Ich realisiere die Bedeutung der Worte erst, als ich sie ausgesprochen habe. Ky scheint jedoch auch schon etwas Ähnliches gedacht zu haben, denn er wirkt nicht sonderlich erstaunt. Ganz im Gegenteil, er mustert mich mit einem beinahe beschützerischen Blick. Nicht wissend, was ich zu ihm sagen soll, sitze ich schweigend neben ihm und betrachte die anderen Schüler, die nach und nach aus dem Schulgebäude kommen. Als Ky zu reden beginnt, wende ich meine Aufmerksamkeit ihm zu: „Es tut mir so leid, dass ich Koa nicht habe aufhalten können. Ich war wie erstarrt als ich dich auf der Straße habe stehen sehen und bin nicht in der Lage gewesen, etwas an der Situation zu ändern. Du hast dich ziemlich verletzt, nicht wahr?" Ich bin sehr verwundert über seine Worte und lasse mir mit meiner Antwort ein wenig Zeit. Er sitzt geduldig neben mir und wartet, bis ich zu sprechen beginne: „Ich nehme deine Entschuldigung an und das, was ich vorhin zu dir gesagt habe, tut mir wirklich sehr leid. Ich hätte dich nicht gleich beschuldigen dürfen, ohne genauer nachzufragen. Was deine Frage betrifft: Ja, ich habe mir wehgetan, aber es ist auszuhalten. Es hätte weitaus schlimmer kommen können."
Er betrachtet mich aufmerksam und sagt nach einer Weile: „Ich will mich ja nicht einmischen, schon gar nicht nachdem ich auch involviert gewesen bin, aber du scheinst wirklich starke Schmerzen zu haben. Bist du bei einem Arzt gewesen?" Ich schüttle den Kopf: „Nein, es ist nicht nötig." Daraufhin sagt er: „Darf ich?", und deutet auf meinen Arm.
Zögerlich stimme ich zu und er beginnt die Ärmel meine langärmligen Shirts hochzukrempeln. Ich versuche mir die dabei entstehenden Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Als mein Arm zur Hälfte freigelegt ist, hört Ky auf und beginnt, den Verband abzuwickeln. Ich könnte ihn zwar aus Stolz stoppen, aber da er Medizin studieren möchte und sein Dad ebenfalls Arzt ist, denke ich dass er mir weit besser helfen kann als ich mir selbst.
Ky reißt die Augen weit auf und begutachtet die Abschürfungen. Als er jedoch aufspringt und mit einem „Wart mal kurz", in Richtung Schule verschwindet, komme ich mir ziemlich blöd vor. Warum habe ich ihn nicht, wie sonst auch immer, stehen gelassen und stattdessen seine Hilfe angenommen? Ich scheine wohl immer noch nicht klar denken zu können.
Fünf Minuten vergehen, dann zehn und nach fünfzehn Minuten stehe ich schließlich auf und gehe, als ich plötzlich seine Stimme höre. „Warte auf mich!", ruft er und ich bleibe seufzend stehen. Er kommt mit einer Ledertasche in der Hand auf mich zu und ich kann ihn mir bildlich, sagen wir mal in so zehn Jahren, als Arzt vorstellen. Ich muss grinsen und er schaut mich deshalb verständnislos an, fängt aber dann auch zu lachen an.
Wir gehen in den Kamole Park, der sich in der Nähe der Highschool befindet. Dort beginnt er meine Arme ordentlich zu desinfizieren und schmiert noch eine fast klare Salbe auf die Abschürfungen, bevor er mir einen neuen Verband anlegt. Als er fertig ist und ich mir die Ärmel wieder runtergezogen habe, sagt er: „Hier, für dich!", und reicht mir die Salbe, welche er mir gerade aufgetragen hat. Als ich sie ihm aus der Hand nehme, schauen wir uns in die Augen und ich erkenne plötzlich, dass seine kühle Fassade bröckelt und sein wahres Ich zum Vorschein kommt...
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So, hier mal ein Einblick in die fürsorgliche Seite von Ky/Keylam. ♥
By the way, gefällt euch der Name Ky oder Keylam besser? ♦
Wie immer, ich freu mich über euer Feedback, generell über Kommentare und natürlich Votes...
(Ich habe übrigens am Donnerstag schriftliche Deutschmatura gehabt, hoffe echt das es was geworden ist...😂)
An alle, die nicht wissen, was die Matura ist: das österreichische Wort für Abitur 😁
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غموض / إثارة𝑩𝒂𝒏𝒅 𝑰 𝒅𝒆𝒓 𝑭𝒐𝒍𝒍𝒐𝒘-𝑹𝒆𝒊𝒉𝒆 Aislynn MacKennas Leben als irische Austauschschülerin auf Hawaii wird von etwas Düsterem und Gefährlichem überschattet. Von etwas, dass nur sie selbst lichten kann. Wird Aislynn dies gelingen und kann sie...