Überrumpelt keuche ich laut auf und merke, wie mir die Luft knapp wird. Ich habe plötzlich einen Flashback und bin wieder im Lagerraum des Bootes, der Mann mit dem stinkenden Atmen steht vor mir und jemand schnürt meinen Hals zu. Warte. Letzteres ist noch nie passiert! In welches kranke Spiel verwickelt mich mein Gehirn? Meine Gliedmaßen erschlaffen und ich sacke zusammen. Ich schlage hart auf dem Boden auf und sehe für einen kurzen Moment Sterne vor meinen Augen. Hach, wie schön. Diese Ruhe. Ich habe sie in den letzten Tagen gefürchtet, doch nun sorgt sie dafür, dass mein Gedankenkarussell zum Stillstand kommt. Ich lasse mich sinken und sehe ein weißes Licht, das immer näher zu kommen scheint. In Sekundenschnelle hat es mich erreicht, hüllt mich ein und bringt mir die Erleichterung, nach der ich mich gesehnt habe und zaubert ein leichtes Lächeln in mein blasses Gesicht. Ein Gefühl von innerem Frieden breitet sich in mir aus und macht meinen Körper schwerelos, bringt mich in ungeahnte Sphären, in welchen ich am liebsten für immer verweilen würde.
Viel zu schnell ist alles vorbei. Eine bekannte Stimme reißt mich aus meiner heilen Welt und katapultiert mich augenblicklich ins Geschehen zurück. Keuchend schnappe ich nach Luft und reiße die Augen auf. Das erste, was ich sehe, ist ein beachtlicher männlicher Knackarsch unmittelbar vor mir. Genießerisch betrachte ich die Aussicht, bis sich auch die letzte Verwirrung lichtet und ich realisiere, dass ich gerade kopfüber von jemandem getragen werde und auch nur deshalb... Oh mein Gott! Ich schlage mit den Fäusten auf denjenigen ein, der mich verkehrt herum auf seiner Schulter trägt und es aufgrund der schaukelnden Bewegungen schafft, dass ich mich fast übergeben muss - die Betonung liegt auf ‚fast'. Schließlich werde ich sanft auf festem Boden abgesetzt und blicke direkt in die Augen von...Liko? Was zur Hölle?
Vor Schreck bekomme ich Schluckauf und stehe nun hicksend vor Liko, Keano und... Kys Mum? Ich hebe reflexartig meine Hand und drücke sie auf meinen Mund, um das Hicksen zu unterdrücken. „Sie sind doch Kys Mum, nicht wahr?", frage ich sie und sie sieht mich verwundert an. „Ja, ich bin Keylams Mutter, falls du ihn mit ‚Ky' meinst. Woher kennst du meinen Sohn?", fragt sie mich. Ich muss aufgrund ihrer Frage schlucken, denn der Gedanke an Ky und daran, wie ich ihn abserviert habe, lässt mein Herz gefrieren. „Ich kenne ihn aus Irland, wir sind dort auf dieselbe Schule gegangen und machen unser Austauschjahr zufällig beide an der Kalani Highschool." Sie mustert mich prüfend und scheint sich mit dieser wagen Antwort zufrieden zu geben. Doch die Räder in meinen Kopf haben zu rattern begonnen und bald setzen sich die kleinen Einzelteile zu einem großen Ganzen zusammen. Jetzt ergibt alles Sinn. Ky hat mir, bevor ich das erste Mal entführt worden bin, gesagt, dass seine Mum aufgrund beruflicher Gründe lange weg gewesen ist und sein Dad und er nur deshalb nach Irland gezogen sind. Ich habe mit vielem gerechnet, doch nicht damit, dass Kys Mum eine Agentin ist, denn zu dieser Schlussfolgerung bin ich nun gekommen, warum sonst sollte sie hier sein?
„Leute, ich will euch ja nicht störe, doch wir sollten langsam mal los, bevor Keanos Männer sein und Aislynns Verschwinden bemerken", sagt Liko genervt und verpasst im selben Augenblick Keano mithilfe seiner Glock einen Schlag in den Rücken und treibt ihn so vor sich her. Kys Mum wendet sich mir zu: „Ich bin übrigens Alamea O'Connor, du kannst mich jedoch gerne Mea nennen." Ich nicke und wir folgen Liko, der mit Keano bereits einige Meter vor uns ist. Plötzlich sehe ich im Augenwinkel ein helles Blitzen und seltsamerweise weiß ich sofort, um was es sich handelt. „Runter!", brülle ich lautstark und ziehe im nächsten Moment Mea mit mir zu Boden. Es ist ein Schuss auf uns abgefeuert worden, jedoch ist scheinbar ein Schalldämpfer verwendet worden, denn man hat rein gar nichts hören können.
Mea übernimmt nun die Kontrolle und deutet in Richtung eines Baumes, hinter dem ich in Deckung gehen soll. Sie selbst zieht eine Waffe aus ihrem Holster, welches versteckt an ihrer Hüfte angebracht ist und umschließt diese mit beiden Händen. Professionell duckt sie sich und rückt zu Liko und Keano vor, die sich jedoch außerhalb meines Sichtfeldes befinden. Wieso passiert so etwas? Jetzt sind wir beinahe in Sicherheit gewesen und plötzlich schießt jemand auf uns? Gott, ich hoffe, dass es Liko gut geht, Keanos Zustand ist mir nämlich sowas von schnuppe und meinetwegen kann er gerne abkratzen.
