwa...?

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Tja, ich kann noch fieser sein, als ich ohnehin schon bin, wie ihr sehen könnt. 😎😂

Was hat Ais bitte geritten, so viel Alkohol zu trinken? Und um wem handelt sich es bei dem Unbekannten? ¯\_(ツ)_/¯

Fragen über Fragen, ich freue mich über eure Theorien... 😈👀🥰🥰

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