Erneuert sehe ich es aufblitzen und warne die anderen erneuert, denn mehr kann ich nicht tun, ich bin schließlich kein verdammter Agent. Plötzlich ertönt ein lauter Schrei und ich zucke erschrocken zusammen. Ich weiß, dass einer der drei getroffen worden ist und ich bete, dass es nicht Mea oder Liko sind. Ich halte das Warten und die Ungewissheit nicht mehr aus und möchte gerade zu den dreien robben, als erneuert ein Schuss fällt, welcher von einem Aufstöhnen begleitet wird. Ich weiß, dass es nun an mir ist zu handeln, und genau das tue ich auch. Mein Verstand sagt mir, dass es nichts bringt, nach Liko oder Mea zu sehen, denn sie stehen unter Beschuss und ich würde mich nur selbst in Gefahr bringen und bei meinem, nicht vorhandenen, Glück angeschossen oder gar erschossen werden. Ein anderer Plan muss her. Ich denke angestrengt nach, bis mir schließlich die Lösung aller Probleme in den Sinn kommt. Leise stehe ich auf und blicke, meinen Körper hinter dem Baum versteckt, in Richtung des Schützen. Ich sehe jedoch niemanden und somit ist mein Schicksal besiegelt.
Ich laufe, so schnell wie noch nie in meinem Leben, in Richtung Eingangstüre des Gebäudes, von dem aus der Schütze geschossen hat. Dies tue ich, nachdem ich mir sorgfältig die Etage und das Fenster gemerkt habe, aus welchem die Schüsse abgefeuert worden sind. Erleichtert, dass keine weiteren gefallen sind, husche ich in das Gebäude und mache mich auf den Weg zum Schützen. Ja, genau das ist mein Plan, den Schützen unschädlich zu machen und somit Liko und Mea zu retten. Außerdem wäre es richtig nett, wenn Keano auch noch für seine verfluchten Taten leiden muss und er dementsprechend noch nicht von diesem Möchtegern-Killer erschossen worden ist. Kurze Zeit später erreiche ich die Etage, aus welcher die Schüsse gefallen sind. Ich orientiere mich und schleiche Richtung Schütze, wobei ich hoffe, dass dieser mein Verschwinden noch nicht bemerkt hat und somit der Überraschungseffekt auf meiner Seite ist. Bei der vermeintlich richtigen Türe angekommen, sehe ich, dass diese einen Spalt offen steht. Ich drücke sie leise mit der Schulter auf und sehe eine Gestalt in einem schwarzen Hoodie an einem der bodenlangen Fenster liegen, der Lauf eines Scharfschützengewehrs ragt durch ein Loch, welches in das Glas geschnitten worden ist.
Auf Zehenspitzen nähere ich mich der am Boden liegenden Gestalt und sehe, dass diese kurz davor ist,erneuert den Abzug zu drücken. Bevor dies der Fall ist, werfe ich mich auf die Gestalt und verpasse ihr einen brutalen Faustschlag an die Schläfe, welcher sofort zu einem K. O. führt, da ich mich nicht zurückgehalten, sondern den Schlag durchgezogen habe. Ich spüre, wie der Schütze unter mir erschlafft und bewege mich nun vorsichtig. Langsam ziehe ich das Gewehr aus den schlaffen Händen des Schützen, sichere es, lege es neben mich und ziehe meinen Gürtel aus den Gürtellaschen meiner Hose. Dann ergreife ich die Hände der Gestalt, biege diese auf deren Rücken und fessle sie schließlich mit dem Gürtel. Erst dann richte ich mich auf und betrachte die Szene, die sich mir ein paar hundert Meter entfernt bietet und fahre erschrocken zusammen, denn selbst aus dieser Distanz ist die Blutlache leicht zu erkennen.
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Ui, wie hat mir das Schreiben von diesem Kapitel Spaß gemacht - es gibt ja nichts Schöneres, als euch mit dem Plot zu überraschen (na ja, eigentlich überrascht er mich auch, aber was solls). 😂
Tja, ihr hattet ja einige Vermutungen im letzten Kapitel, unter anderem die fixe Überzeugung, dass Liko eigentlich Likeke ist, der damals verschwunden ist... Pah, wie kommt ihr denn auf sowas? 😕🧐 Na ja, des Rätsels Lösung ist in den nächsten Kapiteln enthalten und ich freue mich schon echt... 😂
Noch eine Frage an euch: Was gefällt euch an "Follow me into love" und warum lest ihr es? (Bin einfach mal neugierig 😉🥰) Ihr müsst aber nicht antworten, wenn ihr nicht wollt. 😘
Und zur Krönung, hier noch ein paar Autoren, deren Bücher ich euch wärmstens an Herz legen möchte:
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Mystery / Thriller𝑩𝒂𝒏𝒅 𝑰 𝒅𝒆𝒓 𝑭𝒐𝒍𝒍𝒐𝒘-𝑹𝒆𝒊𝒉𝒆 Aislynn MacKennas Leben als irische Austauschschülerin auf Hawaii wird von etwas Düsterem und Gefährlichem überschattet. Von etwas, dass nur sie selbst lichten kann. Wird Aislynn dies gelingen und kann sie...